Mexiko bekommt einen neuen Flughafen. Dieser soll Medienberichten zufolge nahe Tulum, eine der wichtigsten Maya-Stätten auf der Halbinsel Yucatán, entstehen. Das ist aber nur eines der Projekte, von dem sich Präsident López Obrador einen Aufschwung für die Region verspricht. Bereits im Bau ist eine Bahn durch fünf mexikanische Bundesstaaten, die Touristen zu den Maya-Stätten im Dschungel bringen soll. Umweltschützer und Indigene befürchten den Ausverkauf der unberührten Natur.
Tulum zählt zu den bedeutendsten Maya-Stätten auf der Halbinsel Yucatán und ist zugleich eine beliebte Urlaubsregion an der Karibik-Küste Mexikos. Die Stadt liegt etwa 130 Kilometer südlich der Touristenhochburg Cancún. Dort befindet sich der bislang wichtigste internationale Flughafen im mexikanischen Teil der Halbinsel Yucatán. Doch sind die Kapazitäten des Airports begrenzt. Umso mehr, wenn erst einmal der neue Maya-Zug, der auch in Tulum Station machen soll, weitere Touristen anlocken wird. „Daher werden wir in Tulum mit dem Bau eines neuen Airports beginnen“, erklärte Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador laut „Aerotelegraph“ vergangene Woche vor Journalisten. Entstehen soll der neue Maya-Airport 25 Kilometer südwestlich von Tulum und „die Kapazität haben, vier Millionen Besucher zu empfangen“, zitiert „Aerotelegraph“ Mexikos Präsidenten weiter.
Megaprojekt „Tren Maya“
Der „Tren Maya“ (Maya-Zug) ist eines der größten Infrastrukturprojekte von Präsident López Obrador. Der Zug soll pro Jahr u. a. rund drei Millionen Touristen transportieren und auf einer Strecke von 1525 Kilometern fünf Bundesstaaten durchkreuzen. Diese sind: Yucatán, Quintana Roo, Campeche, Chiapas und Tabasco. Insgesamt sind für den Maya-Zug 15 Haltestellen geplant: von Cancún über Tulum bis zu den archäologischen Ausgrabungsstätten Palenque und Chichén Itzá. An der Strecke sollen auch neue Hotels und Dörfer entstehen. Den Plänen von López Obrador zufolge sollen der Zug wie auch der neue Flughafen in Tulum bereits 2023 in Betrieb genommen werden.
Umweltschützer, Archäologen und Vertreter der indigenen Gemeinschaften schlagen spätestens seit Baubeginn der neuen Maya-Bahnstrecke Ende 2018 Alarm. Die Dorfbewohner, die für die neue Bahnstrecke ihre Häuser aufgeben müssen, fürchten, dass von dem Megaprojekt für sie nur ein paar Jobs als Tellerwäscher in den neuen Hotels abfallen könnten. Umweltschützer hingegen bangen um den Dschungel und die dort heimische Tier- und Pflanzenwelt. Denn für die neue Bahnstrecke müssen etliche Bäume gefällt werden. 600 Hektar Regenwald sind laut „Tagesschau“ betroffen.

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Etliche Tiere im Biosphären-Reservat von Calakmul bedroht
Calakmul erlebte seine Blütezeit zwischen 250 und 900 nach Christus und ist heute Kulturerbe der Unesco. Die alte Maya-Stadt liegt mitten in einem mehr als 720.000 Hektar großen Schutzgebiet. Ein 60 Kilometer langer Weg führt von der Landstraße bis zu der historischen Stätte. Pfauentruthähne, Hirsche und Dachse kreuzen den Pfad. Nach Angaben der Unesco handelt es sich um den letzten großen und gut erhaltenen tropischen Wald in Amerika.
Bereits jetzt durchschneidet eine Landstraße das Reservat. Die Bahnstrecke soll parallel dazu angelegt werden. „In der Region gibt es 15 Schutzgebiete des Bundes und weitere 20 bundesstaatliche Schutzgebiete, aber das Wichtigste ist das Biosphären-Reservat von Calakmul“, sagte der Präsident des Mexikanischen Zentrums für Umweltrecht (CEMDA), Gustavo Alanis. In dem Reservat leben 2000 der letzten 4800 Jaguare Mexikos. Auch andere Tiere und Pflanzen in der Region sind vom Aussterben bedroht und stehen unter besonderem Schutz.

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Kritik am Großprojekt
Touristenführer Dámaso Vásquez sieht den geplanten Zug kritisch. „Das ist kein Projekt der Indigenen“, sagt der Mann vom Volk der Zapoteken, der vor einigen Jahren in die Region kam. „Für mich ist das ein Projekt der Großkapitalisten.“ Viele der 28.000 Einwohner im Bezirk Calakmul sind Bauern. Sie pflanzen Mais und Chili an und halten Bienenvölker. Eine sichere Wasserversorgung interessiert sie wesentlich mehr als touristische Großprojekte.
Seit Ankündigung des 5,4 Milliarden Euro teuren Projekts im Jahr 2018 kam es entlang der geplanten neuen Bahnstrecke immer wieder zu Protesten. Mehrere Indígena-Gemeinden wie auch Organisationen haben bereits Beschwerden eingereicht. Eine Gruppe hat auf einem Streckenabschnitt sogar zwischenzeitlich einen Baustopp erreicht. Ein Gericht habe ihnen Recht gegeben, berichtete die „Tagesschau“ im Herbst vergangenen Jahres. Den Maya-Zug verhindern können Proteste und Beschwerden wohl aber kaum. Denn Präsident López Obrador machte bereits vor Baubeginn Ende 2018 deutlich: Der Zug wird kommen.