Der Amazonas, die Wasserfälle von Iguacú, Rio, die Strände im Nordosten – das verbinden Menschen mit Brasilien. Aber Bonito im Südwesten? Das kennen die wenigsten. TRAVELBOOK war dort – in einem Paradies fernab der Küsten.
Bonito. Das bedeutet übersetzt: schön. Wer jedoch nach einer umständlichen Anreise – via Campo Grande, von dort dann noch fünf Stunden mit dem Bus – in dem Städtchen ankommt, ist erst mal enttäuscht: ein verwaister Platz mit Fischskulpturen, eine lange Straße, links und rechts ein- bis zweistöckige Häuser, ein Supermarkt, Imbissbuden, Restaurants und überall Pousadas, Pensionen, und Mini-Malls. Das soll der Ort sein, von dem so viele Brasilianer stolz berichten?
Der Ort Bonito ist enttäuschend
Statt an ein Paradies erinnert die 15.000-Einwohner-Gemeinde in Mato Grosso do Sul an der Grenze zum Feuchtgebiet Pantanal, das zum Unesco-Welterbe zählt, an so viele andere junge Städte Brasiliens: historische Gebäude oder einen richtigen Ortskern sucht man vergeblich. Kein Wunder, hat Bonito seine Anfänge doch um das Jahr 1869 herum, als Wohngebiet auf einer Fazenda, einer Farm.
Bonito selbst sei nicht sehenswert, wie man auch schnell von den Bewohnern selbst erfährt. Es dient lediglich als Startpunkt für die vielen organisierten Tagesausflüge, und natürlich zum Übernachten. Die Hotels und Pousadas sind es auch, die das Buchen der verschiedenen Exkursionen übernehmen.
Touren führen zu den Sehenswürdigkeiten
Also, kaum angekommen, werden die nächsten Tage durchgeplant. Dabei erfährt man auch schnell, was sich lohnt und was man weglassen kann, weil es so ähnlich schon in einem der anderen Ausflüge auftaucht. Um die 26 Touren werden von verschiedenen Agenturen angeboten, einige davon dauern den ganzen Tag.
Was in Bonito auf dem Programm stehen sollte:
- Flussschnorcheln
- Papageien in freier Wildbahn erleben
- Wasserfälle
- Höhlen
Öko- statt Massentourismus
Um die Naturparadiese zu schützen, ist die Zahl der Teilnehmer an solchen Ausflügen begrenzt; bei den meisten sind nur acht Personen erlaubt, und ein ortskundiger Führer ist immer mit dabei. Er achtet auch darauf, dass bei den Wanderungen durch den Urwald kein Müll liegen bleibt.
In Bonito haben die Behörden frühzeitig auf ökologisch nachhaltigen Tourismus gesetzt. Jeder im Ort weiß, dass die Zukunft der Region an den Schutz der Natur gekoppelt ist. Massentourismus ist nicht erwünscht. Touren können je nach Saison und Agentur schon mal mehr als 100 Real (ca. 33 Euro) kosten.
Die Highlights um Bonito
1. Schnorcheln: Die Gewässer um Bonito sind von einer derartigen Sauberkeit, dass unter Wasser Sichtweiten bis zu 70 Meter möglich sind. Wer das Schnorcheln gebucht hat, erhält am Startpunkt Neopren-Anzug, Flossen, ggf. Schwimmweste, Taucherbrille und Schnorchel. Im Wasser muss man sich dann – nach einer kurzen Einweisung – einfach nur treiben lassen, und das kilometerweit. Unterwegs begegnet man unzähligen Fischen: Dourados, Pacús, Piraputangas, Carás. Wer einmal davon geträumt hat, in einem liebevoll gestalteten Riesen-Aquarium zu schwimmen: Hier wird das Wirklichkeit.
Tipp: der Rio Sucuri und der Rio da Prata gehören zu den schönsten und klarsten Flüssen und eignen sich am besten für eine solche Schnorcheltour.

2. Wasserfälle: In vielen Gewässern um Bonito haben sich natürliche Lagunen gebildet. Vielerorts findet man wie in die Landschaft gemalte Wasserfälle, die kein Erlebnisbad-Innenarchitekt hätte schöner gestalten können. Durch sie durchschwimmen, sich von der Wasserkraft massieren lassen, alles möglich.

Tipp: Im Parque das Cachoeiras (Park der Wasserfälle) können Sie sechs Kaskaden auf einmal bewundern und in den natürlichen Pools entspannen.
3. Höhlen: Die bekannteste Höhle ist die Gruta do Lago Azul (Höhle des blauen Sees). Nach einem etwas mühsamen Abstieg offenbart sich unten ein kleiner See mit glasklarem Wasser. Je nach Lichteinfall zeigt sich die Lagune dann in strahlendem Blau. Wegen des Sonnenstands finden die Besuche meist morgens statt.
Tipp: Abenteuerlustige können sich im Abismo Anhumas 72 Meter in die Tiefe abseilen. Unten wartet dann ein kristallklarer See. Die Höhle gilt weltweit als eine der schönsten überhaupt. Wer einen Taucherschein besitzt, kann den See unter Wasser erkunden. Ansonsten steht auch kleines Boot für eine Mini-Tour zur Verfügung.
4. Die bunte Tierwelt: Ob unter Wasser oder an Land: Überall begegnet man wilden Tieren. Äffchen sitzen in den Bäumen, Tukane hoffen darauf, ein paar Nüsse zu bekommen, hier und da watet ein Tapir durchs Wasser. Und manchmal bekommt man, vor allem bei Reisen hinein ins Pantanal, auch Kaimane zu sehen. Kein Angst: Die Tiere sind so scheu, dass sie vor Menschen flüchten.
Tipp: Im Buraco das Araras (Loch der Aras), einer riesigen Doline (105 Meter tief, 295 Meter Durchmesser), leben zahlreiche der seltenen Papageien, die man in Paaren von ihren Nistplätzen an der Steilwand zu den Bäumen drumherum fliegen sieht. Absolut empfehlenswert! Der Besitzer der Farm, auf der die Doline liegt, Senhor Modesto, erzählt gern auch einige Anekdoten zum Ort und seinem Alltag dort.
Bonito ist außerhalb Brasiliens noch immer ein Geheimtipp. Durch die gute Organisation der Touren sind Ort und Umgebung besonders für Brasilien-Reisende geeignet, die sich schwer tun, in dem riesigen Land den Überblick zu behalten.
Bonito – der schönste Fleck der Erde? Vielleicht nicht der schönste, aber ein sehr schöner allemal.