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Auf einer schmalen Felssäule

Der wohl abgelegenste Leuchtturm der Welt

Thridrangar Leuchtturm
Der Thridrangar-Leuchtturm steht auf einer schmalen, abgelegenen Felsnadel weit vom isländischen Festland entfernt Foto: Wikimedia Commons/voilier.evidence@gma… / CC-BY-3.0
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

4. Januar 2023, 16:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Etwa 10 bis 30 Kilometer südlich von Island befindet sich eine kleine Inselgruppe, die Vestmannaeyjar (z. Dt.: Westmännerinseln). Neben der Hauptinsel, auf der knapp 4500 Menschen leben, zählen noch viele weitere kleine Inseln zu den Vestmannaeyjar, und, weit draußen im Meer, auch einige Felsnadeln. Auf einer von ihnen thront in 30 Metern Höhe ein Leuchtturm, der wohl zu den abgelegensten der Welt zählt. Spektakulär ist aber nicht nur seine Lage, sondern auch, wie er entstanden ist.

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Die Felsnadel, auf der der Thridrangar-Leuchtturm steht, ist von Wind und wilden Wellen umtost. Gebaut wurde er laut dem isländischen Nachrichtenportal „Iceland Monitor“ kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Das ist insofern erstaunlich, weil es damals noch keine Hubschrauber gab. Die Menschen mussten also mit Booten zu dem Felsen fahren, was aufgrund der rauen See an sich schon ein gefährliches Unterfangen war. Nur, wie hat man es dann geschafft, die steile und glatte Felswand zu überwinden, ohne abzustürzen, und das samt Baumaterial und Ausrüstung?

„Wir taten uns mit erfahrenen Bergsteigern zusammen, die alle von den Westmännerinseln kamen“, zitiert „Iceland Monitor“ aus einem Interview, das der damalige Projektleiter Árni G. Þórarinsson nach dem Bau des Leuchtturms der Tageszeitung Morgunblaðið gegeben hat. „Dann brachten wir Bohrer, Hammer, Ketten und Klammern mit, um eine Treppe in den Fels zu hauen und mit Ketten zu sichern. Als wir in der Nähe des Gipfels ankamen, gab es keine Möglichkeit, sich am Fels festzuhalten, also ging einer von den Männern in die Knie, der zweite stellte sich auf dessen Rücken, und der dritte kletterte auf die beiden anderen und konnte so die Spitze der Klippe erreichen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich gefühlt habe, als ich Zeuge dieses unglaublich gefährlichen Vorgangs wurde.“

Nach und nach wurde das Fundament des Thridrangar-Leuchtturms von Hand erbaut. Die Bauarbeiter waren dabei ständig mit glatten Felsen, Regen und heftigen Winden konfrontiert. Ein Fehltritt oder Ausrutscher hätte dazu geführt, dass sie in den eiskalten Nordatlantik gestürzt wären, der unter ihnen toste. Doch das kaum Vorstellbare gelang: Nach etwa zwei Jahren Bauzeit war der vier Meter hohe Leuchtturm fertiggestellt.

Warum wurde hier ein Leuchtturm gebaut?

Gebaut hat man den Thridrangar-Leuchtturm, weil das ihn umgebende Seegebiet als extrem gefährlich gilt. Starke Winde, hoher Wellengang und gefährliche Strömungen hatten immer wieder zu Schiffsunglücken geführt, in der Umgebung des Leuchtturms sollen noch zahlreiche alte Schiffswracks liegen. Durch das bis 16 Kilometer weit sichtbare Leuchtfeuer konnte und kann man den Schiffen eine bessere Orientierung bieten.

Inzwischen gibt es auf dem Felsen, auf dem der Thridrangar-Leuchtturm steht, auch einen kleinen Hubschrauber-Landeplatz. Laut der Reise-Webseite „Guide to Iceland“ ist es Touristen nicht gestattet, den Leuchtturm zu besuchen. Allerdings soll es in Island einige Anbieter von Helikopter-Flügen geben, die auch über den Thridrangar-Leuchtturm gehen.

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Themen Island
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