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Weltweit größter Sakralbau

Die Geschichte der geheimnisvollen Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha

Angkor Wat
Angkor Wat ist die größte religiöse Tempelanlage auf der ganzen Welt. Der fast 900 Jahre alte Komplex zieht jedes Jahr mehrere Millionen Besucher an. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

08.04.2024, 15:08 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der gewaltige archäologische Park von Angkor in Kambodscha sprengt alle Größen-Dimensionen. Erbaut von einer mächtigen Herrscherdynastie, beinhaltet er mehrere alte Königsstädte sowie tausende Tempel. Der berühmteste von ihnen ist Angkor Wat, seines Zeichens der größte Sakralbau auf der ganzen Welt.

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Im dichten Dschungel des nördlichen Kambodscha, unweit der Stadt Siem Reap, liegt ein beeindruckendes Monument einer längst vergangenen Zeit: der sogenannte archäologische Park Angkor, eine Ansammlung alter Königsstädte und Tempelanlagen zugleich. Der wichtigste, und von Touristen am häufigsten besuchte Ort der mehr als 400 Quadratkilometer großen Anlage ist darin der gewaltige Tempel Angkor Wat. Er ist ein Gebäude der absoluten Superlative und erstreckt sich auf einer Fläche, die viermal so groß ist wie die Vatikanstadt. Damit ist er der größte Sakralbau auf der ganzen Welt.

Bereits Anfang des 12. Jahrhunderts ist Angkor laut „Geo“ die Hauptstadt der mächtigen Herrscher-Dynastie der Khmer, zählt mehr als eine Million Einwohner. Der Reichtum der Stadt beruht auf einem ausgeklügelten Bewässerungssystem, das bis zu vier Reisernten pro Jahr erlaubt. Die Khmer herrschen etwa seit dem 9. Jahrhundert über weite Teile des heutigen Kambodscha, Vietnam, Laos, Thailand und Myanmar. Und so wird Angkor nicht nur zum politischen, sondern auch zum religiösen Zentrum eines gigantischen Reiches. Und deren Herzstück sind zahllose Tempel. Doch einer von ihnen soll sie alle sprichwörtlich in den Schatten stellen: der Sakralbau Angkor Wat.

Es ist unter den Khmer zur damaligen Zeit üblich, dass jeder Herrscher einer Hindu-Gottheit mindestens einen Tempel errichten lässt. So hält es auch König Suryavarman II., als er Angkor Wat in Auftrag gibt. Er will Vishnu, einem der hinduistischen Hauptgötter, ein nie dagewesenes Denkmal errichten. Der Tempel soll demnach ein Abbild des gesamten hinduistischen Universums auf Erden werden. Tausende Sklaven sowie unzählige Steinmetze, Goldschmiede und andere Künstler widmen sich in den folgenden Jahrzehnten dem Bau des Monuments. So entsteht schließlich die größte religiöse Anlage aller Zeiten.

In weiten Teilen verrottet

Angkor Wat
Angkor Wat wurde im 12. Jahrhundert von den Khmer-Königen erbaut. Bald darauf allerdings verließen sie es schon wieder. Foto: Getty Images

Für den Bau wird zunächst eine 1500 mal 1300 Meter große Fläche ausgehoben, Millionen Kubikmeter Erde bewegt. Dann errichten Arbeiter aus mehr als einer Million exakt zugeschnittenen Sandsteinblöcken den Mega-Komplex, der heute unter dem Namen Angkor Wat weltbekannt ist. Arbeitselefanten und Büffel bringen sie aus einer Entfernung von 30 Kilometern zur „Baustelle“. Gewidmet dem Hindu-Gott Vishnu, sollen die fünf Türme des Tempels die fünf Gipfel des mythischen Berges Meru symbolisieren. Hier wohnen dem Glauben der Hindu nach die Götter. Der breite Wassergraben, der die Anlage mit ihren knapp fünf Meter hohen Mauern umspannt, steht sinnbildlich für den Ozean, der den Meru demnach umgeben haben soll.

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Mehr als 60 Meter ragt der Tempel von Angkor Wat an seiner höchsten Stelle in die Luft – für die damalige Zeit eine geradezu magische Dimension. Tausende Reliefs, die Hindu-Gottheiten zeigen, schmücken die Gebäude. Eines der Bilder zeigt auch den Einzug des Königs in seine neue Hauptstadt. Nach insgesamt fast 40 Jahren ist Angkor Wat, das Herzstück der Hauptstadt und nun der gewaltigste Sakralbau der Welt, dann fertig. Auf einer Fläche von zwei Quadratkilometern erstreckt sich das Monument, umgeben von einem 200 Meter breiten Wassergraben.

Geplündert, verlassen, vergessen

Angkor Wat
Lange war der archäologische Park Angkor sprichwörtlich von Dschungel überwuchert. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begann der erste Tourismus. Wie hier beim Tempel von Ta Prohm, wo auch Teile des Action-Streifens „Tomb Raider“ gedreht wurden. Foto: Getty Images

Kaum zu glauben, aber bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts verliert Angkor seine Bedeutung als Zentrum des Khmer-Imperiums. Denn 1177 erobern laut „Encyclopedia Britannica“ Krieger aus dem heutigen Vietnam die Stadt und plündern sie. Der neue König, Jayavarman VII., fühlt sich daraufhin von seinen Hindu-Göttern verraten und beschließt, sich mit Angkor Thom eine neue Kapitale zu bauen. Diese wird einem neuen Glauben gewidmet, nämlich dem Buddhismus. Viele der steinernen Bilder in dem Mega-Monument, die zuvor hinduistische Szenen gezeigt hatten, lässt man nun entsprechend ersetzen. Suryavarmans Tempel wird daraufhin ein buddhistisches Kloster. Und erhält seinen heutigen Namen Angkor Wat, was übersetzt so viel bedeutet wie „die Stadt, die ein Tempel ist“.

Für Buddhisten ist Angkor Wat auch heute noch ein heiliger Ort. Dem Glauben nach hat der Gott Indra ihn in nur einer einzigen Nacht erschaffen. Im 15. Jahrhundert dann wird die einst so glanzvolle Kapitale, in der er sich befindet, laut „BBC“ endgültig aufgegeben. Die Khmer-Könige zieht es weiter südlich, wo sie die heutige Hauptstadt Phnom Penh errichten. Bis zum 18. Jahrhundert bleibt Angkor Wat aber ein wichtiges Zentrum des buddhistischen Glaubens, trotz fortschreitendem Verfall. Schließlich aber verleibt sich der wuchernde Dschungel die Anlage ein. Erst in den 1860er Jahren wird sie dann schließlich wieder entdeckt – und das ist einer Art echtem Indiana Jones zu verdanken.

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1858 fährt der junge Franzose Henri Mohout laut „BBC“ per Schiff von London nach Südostasien, das er einige Jahre lang wie ein Abenteurer bereist. Dabei besucht er auch Angkor Wat. In seinem 1863 posthum erschienenen Tagebuch schwärmt er über den legendären Tempel: „Er ist großartiger als alles, was uns die Griechen und Römer hinterlassen haben.“ In diesem Jahr übernimmt auch eine französische Kolonialregierung die Macht über das heutige Kambodscha. Anfang des 20. Jahrhunderts dann beginnt diese, die gesamte Anlage von Angkor für den Tourismus wieder herzustellen. Erst in den 1960er Jahren werden aber ernsthafte Schritte zu einer Restauration unternommen.

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Diese wurden jedoch jäh unterbrochen, als 1970 der Bürgerkrieg in der noch jungen Nation Kambodscha ausbrach. Aus dieser Zeit stammen auch die Einschusslöcher in den Mauern von Angkor Wat, die bis heute zu sehen sind. 1992 dann erklärt die Unesco eine insgesamt 400 Quadratkilometer große Fläche, auf der sich sowohl Angkor Wat als auch Angkor Thom befinden, zum Welterbe. Heute ist es als archäologischer Park Angkor bekannt. Im Jahr 2019 kamen der Zeitung „Phnom Penh Post“ zufolge mehr als zweieinhalb Millionen Besucher. Und auch jüngste Zahlen deuten darauf hin, dass sich der Tourismus hier nach der Corona-Pandemie wieder sehr schnell erholt.

Wer den Welterbe-Komplex besuchen möchte, muss laut der offiziellen Tourismusseite von Kambodscha bereits vorab einen Angkor-Pass kaufen. Diesen gibt es in drei unterschiedlichen Varianten. Die Tageskarte kostet demnach aktuell 37 Dollar (knapp 35 Euro). Der Drei-Tage-Pass ist für 62 Dollar (gut 58 Euro) zu haben, der Sieben-Tage-Pass für 72 Dollar (knapp 68 Euro). Damit kann man aber nicht nur Angkor Wat besuchen, sondern auch anderen Monumente in der Gegend. Angkor Wat ist täglich von 05:00 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet, da viele Besucher sich hier gerne den Sonnenaufgang anschauen.

Themen Asien
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