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Neue Ergebnisse zur „Mysterious Lady“

Woran starb die erste schwangere Mumie der Welt?

Mumie Warschau
Die erste bekannte schwangere Mumie der Welt ist im Nationalmuseum in Warschau ausgestellt Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Aleksander Kalka
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TRAVELBOOK Redaktion

12.07.2022, 10:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Einem Wissenschaftler-Team aus Warschau war im April 2021 ein Coup gelungen: Sie hatten die erste schwangere ägyptische Mumie entdeckt. Seither wurde die sogenannte „Mysterious Lady“, die im Nationalmuseum in Warschau ausgestellt ist, eingehenden Untersuchungen unterzogen. Nun steht womöglich fest, woran die schwangere Ägypterin damals starb. TRAVELBOOK kennt die Details.

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Die Überraschung bei dem Forscherteam des „Warsaw Mummy Projects“ im April 2021 war groß, als sie die im Warschauer Museum gelagerte Mumie untersuchten. War man doch bislang davon ausgegangen, dass es sich bei dem balsamierten Körper um einen Mann handelte. Stattdessen stellte sich bei der radiologischen Untersuchung heraus: Vor ihnen lag eine Frau. Doch das war nicht die einzige Überraschung. Die sogenannte „Mysterious Lady“, die vermutlich vor mehr als 2000 Jahren in Theben gelebt hatte, war nicht nur eine Frau im Alter von 20 bis 30 Jahren, sondern auch noch schwanger. Der Fötus soll zum Zeitpunkt des Todes der Frau etwa 26 bis 30 Wochen alt gewesen sein. „Dieser Fund ist der einzige bekannte Fall einer einbalsamierten schwangeren Person“, hieß es in einem von den Wissenschaftlern veröffentlichen Artikel.

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Woran starb die schwangere Frau damals?

Inzwischen haben die Forscher in Warschau die schwangere Mumie zahlreichen Untersuchungen unterzogen. Nun haben die Wissenschaftler womöglich herausgefunden, woran die Frau damals starb. „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die schwangere Ägypterin […] möglicherweise an Krebs erkrankt war“, teilten sie auf ihrer Facebook-Seite mit. Darauf würden ungewöhnliche Spuren an ihren Schädelknochen hindeuten. „Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Veränderung durch einen Tumor, möglicherweise eine Metastase“, schreiben die Wissenschaftler weiter. Man wolle nun das Gewebe untersuchen und weitere Analysen durchführen, um die Art des Tumors zu bestimmen und weitere Fragen zum Tod der Frau zu beantworten.

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Nach ihrem Fund im April 2021 waren die Forscher vor allem darüber überrascht, wie gut die Überreste des ungeborenen Kindes erhalten waren. Mithilfe von Computertomografie (CT) und Röntgenaufnahmen versuchten sie in den darauf folgenden Monaten, dieses Rätsel zu lösen – mit Erfolg. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher auf ihrem Blog.

Dort schreiben sie: „Der Fötus befand sich in einer sauren, ‘moorähnlichen‘ Umgebung, die später bei der Einbalsamierung der Mutter austrocknete. Während des Mumifizierungsprozesses wurde die verstorbene Frau mit Natron, einem in Ägypten natürlich vorkommenden Natrium, bedeckt, um den Körper zu trocknen. In der Folge kam es auch zur Austrocknung der Gebärmutter und des Fötus. So fand ein weiterer Mumifizierungsprozess statt, die Mineralisierung des Fötus.“ Weil die Gebärmutter über 2000 Jahre versiegelt war, wurde der Fötus in ihr quasi „eingelegt“, so die Schlussfolgerung der Forscher.

Weitere Fragen zur Mumie in Warschau noch ungeklärt

Allerdings bleiben für die Wissenschaftler noch weitere Fragen zur „Mysterious Lady“ und ihrem ungeborenen Kind offen: „Wir versuchen immer noch zu erklären, warum der Fötus in der Gebärmutter belassen wurde, während andere innere Organe entfernt wurden“, schreiben sie.

Die Mumie, die wohl aus den königlichen Gräbern in Theben stammt, spendete man bereits 1826 an die Universität Warschau. Später mutmaßten Wissenschaftler, dass es sich bei der Mumie um einen Mann handelte: den Priester Hor-Djehuti. Dieser Fehler geht mutmaßlich darauf zurück, dass die Überreste in einem falschen Sarkophag lagen.

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Das Warsaw Mummy Project hatten 2015 Archäologen der Universität Warschau initiiert. Ziel des Projekts ist es, menschliche und tierische Mumien aus dem Nationalmuseum in Warschau neu zu untersuchen. Dabei führen die Wissenschaftler CT-Scans und Röntgenaufnahmen, aber auch Laboruntersuchungen durch. Auf der Website des Projekts können Interessierte digital ebenfalls die Mumien scannen.

In ihrer jüngsten Veröffentlichung betonen die Wissenschaftler, dass man sich bei allen gewonnenen Erkenntnissen über eines bewusst sein müsse: „Obwohl die schwangere Mumie in letzter Zeit zu einer Art ‘Berühmtheit‘ geworden ist und die gesamte Forschung aus wissenschaftlicher Sicht faszinierend ist, sollten wir nicht vergessen, dass wir es hier mit einer menschlichen Tragödie zu tun haben, die wir respektieren müssen.“

Und weiter: „Die ‘Mysterious Lady‘  starb zusammen mit ihrem ungeborenen Kind, und indem wir sie untersuchen, stellen wir ihr Andenken wieder her. Wir erinnern uns daran, dass es sich um eine lebendige Person handelte, die ihre Träume hatte, wahrscheinlich geliebt hat und geliebt wurde. Jetzt offenbart sie uns die Geheimnisse, die sie mit ins Grab genommen hat.“

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