Einen Tag am Strand verbringen, den nächsten im Schnee, dort schlafen, wo der Zufall einen hinbringt und das Leben so leben, wie es einem am besten gefällt. Was für einige Menschen nach der perfekten Reise oder sogar Lebensweise klingt, scheitert meist schon an der Organisation. Was tun mit der Wohnung, dem Hausstand und anderen Habseligkeiten? Eine Frage, die sich Anhänger der sogenannten „Tiny House-“Bewegung nicht stellen müssen: Sie nehmen ihr Haus einfach mit. Was hinter dem Trend steckt.
Weit weg vom konventionellen Leben in einem kleinen Haus buchstäblich durch die Weltgeschichte fahren, ganz wie es einem passt – diesen Traum von der Freiheit haben sich Jenna und Guillaume Dutilh aus den USA erfüllt. In ihrem „Tiny House“ (z. Dt.: winziges Haus) leben und reisen sie seit zwei Jahren quer durch die USA und Kanada. Bei TRAVELBOOK erzählt Jenna, wie sie auf die Idee kamen und wo sie ihr Abenteuer schon überall hingeführt hat.
Die Idee
Weil sie mit ihren Jobs unzufrieden waren und nicht weiterhin acht Stunden täglich arbeiten wollten, beschlossen Jenna und Guillaume im Jahr 2013, ihre Leben komplett zu ändern. Sie wollten sich nicht verschulden, sondern lieber minimalistisch und unabhängig von einem festen Wohnsitz leben. Sie kamen auf die Idee, ihr eigenes kleines Haus auf Rädern zu bauen.

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Es dauerte ungefähr ein Jahr, bis das Haus, das die beiden ohne Vorkenntnisse und ohne einen Plan komplett alleine bauten, fertig war. „Unser kleines Haus zu bauen, war das Härteste, was wir je getan haben. Keiner von uns hatte irgendwelche Erfahrungen mit Bau und Konstruktion“, so Jenna im Gespräch mit TRAVELBOOK. Hat etwas nicht gepasst, so haben sie es nachträglich einfach geändert. „Es war eine wirklich kreative Erfahrung, und ja, wir schauen permanent, wie wir das Haus verbessern können und wie wir den begrenzten Platz noch funktionaler nutzen können.“

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1000 Arbeitsstunden, 30.000 US-Dollar
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Denn das Haus ist nicht nur ein simples Vier-Wände-Konstrukt, sondern funktioniert vollkommen unabhängig: Die Stromversorgung läuft über Solarenergie, mit einem Gasherd wird gekocht und für die kalten Tage gibt es einen Holzofen. Zudem ist der Innenraum so geschickt eingerichtet, dass die kompletten 13,5 Quadratmeter voll und ganz ausgenutzt werden können: Die Treppenstufen hin zum Bett sind zum Beispiel Regale und bieten so zusätzlichen Stauraum. „Wir sehen das Haus als unseren cleveren Schildkrötenpanzer“, so Jenna. Insgesamt hat das Haus rund 1000 Stunden Arbeit und 30.000 US-Dollar verschlungen.

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Seit zwei Jahren auf Reisen
Seit ihrem Start vor zwei Jahren befindet sich das Paar gemeinsam mit Hund Salies auf einem Dauer-Roadtrip. Mehr als 40.000 Kilometer haben die Drei bisher zurückgelegt und dabei den Polarkreis in Alaska, die Florida Keys und alles, was dazwischen liegt, bereist. „Es ist eine wunderschöne, vielfältige Landschaft – perfekt für einen Roadtrip. Zur Zeit parken wir nahe des Mount Hood in Oregano und ich glaube, das Haus wird dort eine Weile stehen, obwohl man auch nie sicher weiß, was kommt“, sagt Jenna.
Ihr Geld verdienen sie sowohl mit dem Schreiben und Fotografieren, als auch damit, „Tiny House“-Workshops anzubieten. Auf ihrer Webseite „tinyhousegiantjourney.com“ berichten Sie vom Bau und ihren Abenteuern.
Ganz besonders freut sich Jenna immer wieder über die positiven Reaktionen, die sie von den verschiedensten Menschen erhält. „Ich bin es niemals müde, jemandem das Haus zu zeigen und zu hören: ‚Es ist wirklich nicht so klein wie ich dachte‘.“


Die Tiny-House-Bewegung
Mit ihrer Art zu leben und zu reisen sind Jenna und Guillaume nicht allein, sondern vielmehr Teil einer Bewegung aus den USA, „Tiny House Movement“. Dabei geht es darum, ein vermeintlich freieres Leben zu leben als jene Menschen, die viele Konsum-Dinge besitzen. Es geht um einen bewussten Umgang mit dem Eigentum und darum, sich auf das Nötigste zu beschränken, wodurch einem ein unabhängiges Leben ermöglicht werden soll.
Verstärkt wird das ganze dadurch, dass sich die Anhänger dieser Bewegung Häuser auf Rädern bauen, um an jeden beliebigen Ort fahren zu können. Auch in Europa hat der Trend bereits erste Fans gefunden.
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Mit dem Haus auf Rädern durch Deutschland
Wer nun selbst Lust bekommen hat, mit einem mobilen Haus durchs Land zu fahren, kann sich hierzulande beispielsweise bei Schreiner Dieter Puhane aus Rheinau (Baden-Württemberg) sein Tiny House anfertigen lassen. Nachdem er auf die Bewegung in den USA aufmerksam geworden ist, kam er auf die Idee, solche Häuser hier in Deutschland zu bauen und sie an die deutschen und europäischen Richtlinien anzupassen. Was das heißt: In Deutschland ist man auf einen Campingplatz oder ein Privatgelände angewiesen, an einem beliebigen Ort darf man nicht übernachten. Auch sollte man bedenken, dass man in Deutschland an einem festen Wohnsitz gemeldet sein muss.
Ob sich die Bewegung in Deutschland also durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Puhane ist da aber optimistisch, wie er im Gespräch mit TRAVELBOOK sagt: „Es gibt mehr Interessenten, als wir bislang zufrieden stellen konnten.“
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