Homeoffice ist für viele spätestens seit der Corona-Pandemie normal geworden. Und das muss längst nicht mehr in der Stadt sein, in der sich der oder die Arbeitgeber befinden. Zwei italienische Orte haben sich eine Strategie überlegt, um Homeoffice-Arbeitende anzulocken und so ihre eigene Zukunft zu sichern.
Leben in Italien klingt doch erstmal wie ein Traum und steht sicherlich bei einigen Menschen auf der Liste an Dingen, die man irgendwann einmal erleben möchte. Wieso nicht jetzt? Wer im Homeoffice arbeiten kann, wird dafür in einem italienischen Dorf und einer Stadt aktuell mit Miet-Gutscheinen unterstützt.
Italiens Dörfer brauchen Zuwachs
Viele Dörfer und Städte in Italien leiden darunter, dass ihre jüngeren Bewohner wegziehen und sich in den größeren Städten oder im Ausland Arbeit suchen. Einige Dörfer haben deshalb angefangen, Häuser für Spottpreise zu verkaufen (mehr dazu hier). Santa Fiora in der Toskana und Rieti in Latium haben einen anderen Plan.
Santa Fiora will als sogenanntes „smart village“ neue Bewohner und Firmen anlocken. Das italienische Dorf hat dazu gerade extra Highspeed-Internet installiert und verschiedene Arbeitsstationen überall im Dorf eingerichtet. Auch Rieti möchte dem Schrumpfen seiner Bevölkerung entgegenwirken und buhlt jetzt um neue Bewohner, die zum Arbeiten in die Stadt kommen. Ein Schritt auf dem Weg ist für beide Orte das Konzept der Mietunterstützung für Homeoffice-Arbeitende. Wer remote arbeitet, kann in einem der beiden italienischen Orte eine Wohnung oder ein Haus mieten und wird mit einem Gutschein über die Hälfte der Miete belohnt.
Homeoffice muss in Italien nachgewiesen werden
Wer Lust auf eine Auszeit in Italien hat, kann also mitsamt seiner Arbeit dort hinziehen. Voraussetzung ist, dass er oder sie tatsächlich von dort aus arbeitet. Und das muss auch bewiesen werden. Für das Homeoffice in Rieti müssen sich Festangestellte ihren remote-fähigen Job vom Arbeitgeber bestätigen lassen, Freiberufler können eine detaillierte Beschreibung ihrer Arbeit abgeben. In Santa Fiora reicht die ausführliche Arbeitsbeschreibung aus. Die wird gemeinsam mit den Bewerbungsunterlagen eingereicht. Was jemand arbeitet, ist unerheblich. Autoren, Designer, Architekten, Online-Seminar-Veranstalter – Hauptsache, der Job funktioniert vollständig im Homeoffice.

Mindestaufenthalt vor Ort
Eine zweite Voraussetzung ist, dass man für einen Mindestzeitraum vor Ort lebt und arbeitet. In Santa Fiora sind das zwei bis sechs Monate, danach muss man seine Miete wieder komplett selbst zahlen. Bis dahin werden Neu-Mieter mit bis zu 200 Euro oder 50 Prozent ihrer Miete unterstützt. Die Mieten in dem toskanischen Dorf liegen bei 300 bis 500 Euro monatlich. Wer nicht nur entscheidet, sich in Santa Fiora niederzulassen, sondern auch ein Kind zu bekommen, bekommt übrigens einen Baby-Bonus von bis zu 1500 Euro für jedes Neugeborene. Noch mehr gibt es für Menschen, die selbst in dem Dorf in den Touristensektor investieren: Bis zu 30.000 Euro für ein neu eröffnetes B&B, Hotel oder Hostel.
In Rieti liegt der Mindestaufenthalt bei drei Monaten. Die Mietunterstützung für das Homeoffice kann auch über sechs Monate hinausgehen. Die Mieten in der italienischen Stadt liegen bei 250 bis 500 Euro. Auf dem Land gibt es sogar kleine Villen ab 600 Euro. Der Mietgutschein darf übrigens sowohl für Stadt- als auch Land-Domizile genutzt werden.

Auch interessant: Ehepaar verlost Traumhaus in Italien – für 29 Euro
Haus für Homeoffice in Italien finden
Hat man nun entscheiden, dass so eine Auszeit mit Homeoffice in Italien genau das Richtige ist, ist der nächste Schritt die Suche nach dem neuen Zuhause. Santa Fiora hat dazu eine eigene Website erstellt, auf der mietbare Objekte angeboten werden sowie weitere Links zu lokalen Immobilienagenturen. Daneben finden sich allerlei nützliche Informationen wie etwa die Kontaktdaten zu Ärzten, Handwerkern, Babysittern oder Essenslieferanten.
Hat man sein neues Zuhause gefunden und den Mietvertrag unterschrieben, schickt man einen Nachweis an das Bürgermeister-Büro. Die Miethälfte wird erst nach bezahlter Miete und entsprechenden weiteren Nachweisen erstattet.
Auch interessant: Toskana soll gigantisches Museum werden
In Rieti braucht ein neuer Mieter nur einen vorläufigen Mietvertrag einzureichen. Ein Haus zu finden ist hier ein bisschen aufwändiger, gibt es keine Übersichtsseite mit verfügbaren Objekten. Helfen können die verschiedenen Immobilienagenturen oder Mietplattformen.