9. Mai 2025, 17:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Jonas Deichmann hat in seinem Leben bereits mehr als 100 Länder besucht, aber nicht irgendwie: Denn der gebürtige Stuttgarter ist nicht nur Abenteurer, sondern auch Extremsportler – und Reisen kombiniert er meist mit sportlichen Herausforderungen. So umrundete er während der Pandemie die Welt im Triathlon und wurde in Mexiko als „deutscher Forrest Gump“ zur nationalen Berühmtheit. Auf der OMR 2025 in Hamburg sprach Jonas Deichmann mit TRAVELBOOK-Chefredakteur Nuno Alves über seine Abenteuer, Gastfreundschaft und besondere Momente während seiner Reisen.
Im Jahr 2020 startete Jonas Deichmann in München seinen Triathlon. Sein Ziel: die Welt einmal zu umrunden. Dabei schwamm er fast 460 Kilometer unbegleitet durch die Adria (Weltrekord), radelte dann bis an die russische Pazifikküste mitten durch den sibirischen Winter – und joggte anschließend von Tijuana durch ganz Mexiko bis nach Cancún.
Vor allem Mexiko hat es Deichmann von allen durchquerten Ländern besonders angetan. Unter anderem auch deshalb, weil er dort mit unerwarteter Gesellschaft unterwegs war. Denn bereits in der kalifornischen Wüste schloss sich ihm eine Straßenhündin an und wich nicht mehr von seiner Seite. „Da wurde ich in Mexiko als deutscher Forrest Gump bekannt“, sagt der Abenteurer im Interview mit TRAVELBOOK. Mexiko steche vor allem mit einer bestimmten Eigenschaft hervor: „Die positive Verrücktheit der Menschen!“ Laut Jonas Deichmann habe die dazu geführt, dass er am Ende eine Eskorte der mexikanischen Polizei erhalten habe. „Sie sind mir mit Maschinenpistolen in der Hand hinterhergerannt. Und jeden Tag ist irgendwas Verrücktes passiert.“

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Viele positive Begegnungen
Der Extremsportler hebt außerdem hervor, dass er überall auf der Welt herzliche Begegnungen mit sehr netten Menschen gehabt habe. Gerade in einer Zeit der politischen Krisen bedeute ihm das viel. Vorurteile bekomme er dagegen vor allem bei Reisen in die USA zu spüren. „Ich werde fast jedes Mal, wenn ich in die USA fliege, erst mal rausgezogen. Dann werde ich gefragt, was ich im Iran und Sudan gemacht habe. Das sind die beiden Länder, die meinen Reisepass so ein bisschen ruiniert haben.“
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456 Kilometer Schwimmen durch die Adria
54 Tage lang schwamm Jonas Deichmann an der kroatischen Küste entlang durch die Adria. Ohne Begleitboot – ein absoluter Weltrekord! Innerhalb von zwei Monaten legte er dabei eine Strecke von 456 Kilometern zurück. Dabei zog er ein selbstgebasteltes Floß hinter sich her, auf dem sich all sein Hab und Gut befand. Für ein Zelt war dort kein Platz und so nächtige er meist am Strand unter freiem Himmel. Auf seiner Schwimmstrecke befand er sich meist etwa drei Kilometer vor der Küste. Immer wieder habe er dort Begegnungen mit Fischern gehabt. „Wenn ich ihnen erklärt habe, dass ich gerade nach Dubrovnik schwimme und es dann mit dem Fahrrad am Pazifik entlanggeht, um im Anschluss nach Deutschland zu rennen, waren die Reaktionen schon lustig.“
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»Einsamkeit kenne ich nicht
Für Jonas Deichmann stehe fest, dass ohne derart verrückte Aktionen etwas auf der Welt fehlen würde. „Irgendeiner muss es machen!“ Und da er so viel Spaß dabei habe, sei er der perfekte Kandidat. Einsamkeit spiele dabei keine Rolle – ganz im Gegenteil. Wenn er auf seiner Weltumrundung in der Sahara sein Zelt aufschlage, fehle ihm niemand, er empfinde diese Zeit sogar als wunderschön. Am Ende seien es neben der Begegnungen mit Menschen vor allem diese Momente, die ihn antreiben. Der Weltrekord spiele nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger seien die Augenblicke, an die er sich noch lange zurückerinnere – „jeden Tag irgendwas, das bleibt.“
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Die größte Gefahr des Alleinreisens?
Dass das Alleinreisen ohnehin gewisse Risiken birgt, ist klar. Und dass die Art des Reisens von Jonas Deichmann einmal mehr Gefahren birgt, versteht sich ebenfalls von selbst. Von schlechten Erfahrungen ist in unserem Gespräch mit ihm dennoch keine Spur. „Die größte Gefahr im Iran oder im Sudan durch kleine Ortschaften zu radeln besteht darin, dass dich jemand zu sich nach Hause einlädt und dort mit so viel Essen vollstopft, dass dein Zeitplan nicht mehr aufgeht.“ Deichmann schwört, dass ihm auf seiner Reise die gastfreundlichsten Menschen begegnet seien, die er je getroffen habe.
Auch in Mexiko, wo er als „deutscher Forrest Gump“ eine nationale Berühmtheit wurde, sei er vielen Einladungen nachgegangen. Dort habe man ihm zu den Mahlzeiten häufig Tequila serviert. Diesen habe er aus Höflichkeit nicht ablehnen können. „Ich habe alle meine Laufzeiten mit einer Uhr aufgezeichnet, sodass ich immer wusste, wie schnell ich bin. Und tatsächlich war ich statistisch betrachtet nach etwas Schnaps am Abend schneller als ohne.“