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Amsterdam verbietet öffentliches Kiffen – neue Maßnahmen gegen Overtourism

Neue Maßnahmen gegen Overtourism

Amsterdam verbietet Kiffen im Zentrum und schränkt Nachtleben ein 

Amsterdam Overtourism
So beschaulich Amsterdam anmutet, so sehr kämpft die Grachtenstadt mit Overtourism. Nun setzt man auf ein Cannabis-Verbot in der Altstadt.Foto: Getty Images

Amsterdam ist auch bei Urlaubern aus Deutschland eine beliebte Stadt für einen City-Trip. Doch in der vom Overtourism geplagten niederländischen Hauptstadt wünscht man sich bereits länger einen „Reset“. Deswegen gibt es immer strengere Regeln, um die Urlauberströme zu begrenzen. Nun geht die Stadtverwaltung gegen das öffentliche Kiffen vor und reglementiert zudem das Nachtleben strenger. Auch eine Obergrenze für touristische Übernachtungen und eine Touristen-Quote wurden bereits eingeführt. Die Details.

Amsterdam versucht schon seit Längerem, gegen den Overtourism, also zu viele Touristen, vorzugehen. Statt eines aktiven Tourismusmanagements gibt es daher immer mehr Regulierungen und Maßnahmen, um die Touristen-Massen einzudämmen oder zu kontrollieren. Nun erklärte die Stadtverwaltung, dass ab Mai ein Cannabis-Verbot auf der Straße und ein früherer Gastronomieschluss gelten werden. Im bekannten Rotlichtviertel, „De Wallen“, das gleichzeitig auch das mittelalterliche Stadtzentrum Amsterdams ist, dürfen Kneipen und Lokale ab 01:00 Uhr nachts keine neuen Kunden mehr hereinlassen. Prostituierte müssen ihre berühmten Fenster früher, genauer um spätestens 03:00 Uhr nachts, schließen. Auch Gastronomiebetriebe und Sexlokale mit Gastronomielizenz dürfen ab Mai freitags und samstags nicht mehr länger als 02:00 Uhr geöffnet haben.

Die Maßnahmen sollen der Stadtverwaltung zufolge die Altstadt und das Rotlichtviertel sicherer und lebenswerter machen. Vor allem die Bewohner leiden stark unter dem Massentourismus und dem öffentlich Alkohol- und Drogenmissbrauch.

Mit welchen Maßnahmen Amsterdam außerdem gegen den Overtourism vorgeht – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.

Weitere Maßnahmen in Amsterdam gegen Overtourism

Touristen-Busse ab 2024 im Zentrum verboten

Am 2. Februar erklärte die Stadtverwaltung, dass ab 2024 keine Touristen-Busse mehr ins Zentrum der niederländischen Hauptstadt einfahren dürfen. Reisebusse ab 7,5 Tonnen müssen dann außerhalb des Stadtkerns halten und die Passagiere auf den Nahverkehr ausweichen, um ins Zentrum zu gelangen. Laut Stadträtin Melanie van der Horst gebe es derzeit etwa 300 bis 450 solcher Touristen-Busse täglich. Dies führe zu Staus in den engen Straßen und der Verkehr sei vor allem für Fahrradfahrer und Fußgänger zu gefährlich. Zudem fühlten sich Einwohner eingeschränkt und für einige Kais und Brücken seien die Busse schlichtweg zu schwer – daher müssen sie ab 2024 außerhalb des Mittelrings S100 bleiben.

Einführung einer Touristen-Quote

Anfang des Jahres 2021 führte Amsterdam eine Touristen-Quote im Kampf gegen den Overtourism ein. Die Obergrenze liegt seither bei 20 Millionen Übernachtungen pro Jahr. In der niederländischen Hauptstadt wollte man damit die Anzahl der Touristen um mindestens zehn Prozent verringern.

Auch interessant: Utrecht – ein Geheimtipp in den Niederlanden

Ferienwohnungen und Airbnb’s im Zentrum zu vermieten, ist verboten

Weil es immer weniger Wohnraum gab, ist es im Zentrum seit Juli 2020 verboten, Airbnb’s und Ferienwohnungen zu vermieten. Im übrigen Teil der Stadt können Privatleute Unterkünfte an Touristen seither nur noch für maximal 30 Tage im Jahr vermieten. Bei einer Befragung von Bewohnern des Zentrums hatten sich 75 Prozent für ein Vermietungsverbot ausgesprochen. Um die neuen Einschränkungen beim Anbieten von Privatquartieren durchzusetzen, greift die Stadt zu drastischen Strafen. Denn, wer ohne Erlaubnis vermietet, muss 20.750 Euro Buße zahlen.

Seit dem 1. Oktober 2021 gilt: Wer seine Wohnung gemäß den Regeln an Touristen vermieten will, muss das anmelden. Die strengeren Auflagen für die private Vermietung haben bereits deutliche Ergebnisse gebracht. So hat etwa die Vermittlungsplattform Airbnb in Amsterdam im Zeitraum von Frühjahr bis Herbst 2021 circa 80 Prozent ihrer Angebote verloren. Das teilte ein Sprecher der Stadt der Deutschen Presse Agentur (dpa) mit.

Höchste Touristenabgabe in Europa

Neben der Touristenabgabe von sieben Prozent der Hotelrechnung gibt es in Amsterdam seit Januar 2020 auch eine Bettensteuer: 3 Euro pro Nacht und Person werden dadurch noch zusätzlich fällig. Amsterdam habe damit laut niederländischem Hotel- und Gaststättenverband die höchste Bettensteuer Europas, berichtete der „Stern“.

Geplante Verlegung des Rotlichtviertels

2021 wurde zudem bekannt gegeben, dass man, um Partytouristen abzuschrecken, das weltberühmte Rotlichtviertel De Wallen schließen und stattdessen ein „Erotikzentrum“ außerhalb der Innenstadt einrichten wolle (TRAVELBOOK berichtete). Damals hieß es, dass man einen „Reset“ von Amsterdam als Besucherstadt anstrebe. Allerdings zieht der bekannte Rotlichtbezirk in der Nähe des Hauptbahnhofes weiter Touristen an und es können auch noch immer Führungen durch das berühmte Rotlichtviertel gebucht werden.

Geplante Verschärfung der Regeln für den Cannabis-Konsum und das Nachtleben

Bürgermeisterin Femke Halsema wollte bereits seit 2020 den „Kiffer-Tourismus“ einschränken und will verbieten, dass Touristen in den Coffeeshops Cannabis kaufen können (TRAVELBOOK berichtete). Im Dezember 2022 kündigte die Stadtverwaltung an, dem öffentlichen Konsumieren von Marihuana in der Innenstadt ein Ende setzen, berichtete das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Außerdem plane Amsterdam im Kampf gegen Overtourism, dass Gastronomie und Fensterprostitution früher schließen müssen. Auch gegen Junggesellenabschiede und organisierte Kneipentouren möchte man strenger vorgehen.

Mit Material von dpa

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