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Die perfekte Glücksroute

Eine Frau, 13 Länder – und die Suche nach dem Glück

Die Reiseroute: Costa Rica, Kolumbien, Panama, Mexiko, Kanada, Island, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Schweiz, Luxemburg, Australien
Die Reiseroute: Costa Rica, Kolumbien, Panama, Mexiko, Kanada, Island, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Schweiz, Luxemburg, Australien Foto: getty images/ Collage: Travelbook.de
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TRAVELBOOK Redaktion

22.04.2015, 12:59 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Warum sind Menschen in anderen Ländern glücklicher als wir? Um das herauszufinden, reiste Maike van den Boom in die 13 glücklichsten Länder der Erde und fragte vor Ort Glücksforscher, Korrespondenten, Auslands-Deutsche und Menschen auf der Straße. Mit TRAVELBOOK sprach die Halbholländerin über ihre Erkenntnisse – und wie jeder selbst das Glück finden kann, auf Reisen oder anderswo.

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Wenn andere einen Atlas nehmen, um ihre Weltreise zu planen, nimmt Maike van den Boom die World Database of Happiness, welche die glücklichsten Länder der Erde listet. Denn die Halbholländerin reist nicht nur um des Reisens willen: Sie hat eine Mission. Die da wäre: Deutschland ein bisschen glücklicher zu machen. Und das geht zum Beispiel, indem man schaut, was die Länder mit den glücklichsten Menschen anders machen als andere – und dieses Wissen in einem Buch festzuhalten, damit andere daraus lernen können. Denn die Menschen der Länder, die Maike van den Boom besuchte, machen vieles im Leben gleich.

TRAVELBOOK: Frau van den Boom, wie sah Ihre Reiseroute durch die 13 glücklichsten Länder aus?
Maike van den Boom: Costa Rica, im Ranking auf Platz 1, wollte ich auch als erstes besuchen. Die anderen Länder habe ich dann in möglichst logischen Routen bereist, also erst Lateinamerika, dann Skandinavien, dann Australien und Kanada. Luxemburg und die Schweiz kann man von Deutschland ja mal so mit rechts mitnehmen.

Wie sind Sie im Land vorgegangen, auf Ihrer Suche nach dem Glück?
Ich habe vor meiner Abreise Termine gemacht – mit je einem Glücksforscher, wenn es denn in dem Land einen gab, was aber fast immer der Fall war, sowie mit Deutschen, die dort leben. Daneben habe ich dann im Land selbst so ziemlich jeden interviewt, der mir über den Weg lief – wobei ich darauf achtete, einen guten Querschnitt zu finden, also dass ich verschiedene Altersgruppen, Berufe und Familienstände abdecke.

Maike van den Boom (rechts) bei der Recherche in Sydney
Maike van den Boom (rechts) bei der Recherche in Sydney. Foto: privat Foto: privat

Wie viel Zeit haben Sie sich dafür genommen?
Pro Land hatte ich drei bis fünf Tage Zeit.

Womit wir schon beim Thema Zeit wären. In den Ländern, in denen die Menschen glücklicher sind als bei uns, geht man, so stellten Sie fest, ganz anders mit der Zeit um. Ein Glücksrezept?
Auf jeden Fall. Denn wenn man entspannter mit der Zeit umgeht, auch mit der Lebenszeit, hat das zur Folge, dass man dem Leben gelassener gegenübersteht – als wenn man dieses von vorn bis hinten durchplant und seinen Zielen hinterherhechelt. Der Glücksforscher Mariano Rojas aus Costa Rica hat es auf den Punkt gebracht, indem er meinte, dass den Experten, die einst Armut definierten, ein Fehler unterlaufen sei. Armut sei nämlich eigentlich, wenn du keine Zeit hast: keine Zeit für Beziehungen und keine Zeit, dein Leben zu leben.

Was sind weitere Glücksfaktoren?
Typisch für die Länder, die ich besucht habe, ist zudem ein großes Gemeinschaftsgefühl – also dass man sich verbunden fühlt mit den Mitmenschen. Damit einher geht, dass man höflicher zueinander ist, sich nicht so in den Vordergrund stellt und anderen Menschen mehr Respekt gegenüber aufbringt. Diese humanitären Werte sind sehr wichtig, um sich wohlzufühlen.

Gemeinschaftlich und frei – so leben die Norweger
Gemeinschaftlich und frei – so leben die Norweger. Foto: getty images Foto: getty images

Was können wir als Deutsche, die in diesen Rankings immer auf den hinteren Plätzen landen, von diesen glücklichen Ländern lernen?
Was auffällt: So gemeinschaftsorientiert alle Länder sind, so sehr freiheitsliebend sind sie auch. Man denkt ja, das ist ein Paradox. Aber das geht. Man kann immer seine Freiheiten nutzen. Auch wenn man eingebunden ist in einem gesellschaftlichen Kontext. Das wäre mein Tipp: zu gucken, was du wirklich willst im Leben, und das dann auch durchzuziehen. Und weniger auf Sicherheit zu pochen oder was andere denken könnten. Stattdessen: auf Freundschaften setzen, auf Familie, auf soziale Netze. Denn ohne die anderen geht es nicht.

Nun sind die 13 Länder ja allesamt auch prima Reiseziele. Macht Urlaub in diesen Ländern besonders glücklich?
Vieles färbt tatsächlich ab. So habe ich mich zum Beispiel in Skandinavien ganz schnell an das hohe Vertrauensniveau gewöhnt und irgendwann gar nicht mehr so sehr auf meine Sachen geachtet. Und in Lateinamerika war es die Zeit. Es macht gar keinen Sinn, sich zu beeilen oder irgendwelche engen Zeitschemata zu stellen, die werden sowieso gleich zerschossen. All dies entspannt natürlich sehr.

Auch interessant: Warum die Finnen die glücklichsten Menschen der Welt sind

Nun wird nicht jeder die Möglichkeit haben, alle 13 Länder zu bereisen. Können Sie eine Auswahl empfehlen?
Quasi eine Abkürzung zum Glück? Von Lateinamerika würde ich Mexiko empfehlen, denn da ist die Lebensfreude am schnellsten erfassbar – allein schon wegen der Farbenpracht und der Musik. Von den nordischen Ländern wäre Island meine erste Wahl, weil die Menschen dort so kreativ und verbunden sind und die Landschaft so außergewöhnlich ist. Und dann könnte man noch Kanada dazu nehmen, die sind wahre Lebenskünstler darin, das Leben nicht zu kompliziert zu machen, zu genießen und wirklich den Moment zu leben.

Glückliche Mexikaner
Glückliche Mexikaner. Foto: getty images Foto: getty images

Und wie findet man auf solch einer Reise den Weg zum Glück?
Indem man mit den Leuten spricht, die geben einem alle Antworten. Normalerweise redet man als Urlauber mit Einheimischen ja nicht unbedingt über das, was einem wichtig ist im Leben. Das käme irgendwie komisch rüber. Aber ich kann das nur jedem empfehlen, auch wenn ich das jetzt leicht sagen kann, ich hatte ja mein Projekt als Entschuldigung. Das war sicher leichter.

Hat Sie die Reise auf der Glücksroute verändert? Sind Sie jetzt vielleicht glücklicher?
Ich war vorher auch schon ein glücklicher Mensch. Ich habe aber nach der Reise definitiv geguckt, an welchen Stellschrauben des Lebens ich noch ein bisschen drehen könnte. Zum Beispiel bin ich nicht so der Held im Planen von Zeitpuffern und Lücken, also Sicherheitsabständen in der Zeit – das ist mir durch das Reisen bewusster geworden. Auch habe ich mal kritisch geguckt, was ich eigentlich wirklich brauche, und was nicht. Am Ende habe ich gemerkt, dass ich eins meiner Zimmer kaum nutze und eine Mitbewohnerin ins Haus genommen, was mir sehr gut gefällt. Wenn man erst mal anfängt, nachzudenken, was man eigentlich braucht, braucht man so wenig, dass man sehr viel übrig hat. Vor allem auch an Zeit und Raum im Kopf.

Auf Ihren Reisen haben Sie Ihre Interviewpartner immer diesen einen Satz vervollständigen lassen. Wie würden Sie ihn selbst komplettieren: „Ich bin glücklich, weil…“
… ich mein Leben selber in die Hand nehme und meine Freiheit nutze, um das Beste aus mir selbst rauszuholen.

Das Making-of-Video zum Buchprojekt:

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Das Buch „Wo geht’s denn hier zum Glück? Meine Reise durch die 13 glücklichsten Länder der Welt und was wir von ihnen lernen“ von Maike van den Boom erscheint am 23. April im S. Fischer Verlag (352 Seiten, 18,99 Euro).

 Glückliche Mexikaner. Foto: getty images
Glückliche Mexikaner. Foto: getty images
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