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Nachgefragt!

Warum riecht es im Flugzeug manchmal nach Kerosin – und ist das gefährlich?

Stewardess und Passagiere in einem Flugzeug
Seltsame Gerüche im Flugzeug können einen gefährlichen Ursprung haben Foto: Getty Images
Laura Graichen

24.11.2019, 15:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In Flugzeugen kann es durchaus vorkommen, dass üble Gerüche auftreten. Nicht immer sind die aber auf die stinkenden Füße des Sitznachbarn zurückzuführen. Manchmal riecht es in der Maschine nach Kerosin. TRAVELBOOK fragte bei der Vereinigung Cockpit nach den Gründen dafür – und wie gefährlich der Kerosingeruch eigentlich ist.

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Janis Schmitt, Vorstand der Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigung Cockpit, erklärt auf TRAVELBOOK-Nachfrage, was der Kerosingeruch in einem Flieger bedeutet: „Das ist grundsätzlich nicht schlimm, es kann nur zu einer starken Geruchsbelastung werden, bei der man im Extremfall Kopfschmerzen bekommen kann. Schlimmer ist es, wenn man bei einem Triebwerkstart Abgase einsaugt.

Es gibt allerdings einen anderen Geruchsauslöser, der für die Gesundheit der Reisenden gesundheitsschädlich sein kann: das sogenannte Fume Event.

Was passiert bei einem Fume Event?

Bei nahezu allen Flugzeugen wird die Luft ungefiltert über die Turbinen angezapft. Wenn es zu einem Fume Event kommt, auch Contaminated Cabin Air Incidents genannt, wurde die Kabinenluft durch Triebwerksöl verunreinigt.

„Das sogenannte Fume Event beschreiben wir Piloten als den Vorgang, wenn Bestandteile aus Öl oder Kerosin stark erhitzt oder verbrannt werden. Daraus können Dämpfe entstehen, die in manchen Fällen eingesaugt werden können. Diese Dämpfe entstehen nur bei gewissen Temperaturen beim Brennvorgang. Defekte in den Luftzufuhrleitungen oder in den Dichtungen können ein solches Fume Event verursachen. So gelangen dann Fumes in den Kabineninntenteil“, verdeutlicht Schmitt.

Während der Kerosingeruch eher am Flughafen selbst vorkommt und nicht in der Luft, können Fume Events immer passieren.

Wie gefährlich sind Fume Events?

Betroffenen kann schlecht werden, die Augen können anfangen zu tränen, die Atemwege können gereizt sein, man fühlt sich eventuell sogar benebelt, führte Schmitt aus.

„Für das Personal kann ein solches Fume Event sogar bis zum Verlust der Flugtauglichkeit führen. Dabei muss es nicht unbedingt zu mehreren Events kommen. Wie oft macht die Dosis das Gift, hier gibt es aktuell zwar Studien, aber sie befinden sich noch in den Anfängen. Daher ist es wichtig, dass alle Vorkommnisse dieser Art dokumentiert und gemeldet werden.“

Generell müssen Betroffene nach einem vermuteten Fume Event zu einem Arzt, sich Blut abnehmen lassen und eine Urinprobe abgeben. In den meisten Fällen können die Rauchvorfälle allerdings im Nachhinein nicht mehr festgestellt werden, da die eingeatmeten Produkte schnell zerfallen.

Wie erkenne ich ein Fume Event und wie verhalte ich mich?

Fume Events können unter Umständen an einem süßlichen Geruch erkannt werden. Oft machen sie sich aber auch nur über Symptome wie Schwindel oder Übelkeit bemerkbar.

Wenn tatsächlich ein Fume Event festgestellt wird, sollten Passagiere nicht durch die Sauerstoffmasken atmen, die bei Druckabfällen oder in Notfällen aus den Passenger Service Units über den Sitzen herausfallen. Der Sauerstoff wird durch eine chemische Reaktion gewonnen und arbeitet außerdem mit der Umgebungsluft der Kabine, wie Schmitt erklärt.

Im Cockpit stehen unabhängige Sauerstoffanlagen für die Piloten bereit, sodass sie reinen Sauerstoff einatmen und das Flugzeug auch in einem Fume Event sicher landen können.

Ansonsten bleiben nur wenige Handlungsmöglichkeiten, wie Schmitt weiter erklärt: „Piloten haben die Möglichkeit, eventuell den betroffenen Lüftungskreislauf auszuschalten, sofern das möglich ist und als Quelle des Fumes identifiziert wurde. Bei akuten Fällen, wenn sich beispielsweise Rauchschwaden in der Kabine bilden oder sowohl das Cockpit als auch Passagiere betroffen sind, sollte man so schnell wie möglich landen.“

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Wie können Fume Events verhindert werden?

Schätzungen der Vereinigung Cockpit zufolge kommt es bei einem von 2.000 Flügen zu einem Fume Event. Sobald ein Fume Event auftritt, muss dieses dokumentiert und gemeldet werden. Auch das Luftfahrtbundesamt (LBA) wird informiert, damit die Ursachen untersucht werden können.

Außerdem gibt es laut Schmitt Anforderungen an die Flugzeughersteller, dass bessere Filtersysteme in die Maschinen eingebaut werden und die Flugzeuge so gewartet und umgerüstet werden, dass Fume Events in Zukunft ausgeschlossen beziehungsweise deutlich reduziert werden können.

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