Der Deutsche Naturschutzbund (NABU) hat sein Kreuzfahrt-Ranking 2022 veröffentlicht. 19 Reedereien wurden in Hinblick auf ihre Bemühungen in puncto Umwelt- und Klimaschutz untersucht. Die Ergebnisse sind wieder einmal ernüchternd.
Mit dem NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2022 analysiert der Naturschutzbund bereits zum zehnten Mal den Stellenwert von Umwelt- und Klimaschutz in der Kreuzfahrt-Branche. Die Experten haben die umgesetzten Maßnahmen und Ziele der größten Kreuzfahrtanbieter auf dem europäischen Markt auf dem Weg zu einer sauberen, klimaneutralen Kreuzfahrt untersucht. 19 Reedereien wurden befragt, 17 Punkte konnten maximal erreicht werden. Doch selbst der „Sieger“ erreicht gerade einmal die Hälfte der Punkte. Damit zeigt das diesjährige Ranking erneut, dass die Reedereien dem Umwelt- und Klimaschutz nach wie vor keinen hohen Stellenwert einräumen.
Das NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2022
Das NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2022 basiert auf der Roadmap des NABU bis 2040. Dies ist ein Konzept für eine klimaneutrale Kreuzfahrt, das von den Reedereien konkrete Maßnahmen fordert. Für das Ranking wurden demnach verschiedene Kriterien abgefragt. Parameter waren etwa, ob es eine Klimastrategie gibt, ob noch Schweröl genutzt wird, ob Rußpartikelfilter oder Stickstoffkatalysatoren zum Einsatz kommen und welche Maßnahmen sonst noch ergriffen werden, damit die Kreuzfahrt klimaneutral wird.
Das traurige Ergebnis: Von den 19 größten Kreuzfahrt-Anbietern auf dem europäischen Markt erreicht nur die norwegische Postschifflinie Hurtigruten Norway gerade einmal 50 Prozent der maximalen Punktzahl.
Unter den ersten fünf Plätzen finden sich die drei deutschen Unternehmen AIDA, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und TUI Cruises. Diese Reedereien können laut NABU insbesondere für die Maßnahmen auf großen und sehr großen Schiffen als Vorreiter gelten.

Marella Cruises landet auf dem letzten Platz, weil die Reederei den NABU-Fragenkatalog nicht beantwortet hatte und der Naturschutzbund das Unternehmen daher in allen Kategorien mit null Punkten bewertete. Das teilte Sönke Diesener, NABU-Kreuzfahrtexperte auf TRAVELBOOK-Nachfrage mit.
„Vor allem schöne Worte und Ankündigungen“
In seiner Pressemitteilung fasst der Naturschutzbund zusammen, dass von vielen Reedereien „vor allem schöne Worte und Ankündigungen kommen und bislang nur wenig konkret umgesetzt wird, um die Situation zu verbessern.“
„Zum zehnten Jubiläum des NABU-Kreuzfahrtrankings zeigen die Ergebnisse erneut, dass Umwelt- und Klimaschutz noch immer nicht den nötigen Stellwert genießen. Das giftige, aber billige Schweröl ist weiterhin der Treibstoff der Wahl für das Gros der Flotte. Nur wenige wirklich zukunftstaugliche Projekte sind in Planung und Umsetzung. Doch Natur- und Klimakrise sind akut“, so Leif Miller, NABU- Bundesgeschäftsführer. Weiter heißt es: „Nur wer heute aus dem Schweröl aussteigt und für alle neuen Schiffe Null-Emissionen als Standard vorsieht, kann glaubhaft machen, dass die Ankündigungen für eine klimaneutrale Zukunft ernst gemeint sind.“
Immerhin hat die Mehrzahl der untersuchten Reedereien eine Klimastrategie und bekennt sich zu den Klimazielen von Paris. Erste Unternehmen nutzen moderne Technologien wie Batterien und Brennstoffzellen – bisher aber nur als kleine Ergänzungen zum Verbrennungsmotor. Die Reederei TUI Cruises hat ein Schiff in Auftrag gegeben, das mit klimaneutral erzeugtem Methanol betrieben werden soll. Hurtigruten, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und Ponant überzeugen zwar mit Schwerölausstieg und Landstrom, pro Person haben die Expeditionsschiffe aber keine gute Umweltbilanz. Das liegt daran, dass hier häufig viel weniger Passagiere an Bord sind, Expeditionskreuzfahrten oft mit einem Flug ans andere Ende der Welt einhergehen und noch dazu in ökologisch besonders sensiblen Gebieten stattfindet.