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Er liegt inmitten einer Klippe

Der Porto Flavia auf Sardinien – einer der spektakulärsten Häfen der Welt

Porto Flavia, eine spannende Sehenswürdigkeit auf Sardinien
Der Porto Flavia wurde 1924 eröffnet und war eine technische Meisterleistung. Der verantwortliche Architekt benannte ihn nach seiner Tochter. Foto: Malte Führing
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

31.07.2023, 16:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Im Süden von Sardinien liegt einer der wohl spektakulärsten Seehafen der Welt: Der Porto Flavia ist direkt in eine steile Klippe gebaut. Das gewagte Projekt revolutionierte einst den Rohstoff-Transport auf der italienischen Insel. Heute ist der Ort einer der beliebtesten Touristenmagneten von Sardinien.

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Im Süden Sardiniens liegt, in der Region Iglesias, einer der beeindruckendsten Orte der gesamten Insel. Wer ihn vom Meer aus erblickt, könnte denken, es handele sich dabei um eine Art Burg, direkt aus einem Fantasy-Film. Doch der Porto Flavia diente tatsächlich jahrzehntelang als wichtigster Seehafen der Insel. Das Ungewöhnliche: Er ist mitten in eine steile Klippe gehauen. Und so revolutionierte er den bis dahin teuren und oft gefährlichen Rohstoff-Transport auf der Insel.

Es ist das Jahr 1922, als laut der Seite „Atlas Obscura“ die Förderung von Zink und Blei auf Sardinien ein Rekordhoch erreicht. Schon seit dem 16. Jahrhundert operieren hier Minen, doch nie zuvor war die Nachfrage nach den Rohstoffen so hoch. Ein großes Problem allerdings ist die Effizienz beim Transport der Ware. Kleinere Schiffe müssen zunächst den Strand von Masua anlaufen. Dort werden sie beladen, und machen dann die mehrere Seemeilen lange Fahrt zurück in den Hafen von Carloforte. Und die Tour ist ob der oft unruhigen Gewässer vor Sardinien nicht selten gefährlich, viele Schiffe sinken mit ihrer wertvollen Fracht.

Revolutionäre Idee

Porto Flavia
Porto Flavia ist mitten in eine Klippe vor der Südküste Sardiniens gebaut. Der Seehafen wurde bis in die 1960er Jahre für das Verladen von Rohstoffen genutzt Foto: Getty Images

Durch die unsicheren Transportwege und oft ungünstige Wetterbedingungen konnte sich der Nachschub an Blei und Zink so schlimmstenfalls um Wochen verzögern. Umso länger dauerte es, die großen Schiffe zu beladen, die Zink und Blei von Carloforte aus in alle Welt verschifften. Auf der Suche nach einer Lösung für ihr Problem wandten sich die Minenbetreiber schließlich 1923 an den Ingenieur Cesare Vecceli. Und der hatte eine gewagte, um nicht zu sagen abwegige Idee: Einen Seehafen direkt in die Wand einer steilen Klippe zu bauen. Es war die Geburtsstunde des Porto Flavia.

Veccelis Überlegung war so revolutionär wie genial. Er suchte zunächst einmal eine vor Wind und Wetter geschützte Stelle an der Küste, wo Boote problemlos ankern und beladen werden konnten. Dann wurde es brachial: Mit Dynamit und mechanischen Bohrungen trieben Vecceli und seine Helfer zwei waagerechte, gut 600 Meter lange Tunnel in den Fels des Kliffs. Diese lagen direkt übereinander und waren über neun senkrechte Querstollen miteinander verbunden, die als Lager für die Rohstoffe dienten. Der offiziellen Tourismusseite von Sardinien zufolge konnte jeder von ihnen bis zu 10.000 Tonnen aufnehmen.

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70 Prozent Ersparnis

Eine elektrische Eisenbahn im oberen Tunnel brachte nun Zink und Blei direkt zu den Querstollen, von wo aus sie in den unteren Tunnel gelangten. Dort wiederum gelangten sie vom Förderband direkt bis an die Kante des Kliffs, unter der die bereits wartenden Frachtschiffe ankerten. Das letzte Stück des Förderbandes ragte aus der Fassade des Porto Flavia hinaus, direkt über der Meeresoberfläche. So war es ein Leichtes, die bereit liegenden Boote innerhalb einiger Tage zu befüllen. Zudem entfiel damit der lange und gefährliche Zwischentransport.

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Von Veccelis Idee bis zur Umsetzung des Porto Flavia dauerte es gerade einmal etwas mehr als ein Jahr, was die Minenbetreiber zusätzlich erfreute. Denn das Konzept des Ingenieurs funktionierte so gut, dass es der Industrie fast 70 Prozent ihrer bisherigen Produktionskosten ersparte. Sie beauftragten Vecceli außerdem damit, seinem einzigartigen Seehafen auch ein würdiges Äußeres zu verleihen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass der Porto Flavia ein wenig anmutet wie eine ausgefallene Kulisse aus „Game of Thrones“.

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Benannt nach der Tochter des Ingenieurs

Neben der finanziellen Anerkennung für sein Werk wurde Vecceli zudem eine ganz besondere Ehre zuteil. Er durfte „seinen“ Hafen nach seiner 1924 geborenen Tochter benennen. Und so heißt der vielleicht spektakulärste See-Port der Welt bis heute Porto Flavia. Laut der Seite „Visit Iglesias“ war er bis in die 1960er Jahre in Betrieb. Heute ist der Ort wegen seines einmaligen Erscheinungsbildes ein beliebter Touristenmagnet der Insel.

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Eine geführte Tour zum Porto Flavia ist online oder vor Ort buchbar und kostet für Erwachsene aktuell 10 Euro. Kinder bezahlen 6,50 Euro, Gruppen ab mindestens 20 Personen jeweils 8,50 Euro. Die maximale Gruppengröße beträgt pro Führung 25 Personen. Die Betreiber fordern alle Besucher auf, festes Schuhwerk zu tragen, der Zutritt mit Sandalen oder Flip-Flops ist nicht gestattet. In ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen müssen von einer weiteren Person begleitet werden.

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Auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert vom Porto Flavia. „Ein geniales, beeindruckendes Stück Ingenieurskunst“, meint einer. Ein zweiter sagt: „Es ist atemberaubend zu sehen, was Menschen in diesen Berg gebaut haben.“ Ein dritter fügt hinzu: „Porto Flavia ist auf viele verschiedene Arten faszinierend und schön.“ Journalist und Blogger Malte Führing hat den Ort im Sommer 2022 besucht, sagt: „Im Südwesten Sardiniens gibt es viele alte Minen, die besucht werden können. Viele haben eher den Charme eines Lost Places. Porto Flavia ist dagegen DAS hochglanzfototaugliche Minen-Juwel.“

Themen Italien Sardinien
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