Airbus will unter dem Eindruck des Einbruchs der Flugzeugnachfrage in der Coronakrise 15.000 Arbeitsplätze abbauen. Davon betroffen wäre damit jede sechste Stelle in der Verkehrsflugzeug-Sparte, der wichtigsten und größten von Airbus.
Allein in Deutschland will Airbus innerhalb der nächsten zwölf Monate 5100 Stellen streichen – zusätzlich zu den 900, die bei der Augsburger Tochter Premium Aerotec ohnehin zur Disposition standen. In Frankreich sind es weitere 5000. „Airbus steht vor der schwersten Krise, die diese Branche je erlebt hat“, erklärte Vorstandschef Guillaume Faury die Einschnitte. Kündigungen seien dabei nicht auszuschließen. Arbeitnehmervertreter kritisierten, Airbus missbrauche die Krise als Vorwand für einen von langer Hand geplanten Konzernumbau.
Keine Abnehmer für neue Flugzeuge
Der französisch-deutsche Flugzeugbauer hat die Produktion von Verkehrsflugzeugen um 40 Prozent gedrosselt. Derzeit stehen viele fabrikneue Maschinen auf Halde, weil die Kunden sie wegen der Coronakrise nicht mehr abnehmen wollen. Der Flugverkehr war aus Angst vor einer Ausbreitung der Pandemie in den vergangenen Monaten fast weltweit zum Erliegen zu kommen. Langsam fahren die Fluggesellschaften den Betrieb wieder hoch. Airbus rechnet aber erst 2025 wieder mit einer „normalen“ Auslastung der Produktion wie vor der Krise. Erst Ende kommenden Jahres werde der Absatz wieder mit der Produktion Schritt halten, hatte Faury in einem „Welt“-Interview gesagt. Von der meistverkauften Baureihe A320/A321 etwa werden vorerst nur noch 40 statt mehr als 60 Maschinen pro Monat gebaut.
Arbeitnehmervertreter kündigten umgehend Widerstand gegen die Pläne an. „Beim geplanten Stellenabbau geht es nicht um die Bewältigung der aktuellen Krise, sondern um den schon lange geplanten Umbau des Unternehmens“, sagte der deutsche Chef des Konzernbetriebsrats, Holger Junge. In den Auftragsbüchern von Airbus stünden noch immer 7500 Flugzeuge, die Arbeit für acht Jahre sicherten. Die Krise ließe sich auch mit längerfristiger Kurzarbeit und einer Verkürzung der Arbeitszeit für alle Mitarbeiter überstehen, so Junge. „Wie man in dieser Situation die ganze Belegschaft in Angst und Schrecken versetzen kann, ist absolut unanständig.“
Auch interessant: Dieser Bauer baute selbst einen Airbus A320 nach!
IG Metall: „Arbeitsplatzabbau ist kurzsichtig“
IG-Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner, der bei der Gewerkschaft für die Flugzeugbranche zuständig ist, kritisierte: „Reflexartig mit Arbeitsplatzabbau zu reagieren ist kurzsichtig und gefährdet die Zukunft von Airbus.“ Deutschland sei von den Kürzungen überproportional betroffen. Der Konzern könne sich nicht den Abbau tausender Fachkräfte leisten, die vor der Krise noch händeringend gesucht worden seien. Kerner forderte den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Auch interessant: Letzte Hürde genommen – Aktionäre genehmigen Lufthansa-Rettungspaket
Am Dienstag hatte Airbus den Europäischen Betriebsrat über die Pläne informiert. Man wolle sich noch im Herbst mit den Arbeitnehmervertretern einigen, hieß es in der Mitteilung. In Großbritannien, wo Airbus unter anderem die Flügel für seine Flugzeuge baut, sollen 1700 Arbeitsplätze gestrichen werden, in Spanien 700, in anderen Ländern zusammen 1300. Faury sagte, die bereits geplante Streichung von 2600 Stellen in der Rüstungs- und Raumfahrtsparte sei in den Zahlen nicht enthalten.