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In Belfast

Ehemaliges Folter-Gefängnis Crumlin Road Gaol ist heute ein Touristen-Magnet

Nordirland
Das Crumlin Road Gaol war einst das berüchtigtste Gefängnis in Nordirland – und ist heute eine Touristenattraktion Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

10.03.2021, 06:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Einst Nordirlands berüchtigtstes Gefängnis, ist das Crumlin Road Gaol heute eine der beliebtesten Touristenattraktionen des Landes. Das liegt auch an einem ungewöhnlichen Angebot, mit dem der ehemalige Folter-Knast Verliebte anlocken möchte.

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Im nordirischen Belfast steht ein riesiger Gebäudekomplex, der sich in den vergangenen Jahren zu einer der größten Touristenattraktionen der Stadt entwickelt hat: Hier finden normalerweise Konzerte und Partys statt, man kann in einem Restaurant essen und sogar in dem alten Gemäuer heiraten. Crumlin Road Gaol, wie der Ort heißt, war einst das berüchtigtste Gefängnis des Landes, bekannt auch als das „Alcatraz von Europa”.

Eröffnet 1846, wurde es schon bald bekannt für die unmenschlichen Haftbedingungen und Bestrafungen, die widerspenstige Gefangene erwarteten. Das fing schon an bei der „Haltung” der Sträflinge, wie das Magazin „History Ireland” berichtet: Sie waren strikt voneinander untergebracht, durften niemals miteinander reden. Musste jemand seine Zelle verlassen, so wurde ihm ein Sack über den Kopf gezogen. Wer auffällig wurde, bekam nicht selten die „Neunschwänzige Katze” zu spüren, eine besonders grausame Peitsche.

Brutales Gefängnis Crumlin Road Gaol

Nordirland
Wo einst Gefangene einsaßen und gefoltert wurden, befinden sich heute ein Museum und ein Restaurant -und sogar heiraten kann man hier. Foto: Getty Images

Nicht nur Männer wurden hier im Laufe der 150-jährigen Geschichte des Gefängnisses festgehalten, sondern auch Frauen und sogar Kinder. Und auch zu Hinrichtungen kam es hier, insgesamt wurden 17 Menschen in dem Gefängnis gehängt. Die ersten drei sogar öffentlich, vor einem „Publikum” von bis zu 20.000 Zuschauern. Die Leichen dieser Verurteilten, allesamt Männer, liegen auch heute noch auf dem Gelände des Gefängnisses verscharrt, die Gräber sind nicht markiert. Die einzige Erinnerung an sie sind ihre Initialen und das Datum ihrer Hinrichtung, die in eine Gefängnismauer gekratzt wurden.

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Doch das waren nicht die einzigen tragischen Todesfälle im Crumlin Road Gaol: Laut „Culture Northern Ireland” erhängte sich am 27. April 1857 der erst zehnjährige Patrick Magee in seiner Zelle, nachdem man ihn zum wiederholten Male wegen Diebstahls hier eingesperrt und zu einer Strafe von drei Monaten Haft verurteilt hatte. Der Fall führte zumindest dazu, dass im selben Jahr ein Gesetz verabschiedet wurde, dass die Inhaftierung von unter 14-Jährigen in Gefängnissen für Erwachsene fortan untersagte.

Schicksalsort für 25.000 Menschen

Diebe und Mörder saßen hier ein, bis zur Schließung des Crumlin Road Gaol schätzungsweise insgesamt 25.000 Menschen. Wobei besonders in Zeiten der politischen Unruhen in Nordirland die Zellen um teils das Dreifache überbelegt waren. Man schreckte aber auch nicht davor zurück, hier sogenannte Sufragetten einzusperren: weibliche Aktivistinnen, die unter anderem für das Frauenwahlrecht kämpften.

1961 wurde hier das letzte Todesurteil an dem Mörder Robert McGladdery vollstreckt. Waren die ersten drei Exekutionen noch öffentlich gewesen, hatte man bald schon eine eigene Zelle innerhalb der Gefängnismauern eingerichtet, in der dann die Exekutionen stattfanden. Wie zahlreiche andere Bereiche des Gefängnisses auch kann man diesen Ort heute bei den geführten Touren besichtigen, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

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Die Queen war auch schon da

Nordirland
Queen Elizabeth II. bei ihrem Besuch im Crumlin Road Gaol im Jahr 2014, flankiert von den beiden Politikern Martin McGuiness (links) und Peter Robinson. Beide saßen früher selbst hier ein. Foto: Getty Images

Sogar Queen Elizabeth II. besuchte den Ort 2014 und zwar in Begleitung der Politiker Peter Robinson und Martin McGuinness. Beide waren Insassen des Gefängnisses. 1996 schloss das „Alcatraz von Europa” aber für immer seine Pforten, um dann für Besucher zu öffnen. Heute kann man den Ort für Konferenzen und Veranstaltungen mieten, unter normalen Umständen fänden hier Halloween- und Weihnachtspartys statt. Beliebt sind auch das Museum und das Restaurant „Cuffs” (Handschellen), in dem Gäste in „besonderer Atmosphäre” essen können. Das Logo des Ladens sind herzförmige Handschellen.

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Ein ausgefallenes Angebot aber, welches das Crumlin Road Gaol zu bieten hat, ist die Möglichkeit, innerhalb der Gefängnismauern zu heiraten. „Machen Sie Ihren Hochzeitstag magisch und unvergesslich”, heißt es unter anderem auf der Webseite des Anbieters. Weiter wird eine „einzigartige Atmosphäre” an einem der vielen „intimen Orte” im ehemaligen Gefängnis beschrieben. Bei der Auswahl der Menüs, Weine und Blumen verspricht man, dem glücklichen Paar beratend zur Seite zu stehen. „Wenn Sie ihren besonderen Tag ein bisschen anders feiern möchten, ist dies der perfekte Ort, um ihre Gäste zu faszinieren.”

Themen: Europa
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