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Casa Mujica

Chiles unheimliches Geisterhaus

Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

23.12.2016, 15:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Mord, Geistergeschichten und ein rätselhafter Brand – die Casa Mujica in Chiles Hauptstadt Santiago ist bis heute Thema vieler urbaner Mythen und Legenden. Sind sie bloße Erfindungen, oder steckt dahinter doch ein Quentchen Wahrheit?

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Als am 2. August 2005 das alte Haus an der Ecke Avenida Grecia, San Eugenio und Matta Oriente nachts plötzlich in Flammen stand, gab es sicher nicht wenige in Santiago de Chile, die hofften, die rätselhaften Ereignisse würden damit endlich ein Ende haben. Damals gab es Geschichten, die sowohl den Erzählern, als auch den Zuhörern das Blut in den Adern gefrieren ließ. Damit wäre es jetzt endlich vorbei, so glaubte man – ein Irrtum…

Wenig ist über die Familie Mujica bekannt, die sich 1915 die beeindruckende Stadtvilla im Viertel Ñuñoa errichten ließ – dafür umso mehr über das Haus: Wie die Seite spanischsprachige „Guioteca“ berichtet, erstreckten sich 30 Zimmer auf einer Gesamtfläche von 1600 Quadratmetern, außerdem gab es fünf Küchen und sieben Badezimmer. Der Eigentümer, Don Críspulo Mujica, erlebte die Fertigstellung nicht mehr, denn er starb bereits 1912, doch seine Nachfahren lebten bis 1997 in dem Haus, als mit Doña Elvira Mujica die letzte Bewohnerin verstarb. Ihre Kinder wollten nicht in das Haus einziehen – wegen der furchtbaren Gerüchte?

Unsinn oder Wahrheit?

Es gibt viele, die bis heute glauben, die schrecklichen Geschichten und vermeintlichen Geistersichtungen seien blanker Unsinn und frei erfunden, aus Neid gegenüber der Familie und ihrem schönen Haus. Ebenso viele behaupten aber bis heute, in der Nacht mysteriöse Lichter und Gestalten in dem Haus gesehen zu haben. Die Rede ist auch von Gegenständen, die sich von selbst bewegten, elektronischen Geräten, die ohne menschliches Zutun an- und ausgingen, ja, sogar von spontanen Selbstentzündungen.

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Dem Mythos nach spuke in dem Haus ein Mädchen, das verbrannt sei, und nun auf ewig dort herumgeistern müsse. Der Journalist und Autor César Parra hat diesen Legenden sogar ein Buch gewidmet: „Magischer Führer durch Santiago. Geschichten von Geistern, Zwergen und Hexen“. In seiner Publikation berichtet er auch von einem Fluch, der angeblich auf dem Haus gelastet haben soll – eine leibhaftige Hexe habe ihn ausgesprochen, um die Familie in den finanziellen Ruin zu reiben.

Eine Geschichte aber, die wohl jeder in Santiago kennt, ist besonders grausig und blutrünstig: Laut „Guioteca“ soll ein Hausherr ein Verhältnis mit einer seiner Angestellten gehabt haben, sie bekamen ein Kind. Die betrogene Gattin soll wahnsinnig geworden sein, und sich zu einer Verzweifelungstat entschlossen haben: In ihrer Kränkung soll sie nicht nur die Nebenbuhlerin vergiftet haben, sondern auch das uneheliche Kind. Als der Mann das bemerkte, soll er seine Frau umgebracht und sich anschließend selbst gerichtet haben. Die Geister dieser vier armen Seelen hätten bis zum mysteriösen Ende der Casa Mujica in den Gemäuern des alten Hauses gelebt, so erzählt man es sich bis heute.

Der Parapsychologe Carlos Meschi ist einer von vielen, der das Haus auf übernatürliche Phänomene untersuchte, und er ist fest davon überzeugt, dass dort vier Geister, beziehungsweise Dämonen, ihr Unwesen getrieben hätten. Der Seite „Actas de Grimorio“ zitiert ihn: „Ich konnte vier Geister vertreiben. Die Leute, die hier gestorben sind, trugen viel Wut und Hass in sich. Das könnte eine Erklärung für die gequälten spukenden Seelen sein.“ Ein ehemaliger Concierge des Anwesen bezeichnet diese Behauptungen aber als „blanken Unsinn“ und „bloße Geschichten“.

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Mögliche Erklärungen

Und auch das Ende der Casa Mujica, den mysteriösen Brand, erklären sich nicht wenige mit ganz natürlichen Ursachen: Es sei Brandstiftung gewesen, zu diesem Urteil kam ein Versicherungsunternehmen. Das Feuer sei aus mindestens fünf verschiedenen Brandherden genährt worden. Dies haben zwei Parteien genutzt: Einmal die Eigentümer des Hauses, die auf eine hohe Versicherungssumme hofften, und dann die Käufer, die die Casa Mujica zugunsten eines Einkaufszentrums abreißen wollten, das heute an der selben Stelle steht. Vorher hatte man den Vorfall Obdachlosen anlasten wollen, die des Öfteren in der verlassenen Villa übernachtet hatten.

In der Brandnacht kam es allerdings noch einmal zu einem unheimlichen Vorfall, den mehrere Zeugen unabhängig voneinander beschrieben: So seien in den hochschlagenden Flammen deutlich drei Kreuze zu erkennen gewesen, die plötzlich an der brennenden Hauswand auftauchten. Viele deuteten das als paranormales Zeichen der Geister, die angeblich darin gespukt hatten. Während der Arbeiten an dem besagten Shopping Center kündigten dann mehrere Arbeiter, weil sie sich von geisterhaften Kräften belästigt fühlten.

Auch heute noch würden die verlorenen Seelen an dem Ort ihrer Verdammnis spuken, davon sind nicht wenige überzeugt. Und so bleibt die Geschichte um die Casa Mujica ein Faszinosum, eine der vielen urbanen Legenden unserer Zeit.

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Themen: Chile
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