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Mauro Morandi gibt Kampf mit Behörden auf

Italiener (81) muss nach 32 Jahren einsame Mittelmeer-Insel Budelli verlassen

Mauro Morandi, Insel Budellli
Mauro Morandi (81) in seinem kleinen Paradies, das er nun notgedrungen verlassen muss Foto: Mauro Morandi
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TRAVELBOOK Redaktion

26.04.2021, 17:03 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mitten im Mittelmeer, zwischen Sardinien und Korsika, liegt die kleine Insel Budelli. Lange Traumstrände und ein weiter Blick über das Meer machen die Insel zu einem kleinen Paradies. Und dieses Paradies bewohnt ein Mann seit mehr als 30 Jahren ganz allein: Mauro Morandi (81). Doch nun muss er die Insel verlassen – auf Druck der Behörden.

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Mauro Morandi, seit 32 Jahren einziger Bewohner der kleinen, italienischen Mittelmeerinsel Budelli, wird sein Paradies Ende April verlassen. Nachdem die Nationalpark-Behörden von La Maddalena, die die Insel Budelli seit 2016 verwalten, mehrfach gedroht hatten, die Insel zu räumen, hat der 81-Jährige nun beschlossen, abzureisen. Das berichtet „The Guardian“. „Ich habe den Kampf aufgegeben“, zitiert die Zeitung Morandi. Nach 32 Jahren sei er sehr traurig, nun gehen zu müssen, wie er sagt. Die Nationalpark-Behörden hatten beanstandet, dass Morandi ohne die erforderlichen Genehmigungen Änderungen an seinem Haus auf Budelli vorgenommen habe.

Morandi will nun in eine kleine Wohnung in der Nähe von La Maddalena ziehen. „Ich werde am Rande der Hauptstadt wohnen, also werde ich einfach dort einkaufen und den Rest der Zeit für mich sein. Mein Leben wird sich nicht allzu sehr ändern, ich werde immer noch das Meer sehen“, zitiert „The Guardian“ Morandi. Jahrelang hatte der ursprünglich aus Modena in Mittelitalien stammende, frühere Sportlehrer die Insel bewacht, Wege freigeräumt, die Strände in Ordnung gehalten und Touristen mit dem Ökosystem auf Budelli vertraut gemacht.

Seinen Job als „Insel-Wärter“ verdankt Morandi dem Zufall. Vor mehr als drei Jahrzehnten beschloss der Italiener, sein Leben umzukrempeln: Die Ehe war gescheitert, seine Boutique bankrott und auch seiner einstigen Arbeit als Sportlehrer wollte er nicht mehr nachgehen. Er verkaufte, was er besaß, gab das Geld für einen Katamaran aus und stach in See, um nach Polynesien zu segeln. Die Wellen trugen ihn zunächst bis nach Budelli. Zwar längst nicht an seinem eigentlichen Ziel angekommen, begeisterte ihn die kleine Insel dennoch sehr, denn sie wies viele Parallelen zu seinem ersehnten Traumziel auf. Von dem damaligen Wärter erfuhr er, dass dieser nur noch zwei Tage auf der Insel arbeiten würde und fasste kurzerhand einen Entschluss. „Ich habe entschieden, seinen Posten zu übernehmen und bin geblieben“, erzählte er im Gespräch mit TRAVELBOOK.

Kampf um die Insel

Seither lebt Morandi völlig allein auf Budelli. Doch während seiner langen Zeit als Einsiedler gab es schon mehrfach Momente, in denen nicht sicher war, ob er bleiben durfte. Im Jahr 2014 kaufte der Staat Budelli und es hieß zunächst, Morandi müsse die Insel verlassen, da sich darauf ein Nationalpark befinde und dort strenge Vorschriften herrschten. Morandi, der sein Leben auf Budelli nicht aufgeben wollte, startete eine Petition und fand mehr als 18.000 Unterstützer, die für ihn unterschrieben. Und die Petition erreichte zunächst, was Morandi sich so sehr wünschte: Er durfte weiterhin auf Budelli bleiben.

Morandi, Burelli Island
Kein Wunder, dass Morandi geblieben ist Foto: Mauro Morandi

Doch im vergangenen Jahr sollte dann endgültig Schluss sein mit dem Sonderstatus des Einsiedlers. Wie „CNN“ berichtete, hatten die Behörden Morandi eine Frist gesetzt: Bis Ende 2020 sollte er die Insel verlassen. Die baufällige Hütte, in der er auf der Insel wohnt, sollte neu gestaltet und in ein Umweltobservatorium verwandelt werden. Morandi gab jedoch nicht auf und startete erneut eine Online-Petition, um bleiben zu können. Da er aber nun mit einer Räumungsklage rechnen muss, beschloss er, Ende April das Feld von sich aus zu räumen.

Morandi, Burelli Island
Man sieht Morandi seine kindlichen und gleichzeitig weisen Züge fast an Foto: Mauro Morandi

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„Jetzt bin ich genervt“

Doch auch unabhängig von Staat und Menschen verursachten Problemen hatte Morandi Momente, in denen er die Insel fast verlassen hätte: „Einmal herrschte tagelang Unwetter, und die können hier wirklich heftig sein. Da bin ich wehmütig geworden und wäre fast gegangen. Aber dann habe ich mich zusammengenommen und durchgehalten. Ich habe mich hingelegt und abgewartet, bis es vorbei war“, erzählte er TRAVELBOOK.

Die Frage, ob er sich auf der Insel nicht dennoch manchmal einsam fühlte, verneinte Morandi. „Menschen fehlen mir hier nie. Im Sommer sind ja sowieso viele Touristen da und im Winter kommen mich ab und zu Freunde besuchen.“

Ganz abgeschnitten von der Außenwelt war Morandi jedoch nie, denn es gibt Internet auf der Insel. Auf Facebook zeigte er jahrelang der Welt, wie das Leben auf seiner kleinen Insel aussah. Nun hat „Italiens Robinson Crusoe“ am Sonntag (25. April) dort seinen Abschied von der Insel bekannt gegeben: „Ich kämpfe seit über 20 Jahren gegen diejenigen, die mich wegschicken wollen, obwohl ich psychologisch/mental unterstützt wurde, nicht nur von Budelli selbst, sondern von euch allen, aber jetzt bin ich echt genervt und ich werde in der Hoffnung gehen, dass Budelli weiter so geschützt wird, wie ich es seit gut 32 Jahren getan habe. Ciao Mädels und Jungs. Ihr werdet meine Bilder von einem anderen Ort sehen, Sardinien ist so schön.“

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In den Facebook-Kommentaren auf Morandis Seite bedauern viele Fans und Unterstützer seien Weggang von Budelli. Manche machen auch ihrem Ärger über die italienischen Behörden Luft. Francesca Leonardi beispielsweise schreibt: „Es ist dir zu verdanken, dass Budelli und sein rosa Strand bis heute geschützt wurden … du hast dem dein Leben gewidmet … es ist so unfair, dass du weg musst […].“ Francesca Fuso sorgt sich ebenfalls um die Zukunft der Insel: „Budelli wird ohne dich niemals dasselbe sein. Und ich fürchte, sie werden sie nicht so beschützen können wie du […].“ Franco Rizzato drückt in seinem Kommentar Unverständnis gegenüber den Behörden aus: „Wirklich … ich verstehe diese Beharrlichkeit gegenüber einem Mann nicht, der sein Leben gegeben hat, um einen so kostbaren Ort zu schützen! Chapeau Mauro.“

Themen Europa Italien
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