12. Juli 2024, 6:52 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Deutsche Naturschutzbund (NABU) hat sein Kreuzfahrt-Ranking für 2024 veröffentlicht. 14 Reedereien wurden in Hinblick auf ihre Bemühungen in puncto Umwelt- und Klimaschutz untersucht. Die Ergebnisse sind erneut ernüchternd. Jedoch gibt es auch Hoffnung.
Die nach der Corona-Pandemie wieder boomende Kreuzfahrtbranche kommt beim Klimaschutz nur schleppend voran. Das zeigt auch die diesjährige Untersuchung der Umweltorganisation NABU. Zwar würde keine der großen Reedereien Klima- und Umweltfragen gänzlich ignorieren – an vielen Stellen seien die Ambitionen jedoch zu gering.
Das NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2024
Der NABU hat 14 Anbieter von Kreuzfahrten befragt, die für deutsche Kunden relevant sind. Dabei ging es unter anderem um die Themen Klimastrategie, Klimaschutzmaßnahmen und Landstrom. Das Ranking beruht auf den Angaben der Reedereien.
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Auf den Plätzen eins und zwei bei den Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen liegen demnach die norwegischen Reedereien Hurtigruten und Havila. Bereits im vergangenen Jahr hoben beide Anbieter sich im NABU-Ranking deutlich von der Konkurrenz ab. Auf Platz drei landet Hurtigruten Expeditions (im vergangenen Ranking noch nicht als Anbieter berücksichtigt).
Die deutschen Reedereien Mein Schiff, AIDA und Hapag-Lloyd Cruises belegen die Plätze vier, sechs und sieben. Der Kreuzfahrtriese Carnival mit Marken wie Carnival Cruise Line, Costa oder Cunard landete auf dem vorletzten Platz der bewerteten Anbieter. Phönix Reisen und Viking Ocean Cruises gaben, wie bereits im vergangenen Jahr, keine Antworten ab.
Nach wie vor starke Belastung für Umwelt und Klima
Die Norweger betrieben kleinere Schiffe, die oft besser ausgestattet seien, und unterlägen strengeren Regeln in ihrem Land, begründete der Schifffahrtsexperte des NABU, Sönke Diesener, bereits im vergangenen Jahr die guten Plätze dieser Reedereien. Bereits damals betonte er, dass dies für die einzelnen Passagiere aber nicht bedeute, dass sie klimafreundlich reisten. „Wer es sich leisten kann, mit 100 Leuten – und jeder hat eine Suite – in die Antarktis zu fahren (…), der hat einen gigantischen ökologischen Fußabdruck.“
Und auch in diesem Jahr kommt der NABU zu dem Schluss, dass eine Kreuzfahrt, die Umwelt und Klima nicht belaste, auch von den Spitzenreitern des Rankings nicht angeboten werde. Allerdings zeigten einige Unternehmen auch, wie die Zukunft der Kreuzfahrt aussehen könne. Insbesondere die vorderen Plätze können sich laut NABU mit einer Vielzahl an Maßnahmen profilieren: Dazu zählte neben dem Einsatz von Batterien, einer energiesparenden Bauweise, optimierter Technik und einem verringerten Fahrttempo auch die Nutzung von Landstrom während der Hafenliegezeiten.
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Wahl des Kraftstoffes ist anhaltendes Problem
Zudem erlaube es sich zwar keines der aufgelisteten Unternehmen, Klima- und Umweltfragen zu ignorieren – Schweröl als der dreckigste aller Kraftstoffe fände jedoch nach wie vor breite Anwendung. Die Wahl des richtigen Kraftstoffes sei laut NABU immer noch eine ebenso zentrale wie schwer zu lösende Frage: So sei eine LNG-Kreuzfahrt aufgrund des bei der Verbrennung entweichenden Methans mitunter wesentlich klimaschädlicher als eine Diesel-Kreuzfahrt; auch Biokraftstoffe seien aufgrund von Bestandteilen wie Palmöl alles andere als unproblematisch.
Stattdessen sollten Reedereien laut NABU auf erneuerbare Kraftstoffe nichtbiologischen Ursprungs setzen – dazu zählten beispielsweise Methanol oder Ammoniak. TUI Cruises hebe sich hier mit dem Neubau der „Mein Schiff 7“ von der Konkurrenz ab, da diese künftig mit Methanol betrieben werden könne. Besonders in der unteren Hälfte des Rankings hingegen sieht der NABU laut eigener Angaben keine ehrgeizigen Ambitionen der Reedereien, ihre Flotten in naher Zukunft vollständig klimaneutral zu betreiben. So hätten acht der teilnehmenden Kreuzfahrtunternehmen angegeben, erst 2050 klimaneutral agieren zu wollen.
Mit Material von dpa