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In Neuseeland

Tāne Mahuta – der Baum, der Menschen zum Weinen bringt

Tāne Mahuta
Das ist der gigantische Kauri-Baum Tāne Mahuta im Waipoua Forest der Northland-Region in Neuseeland Foto: Getty Images
Anna Wengel
Freie Autorin

13.10.2021, 17:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In Neuseeland steht der größte noch lebende Kauri-Baum der Welt, Tāne Mahuta. Und der berührt Menschen in Scharen. Manche sind so ergriffen, dass ihnen die Tränen kommen. TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel war dort und hat aufgeschrieben, was den Baum so einzigartig macht – und wieso Besucher sich die Schuhe putzen müssen, bevor sie ihn sehen dürfen.

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Plötzlich ist alles anders. Still. Innerlich und äußerlich. Unwirklich. Berührt mich irgendwie. Aber warum? Gerade noch bin ich auf einem kleinen, angelegten Holzweg durch den Regenwald des Waipoua Forests gelaufen. Mit meinen wetteruntauglichen Boots über nasses Holz gerutscht. Vor und neben mir nichts als dichtes, sattes Grün. Farn, wie er so typisch für Neuseeland ist. Außerdem riecht es anders: nach Regen, nassen Blättern und Wald. Meine Freundin und ich haben wegen irgendwas gelacht. Vor und hinter uns sind Touristen, die Geräusche von sich geben. Bis sie es auf einmal nicht mehr tun.

Tāne Mahuta – der Baum, der Menschen zum Weinen bringt

Meine Freundin hält mich fest und deutet nach links. Jetzt sehe ich den Grund für die Ad-hoc-Stille: Ein riesiger Koloss steht da. 51,2 Meter hoch. 13,77 Meter Umfang. „Darf ich vorstellen? Tāne Mahuta. Der Herr des Waldes“, sagt sie lächelnd. Der ist aber groß, denke ich, und fühle mich ganz klein. Ungläubig staune ich diesen Hünen von Baum an.

Tiefe graubraune Furchen strecken sich viele Meter in die Höhe. Aus meiner mickrigen Menschen-Perspektive ist es gar nicht mal so leicht, die Wipfel des Monsterbaums zu erspähen. Hinter den Minibüschen im Baum ist der Himmel. Sonnenstrahlen schaffen es nicht durch die Zweige. Oder da sind gerade keine. Wir stehen im Schatten.

Tāne Mahuta
Die Stimmung am und um den Tāne Mahuta herum ist besonders, anrührend – manche Menschen bringt der Baum sogar zum Weinen Foto: Anna Wengel

Ich schaue mich um. Menschen stehen rum, schauen, staunen. Die eine oder andere Kamera wird in die Höhe gereckt. Niemand sagt ein Wort. Jeder scheint mit sich und der Energie um sich herum beschäftigt. Ergriffen. Von einem auf den anderen Moment scheinen Stress, Sorgen, alles Störende, nebensächlich. Der Baum hat alle Aufmerksamkeit. Stark und stumm. Heute wie immer. Mir fällt es schwer, diese Stimmung auf Worte zu reduzieren, die der Baum und sein Zuhause ausstrahlen. Friedlich, ruhig und gleichzeitig sehr anrührend. Dieser Ort ist besonders.

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Der Riesenbaum Tāne Mahuta ist fast so alt wie Jesus

Der Tāne Mahuta oder Lord of the forest, wie er auch genannt wird, ist der größte bekannte Kauri-Baum und einer der größten Bäume der Welt. Sein Alter wird auf 1500 bis 2000 Jahre geschätzt, er ist also fast so alt wie unsere christliche Zeitrechnung. Der immergrüne Baumriese steht in einer heiligen Maori-Stätte nahe der Stadt Dargaville im Northland von Neuseelands Nordinsel.

Tāne ist der Waldgott der Maori, der indigenen Bevölkerung Neuseelands. Der Legende nach sind die Eltern des heiligen Baums der Himmelsvater Ranginui (kurz Rangi) und die Erdenmutter Papatūānuku (kurz Papa). Deren Umarmung hat das Kind, Tāne, durchbrochen und damit für Licht, Raum und Luft auf der Erde gesorgt. Alle Lebewesen werden deshalb als Kinder Tānes betrachtet.

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Darum muss man sich bei einem Besuch die Schuhe putzen!

Übrigens: DerTāne Mahuta war nicht immer das Größte seiner Art. Ein deutlich größerer neuseeländischer Kauri-Baum mit einem Umfang von mehr als 26 Metern soll früher auf der Coromandel Peninsula, ebenfalls im Norden Neuseelands, gestanden haben. Dieser fiel – wie viele andere Kauri-Bäume – Holzschlägern zum Opfer. Die wenigen verbliebenen Kauri-Bäume in der Region sind auch heute wieder vom Aussterben bedroht. Der Grund: der Eipilz Phytophthora taxon Agathis (kurz PTA), landläufig als Kauri dieback bekannt.

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Wird ein Baum infiziert, faulen seine Wurzeln. Die Blätter werden gelb, und der Baum stirbt. Es wird angenommen, dass die Krankheit sich über infizierte Böden verbreitet. Entsprechend sind Besucher in Neuseeland angehalten, sich vor Betreten vieler Wälder die Schuhe zu reinigen. Dafür wurden an den Waldeingängen Schuhputzanlagen aufgestellt. Sollten Sie also den Tāne Mahuta in Lebensgröße sehen wollen, dann säubern Sie sich am Waldeingang unbedingt Ihre Sohlen – und genießen dann diese besondere Ruhe!

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Der Baum auf der Karte:

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Hinweis: Unsere Autorin hat Neuseeland im Jahr 2019 besucht. Das Land ist bisher von COVID-19 verhältnismäßig wenig betroffen. Dennoch rät das Auswärtige Amt derzeit aufgrund fortbestehender Einreisebeschränkungen von nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Neuseeland ab (Stand: 13. Oktober 2021).

Themen: Neuseeland
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