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„O‘zapft is"

Ex-Münchnerin verrät: „5 Dinge, die ich an der Wiesn hasse“

Oktoberfest Wiesn 2023
Ob wie hier neben einem Festzelt oder auf dem berühmten „Kotzhügel“: Immer wieder schlafen Oktoberfest-Besucher ihren Rausch öffentlich aus Foto: picture alliance / dpa | Frank Leonhardt
Susanne Resch

18.09.2023, 15:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das Bier fließt wieder und in München herrscht mit der Wiesn 2023 noch bis zum Tag der Deutschen Einheit der gewohnte Ausnahmezustand. TRAVELBOOK-Redakteurin Susanne Resch hat acht Jahre in Bayerns Landeshauptstadt gelebt und sich in dieser Zeit auch als gebürtige Brandenburgerin öfter für das Oktoberfest ins Dirndl geworfen. Worauf sie bei der Wiesn dennoch gut und gerne verzichten könnte.

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Mit zwei Schlägen zapfte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter das erste Bierfass an und eröffnete am 16. September die Wiesn 2023. Natürlich traditionell mit den Worten „O’zapft is!“. Nun heißt es wieder Tracht, Hendl, Maß (mit kurzem a!) & Co.: In 38 Zelten mit insgesamt etwa 120.000 Plätzen wird auf dem größten Volksfest der Welt gegen die Sorgen und Nöte des Alltags geschunkelt und vor allem getrunken. „Fesche“ Dirndl-Trägerinnen und Lederhosen-Träger in Haferlschuhen feiern wie eh und je auf den Zeltbänken und stoßen auf die Bier-Hymne „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ an. Doch wie eh und je schmeckt die Wiesn für mich bisweilen einfach nur nach schalem Dosenbier. Warum? Das verrate ich gerne.

1. Die Mengen an Erbrochenem und Urin

Nicht nur auf der Theresienwiese muss man aufpassen, nicht in die Pfützen aus Erbrochenem und Urin zu treten. Am Bahnsteig, vor Hauseingängen, mitten auf dem Bürgersteig und natürlich auf dem berüchtigten „Kotzhügel“: Es wundert zwar nicht, dass Unmengen an Bier nicht unbedingt das Beste aus den Feierwütigen herausholen, auf den Anblick und Geruch würde ich trotzdem lieber verzichten.

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2. Die Bierleichen

Bier im Literkrug, ein kollektives Prosit nach fast jedem Lied sowie Bier, das extra für die Wiesn gebraut wird und mit zwischen 5,8 und 6,4 Prozent Alkohol deutlich stärker als normaler Gerstensaft ist: Ein bis zwei Maß machen locker, danach setzt bei den meisten der Denkapparat aus. So einige Wiesn-Besucher bereuen erst am nächsten Tag ihr Verhalten. Auch am ersten Wiesn-Tag 2023 mussten Sanitäter laut „Antenne Bayern“ 264 Mal mit der Trage anrücken, weil Besucher nicht mehr laufen konnten.

3. Gewalt statt Gemütlichkeit

Sexuelle Übergriffe, Bierkrüge, die als Waffe zweckentfremdet werden und sogar Totschlag, wie zuletzt auf dem Oktoberfest 2018 (BILD berichtete): Wiesn-Gewalt und Belästigung vor allem gegen Frauen und Mädchen sind an der Tagesordnung. Laut „Statista“ gab es auf der letzten Wiesn 244 Körperverletzungen, 55 angezeigte Sexualdelikte und 35 Schlägereien mit dem Maßkrug. Insgesamt verzeichnete die Polizei 1.819 Einsätze auf dem Oktoberfest 2022.

Schon am ersten Abend der Wiesn 2023 ereignete sich der erste Maßkrug-Vorfall, wie die Polizei Bayern vermeldete. Als es in einem Festzelt zu einer körperlichen Auseinandersetzung kam, wollte eine 46-jährige Bedienung den Streit schlichten. Daraufhin schlug ihr ein bislang unbekannter Täter einen Maßkrug so massiv auf den Kopf, dass dieser zerbrach.

Immer wieder kommt es auch zu sexualisierter Gewalt. Laut „Süddeutsche Zeitung“ war die Zahl der Frauen, die während der Wiesn 2022 im „Safe Space“ Hilfe suchten, mit 450 so hoch wie nie und im Vergleich zur letzten Wiesn vor Corona um 50 Prozent höher. Für Frauen und Mädchen gibt mit dem „Safe Space“ eine Anlaufstelle direkt hinter dem Schottenhamel-Festzelt. Hier kümmern sich fast 50 Sozialarbeiterinnen um Betroffene, die auf dem Oktoberfest angegriffen oder belästigt wurden oder die aus anderen Gründen Hilfe suchen.

4. Es ist ein Fest für Privilegierte und Sauftouristen

Die Maß Bier, also ein Liter Gerstensaft, kostet laut „Focus Online“ in diesem Jahr bis zu 14,50 Euro und auch für ein halbes Hendl muss man mit rund 15 Euro ziemlich tief ins Portemonnaie greifen. Als Familie kostet ein schöner Wiesn-Tag mit Getränken, Essen und Fahrgeschäften schnell 150 Euro. Das können sich viele schlichtweg nicht leisten, was für mich dem Charakter eines Volksfestes widerspricht. Natürlich verdient die Stadt München mit dem Oktoberfest viel Geld und die Wiesn fußt auf harten wirtschaftlichen Interessen. Doch ein Volksfest sollte ein Fest für alle und nicht nur Geldmacherei sein.

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5. Wiesen statt Wiesn für Tiere!

Hendl, Ochsenfetzensemmel, Schweinshaxn: Für die typischen Oktoberfest-Speisen lassen hunderttausende Tiere ihr Leben. Im Jahr 2019 wurden laut „Statista“ rund 435.000 Brathähnchen auf dem Oktoberfest in München verkauft. Beim traditionellen Einzug der Wiesn-Wirte setzt man dazu noch immer auf Pferdekutschen mit den geschmückten Brauerei–Rössern – der „Tradition“ wegen. Als Veganerin wünschte ich mir hier definitiv mehr zeitgemäßes Bewusstsein und Alternativen.

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