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Einzigartiges UNESCO-Welterbe

Fontevrault in Frankreich – die größte Abtei Europas

Fontevrault
Die Abtei von Fontevrault ist die größte ihrer Art in ganz Europa. Hier im Bild zu sehen ist nur ein Teil der gewaltigen, mehr als 900 Jahre alten Anlage. Foto: Getty Images/imageBROKER RF
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

4. Mai 2025, 7:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Vor mehr als 900 Jahren gegründet, ist die Abtei von Fontevrault im französischen Loire-Tal der größte Komplex seiner Art in ganz Europa. Revolutionär für ihre Zeit lebten auf dem riesigen Anwesen einst gläubige Männer und Frauen zusammen. Als kultureller Schmelztiegel war sie auch ein wichtiges Glied in der Politik zwischen Frankreich und dem Rest von Europa. Noch heute beherbergt sie die letzte Ruhestätte zahlreicher Monarchen – darunter auch die eines legendären englischen Königs.

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Unweit der Stadt Saumur, gelegen im Loire-Tal im Nordwesten Frankreichs, befindet sich eine der beeindruckendsten Klosteranlagen in ganz Europa. Die Abtei von Fontevrault ist nicht nur eine der ältesten, sondern auch die größte überhaupt auf dem gesamten Kontinent. Gegründet vor mehr als 900 Jahren, stand sie schon früh für ein damals revolutionäres Konzept. Denn auf dem riesigen Anwesen lebten männliche und weibliche Gläubige zwar räumlich getrennt, aber doch gemeinsam. Und auch in anderen Belangen nahm der mehrere Klöster umspannende Komplex einen nie dagewesenen Vorreiter-Status ein. Und schließlich spielte die Anlage, die heute als UNESCO-Welterbe geschützt ist, auch eine wichtige Rolle in der europäischen Politik.

Der Seite „Travel France“ zufolge geht die Geschichte der Abtei von Fontevrault zurück auf das Jahr 1101. In diesem Jahr gründete sie der französische Wanderprediger Robert d’Abrissel als Benediktiner-Ordenshaus. Unerhört für jene Zeit war der Umstand, dass Robert unter seinem Schutz sowohl Mönche als auch Nonnen versammelte, die auf dem zahlreiche Hektar großen Gelände der Abtei eine ungewöhnliche Glaubensgemeinschaft bildeten. Noch revolutionärer: Robert übertrug die Gesamtleitung über Fontevrault einer Frau namens Hersendis von Champagne. Sie sowie auch ihre Nachfolgerinnen überblickten die Geschicke der insgesamt vier verschiedene Klöster umfassenden Anlage.

Von der Abtei zum Gefängnis

In einem demokratischen Prozess wurden die geistigen Vorsteherinnen gewählt, die nicht selten aus adligen Familie stammten. Auf diese Weise sicherte sich Fontevrault auch das für den Unterhalt benötigte Geld, das diese Frauen sprichwörtlich mitbrachten. Besonders unter dem Einfluss von Gabrielle de Rochechouart de Mortemart erlebte die Abtei im 17. Jahrhundert eine Blütezeit, als sie zu einem wichtigen geistigen und kulturellen Zentrum wurde. Die Mitglieder des Ordens stammten aus ganz Europa, zum Beispiel England und Spanien. So war Fontevrault auch stets ein wichtiges politisches Bindeglied zwischen den Staaten und stand unter dem Schutz der französischen Krone. Alleine vier Töchter des Sonnenkönigs Ludwig XIV besuchten die Abtei.

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1562 von protestantischen Hugenotten geplündert, erlebte Fontevrault seine dunkelste Stunde jedoch im Jahr 1804. Bereits nach der Französischen Revolution hatte der neue Herrscher Napoleon 1792 die Abtei enteignet. Schließlich ließ er sie zu einem der größten und härtesten Gefängnisse des Landes umwandeln. Bis zum Jahr 1963 verblieb sie in dieser Funktion, während die einst stolze Anlage herum immer weiter verfiel. Nach aufwändigen Renovierungsarbeiten erstrahlt sie heute aber wieder in altem Glanz und zieht jedes Jahr zahllose Touristen an. Viele von ihnen kommen aber vermutlich nicht nur wegen der prachtvollen Anlage selbst. Sondern, weil hier ein legendärer König bestattet ist.

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Das Grab eines legendären Königs

Tatsächlich fanden sogar mehrere Oberhäupter in Fontevrault ihre letzte Ruhe, aber keiner ist wohl so berühmt wie Richard I., besser bekannt als Richard Löwenherz. Auch seine Eltern, König Heinrich II. und seine Frau Eleanor von Aquitanien, liegen in der Kirche der Abtei bestattet. An sie erinnern heute noch lebensgroße steinerne Skulpturen. 1975 öffnete die Abtei ihre Türen das erste Mal wieder für Besucher. Im Jahr 2000 wurde sie, wie auch das Loire-Tal, in dem sie sich befindet, als UNESCO-Welterbe anerkannt. Heute finden auf dem Gelände auch regelmäßig Ausstellungen, Konzerte und Konferenzen statt. In einem Teil des Komplexes befindet sich zudem mittlerweile ein Hotel.

Fontevrault
Die Grablege von König Henrich II. und seiner Gemahlin Eleanor von Aquitanien. Auch ihr Sohn Richard Löwenherz ruht in Fontevrault Foto: Getty Images/imageBROKER RF

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Wer sich die Abtei von Fontevrault einmal selbst ansehen möchte, hat dazu das ganze Jahr über Gelegenheit. Da die Öffnungszeiten jedoch variieren, entnehmen Sie diese bitte vorher der offiziellen Webseite. Der Eintritt zur Klosteranlage kostet für Erwachsene aktuell 13 Euro. Wer dazu auch noch das Museum besuchen möchte, zahlt 17 Euro. Für eine geführte Tour ist ein Aufschlag von jeweils fünf Euro zu entrichten. Kinder unter 18 Jahren und Studenten bis 25 Jahre müssen nicht zahlen.

Themen Europa Frankreich

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