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In der Tabernas-Wüste

Warum man in der spanischen Provinz Almería echte Westerndörfer findet

Tabernas-Wüste
In der spanischen Tabernas-Wüste gibt es noch mehrere authentische Western-Dörfer. Sie dienten vor allem in den 1960er und 70er Jahren als Filmsets. Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

13. Juli 2025, 8:03 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Auf dem Höhepunkt der Ära des sogenannten Spaghetti-Western verwandelte sich die Tabernas-Wüste in Spaniens Provinz Almería in ein gigantisches Filmset. Weil die Dreharbeiten hier günstig und die Bedingungen optimal waren, baute man gleich mehrere Städte nach dem Vorbild des Wilden Westens originalgetreu nach. Diese haben sich bis heute erhalten und sind mittlerweile eine der größten Touristenattraktionen in Andalusien.

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Wer auf einer Reise nach Andalusien die Provinz Almería und dort die Gemeinde Tabernas besucht, wird sich wahrscheinlich wie in einem Film vorkommen. Besonders bei älteren Reisenden dürfte die trockene, karge Landschaft, die die Tabernas-Wüste hier geformt hat, einige Bilder im Kopf wachrufen. Bilder von wortkargen Helden und Schurken mit rauchenden Colts, von wilden Schießereien und epischen Geschichten, die von Liebe und Rache handeln. Denn tatsächlich befand sich hier, in Europas einziger Wüste, einige Zeit lang das europäische Epizentrum der sogenannten Spaghetti-Western-Industrie. Die Kulissen dafür, originalgetreu nachgebaute Dörfer wie aus dem Wilden Westen, kann man noch heute vorfinden. Sie sind mittlerweile zu einer viel besuchten Touristenattraktion geworden.

Laut Aussage des örtlichen Tourismusverbandes wurde die Tabernas-Wüste ab den 1950er Jahren als Schauplatz für Dreharbeiten entdeckt. Als Spaghetti-Western bezeichnet man vor allem in Spanien oder Italien entstandene Filme dieses Genres, deren Kosten im Vergleich zu Hollywood-Produktionen sehr viel geringer waren. „Die Landschaft ist ja sehr ähnlich wie im ‚echten‘ amerikanischen Westen“, heißt es auf TRAVELBOOK-Anfrage. „Daher war sie ideal geeignet, hier Western zu drehen, ohne in die Vereinigten Staaten reisen zu müssen.“ Die ersten Filmteams nutzten noch temporäre Kulissen, doch die Produktion der Filme stieg vor allem in den 1960er und 70er Jahren rapide an.

Epische Western und Oscar-Gewinner

Tabernas-Wüste
Die Tabernas-Wüste war in der Vergangenheit Schauplatz für mehr als 300 Filmproduktionen Foto: Getty Images

„So begann man, in der Tabernas-Wüste permanente Filmsets zu errichten, echte Western-Dörfer eben. Diese wurden mit der Intention gebaut, sie immer und immer wieder für die Produktion von sehr vielen Filmen zu verwenden. Der Bau dieser Dörfer spielte eine Schlüsselrolle dabei, Tabernas in ein europäisches Hollywood für Western-Filme zu verwandeln.“ Tatsächlich sind darunter viele Produktionen, die das Genre maßgeblich mitprägten, wie die „Dollar-Trilogie“ des ikonischen Regisseurs Sergio Leone. Auch „Spiel mir das Lied vom Tod“, der vielleicht epischste Western aller Zeiten, wurde in Almería abgedreht. Alles in allem produzierte man hier bis heute mehr als 300 Filme.

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Clint Eastwood, Lee van Cleef, Claudia Cardinale, Henry Fonda, Charles Bronson – alle großen Stars des Western drehten einmal in der Tabernas-Wüste. Aber auch andere Arten von Filmen entstanden hier. So zum Beispiel 1962 der mit sieben Oscars prämierte Historienfilm „Lawrence von Arabien“. Neuere Produktionen beinhalten etwa das Finale der ursprünglichen „Indiana Jones“-Reihe, den 1989 gedrehten „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ mit Superstar Harrison Ford. Auch heute werden in den drei noch existierenden Western-Dörfern immer wieder Filme oder Serien produziert. Doch hauptsächlich dienen sie mittlerweile als ungewöhnliche Vergnügungsparks, die Besuchern das vermeintliche Leben im Wilden Westen näher bringen möchten.

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„Nachdem der Hype um den Spaghetti-Western abgeflaut war, mussten die Betreiber der Film-Dörfer nach neuen Möglichkeiten suchen, um diese zu erhalten. So wandelte man sie eben in touristischen Themenparks um.“ Zu der spektakulären, authentischen Kulisse kamen in der Folge Live-Shows hinzu, etwa Duelle oder Tänze. Auch reiten oder mit Kutschen fahren können Besucher heute in den Parks. „Auf diese Weise verwandelte man diese Orte von Filmsets in Freizeit-Destinationen. Hier können Gäste die Atmosphäre des Wilden Westens genießen und Szenen aus ihren Lieblings-Filmen noch einmal erleben.“ Die Haupteinnahmequellen der Destination seien heute nicht mehr Drehs, sondern der Tourismus.

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Und dieser scheint geradezu zu boomen. So kommen pro Jahr mehrere hunderttausend Menschen in die Tabernas-Wüste. Die alten Western-Dörfer haben sich somit zu einer der wichtigsten Attraktionen der Provinz Almería, wenn nicht ganz Andalusien, entwickelt. Besucher können aus drei Parks wählen. Dem Oasys Mini Hollywood, Fort Bravo und Western Leone. Da hier die Eintrittspreise und Öffnungszeiten sowie auch das Angebot vor Ort variieren, informieren Sie sich am besten vorab, welcher für Sie am interessantesten ist. Jährlich gibt es in Almería zudem ein Western-Film-Festival. Damit ehrt man vor Ort dieses besondere Genre und seinen Einfluss auf die Region als beliebter Drehort.

Themen Spanien

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