Archäologen haben jetzt den Kopf einer Sphinx ausgegraben – und zwar nicht etwa in Ägypten, sondern an der kalifornischen Küste. Bei dem Fund handelt es sich zwar um eine Sensation, jedoch keine archäologische...
Es ist ein Geheimnis, dass fast 90 Jahre lang unter den Dünen von Guadalupe-Nipomo an der kalifornischen Küste begraben lag: Bei Ausgrabungen haben Archäologen jetzt den Kopf einer Sphinx ausgegraben – und das mitten in Amerika. Ist das der Hinweis auf eine weltgeschichtliche Sensation? Erstreckte sich das Reich der alten Ägypter etwa auch auf dem amerikanischen Kontinent? Nein: Die Entdeckung ist zwar tatsächlich sensationell und geschichtsträchtig, aber eher für die Filmgeschichte.
Denn die Sphinx, die hier laut einer Pressemittelung des „Dunes Center“ zutage gefördert wurde, ist ein Überbleibsel des legendären Sets zu dem epischen Bibelfilm „Die Zehn Gebote“ des Hollywood-Urgesteins Cecil B. DeMille. Der Schwarz-Weiß-Streifen wurde 1923 unter spektakulärem Aufwand gedreht, eine riesige, fast 250 Meter breite Kulisse mit unter anderem 21 Sphinxen aufgebaut, um das alte Ägypten so lebensecht wie eben möglich nachzustellen. Laut der Seite „Atlas Obscura“ verschlang dieser filmische Größenwahn nach heutiger Rechnung etwa 31 Millionen Dollar.
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Vergraben unter dem Sand

Als der Film dann abgedreht war, wurde das Set offenbar absichtlich vergraben: Das „Dunes Center“ schreibt, DeMille selbst habe das veranlasst, da ein Umzug der Kulissen zu teuer gewesen wäre, und er es auch auf keinen Fall der Konkurrenz überlassen wollte – es war bis dato das größte Set der Filmgeschichte. So schrieb der Regisseur laut „Atlas Obscura“ bereits 1959 in seiner Autobiographie: „Wenn Archäologen in 1000 Jahren im Sand von Guadalupe graben, hoffe ich, dass sie nicht denken, das Reich der Ägypter habe sich …bis nach Nordamerika erstreckt.“
Doug Jenzen, Direktor des „Dune Center“, sagte zu den Entdeckungen: „Die Mehrheit der Artefakte ist unter dem Sand gut erhalten und hat sogar noch die originale Farbe. Dadurch lernen wir eine Menge über ‚historische‘ Filmproduktionen – zum Beispiel, dass Objekte in Schwarz-Weiß-Filmen tatsächlich in sehr grellen Farben angemalt wurden.“ Außer der Sphinx wurden am Set auch Alltagsgegenstände wie Schnapsflaschen und Make-up gefunden – wobei die Ausgrabungen genau wie einst der Bau der Kulissen schwindelerregend teuer sind, pro Grabung nämlich etwa 135.000 Dollar.

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Der Film über den Film
Der Regisseur Peter Brosnan, der bereits in den 1980er Jahren nach dem Filmset zu suchen begann, veröffentlichte über die Ausgrabungen 2017 den Dokumentarfilm „The Lost City of Cecil B. DeMille“ („Die verlorene Stadt des Cecil B. DeMille“). Jegliche Fundstücke werden nach ihrer Restaurierung im Museum des „Dunes Center“ ausgestellt. Die neu gefundene Sphinx soll im Sommer 2018 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Jenzen: „Zum Glück entwässert Sand problemlos – ansonsten hätten sich die Kulissen längst in Matsch verwandelt.“