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Tagebuch eines Roadtrips

Wo es Kroatien sogar mit Kalifornien aufnehmen kann

Zadar, Kroatien
Hier an der Promenade von Zadar werden die Sinne verwöhnt – akustisch und optisch durch die Kunstwerke des kroatischen Architekten Nikola Basic Foto: Getty Images
Torsten Johannknecht

16.06.2017, 15:07 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Er kennt sich nicht aus. Er war noch nie hier. Er spricht die Sprache nicht. TRAVELBOOK-Redakteur Torsten Johannknecht ist zum ersten Mal in Kroatien und macht einen Roadtrip durchs Land – fünf Tage, fünf Geschichten. Das Tagebuch einer verrückten Reise.

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Es ist mein erstes Mal. Mein erstes Mal Kroatien. Ich war noch nie da, konnte mich bislang noch nicht selbst von der angeblichen Schönheit des Landes an der Adria-Küste überzeugen. Damit ist jetzt Schluss! Mein Chef hat mich hierher geschickt, meinte, ich solle für TRAVELBOOK über Kroatien berichten. Also habe ich mich auf einen Roadtrip begeben, in Split an der Küste geht es los, mein Rückflug ist Sonntag, sechs Tages später, von Zagreb. Und dazwischen? Kein Plan, ich reise einfach mal drauf los.

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Tag 2: Kroatien – so schön wie Kalifornien. Oder Australien. Oder Neuseeland.

Endlich nimmt der Roadtrip richtig Fahrt auf. Weil ich im Mehrbettzimmer meines Hostels vom Schnarchen geweckt werde (egal, wie wenig Gäste in so einem Zimmer schlafen: einer schnarcht IMMER!), mache ich mich schon richtig früh auf den Weg. Schon um halb acht am Morgen bin ich auf der Piste, verlasse Split und rolle entspannt meinem Tagesziel entgegen: Zadar.

Ich nehme den Highway Nr. 8, denn die Straße führt die meiste Zeit direkt am Wasser entlang. Wo immer ich auch Halt mache: Überall ist das Meer auffallend sauber und klar. Ein toller Anblick! Einen etwas längeren Halt mache ich in Primosten – und da passiert es: Ich bin verliebt! Was bitte ist das denn für ein putziges Städtchen? Kleines Kirchtürmchen ganz oben auf dem Hügel, von dem der Ausblick auf das Wasser eine gewisse Postkarten-Romantik versprüht. Der kleine Stadtkern innerhalb historischer Mauern wacht gerade auf, junge Kroatinnen bauen ihre Stände auf, wo sie gleich Öle, Sonnenbrillen, Kunst & Co. verkaufen. Der Strand ist jetzt in der Nebensaison um halb elf noch überschaubar leer, das Wasser schon fast langweilig türkisfarben. Was für ein Idyll, was für eine kroatische Perle, dieses Primosten.

Zadar und schnell wieder weg

Hilft aber nix. Ich muss ja weiter, meine neue Liebe zurücklassen. Von hier aus ist es aber nicht weit bis nach Zadar. Schon um kurz nach 14 Uhr bin ich da – und es kann hier nur ein Ziel geben: die Meeresorgel. Zusammen mit dem zweiten Kunstwerk „Gruß an die Sonne“ sind es wohl die beiden Highlights der Stadt. Ich zitiere einen Reiseführer (Lonely Planet): „Zadar ist zwar kein perfektes Postkartenidyll, …“ Weiter im Text ist noch die Rede davon, dass die hässlichen Hochhäuser der Stadt Charakter verleihen würden. Aha. Wenn das so schon im Reiseführer steht…. Naja, ich will mir ja auch nur die Meeresorgel und das Sonnen-Kunstwerk angucken. Und werde hart enttäuscht.

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Bei der Meeresorgel schwappt Wasser unter der Promenade in Flöten und Orgeln hinein, sodass schwere Töne aus den Löchern der Stufen herauskommen. Klingt komisch, ist es auch. Na, sagen wir mal: interessant. Je größer die Wellen, die unter die Promenade schwappen, desto lauter die Töne. Hmm. Klingt für mich ein bisschen so, als ob der Flötenschlumpf da unten festgehalten wird und befreit werden will. Viel besser ergeht es mir mit dem Sonnengruß auch nicht. Sind eben so Solardinger, die in einem riesigen Kreis im Boden eingelassen sind. Deren Strahlkraft komme besonders in der Abenddämmerung zur Geltung. Also in etwa acht, neun Stunden…

Zadar
In den Genuss dieses Anblicks kam ich nicht mehr, aber so sieht der Gruß der Sonne in seiner vollen Pracht aus Foto: Getty Images

Mir dämmert es, dass ich wohl doch nicht die Nacht in Zadar verbringen werde – denn hier möchte ich nicht bleiben. Ich setze mir ein neues Tagesziel, ist ja noch recht früh am Tag. Ich tippe jetzt also Karlobag ins Navi ein – prima, in anderthalb Stunden soll ich da sein. Das klingt entspannt, ich fahr gleich los. Und der Highway Nr. 8 kann sich jetzt mal so richtig sehen lassen! Die felsigen Berge auf der einen, das blaue Wasser auf der anderen Straßenseite. Serpentinen. Die Straße schlängelt sich durch die Landschaft. Erinnerungen an den Highway No. 1 in Kalifornien, die Great Ocean Road in Australien und die Küstenstraße Nr. 1 auf der Südinsel Neuseelands kommen auf. Jepp, auch dieser Straßenabschnitt hier in Kroatien kann da zum Teil mithalten. Beeindruckend. Aber das wahre Highlight des Tages kommt erst noch.

kroatien
Die Küstenstraße erinnert an Kalifornien Foto: Getty Images
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Das Navi treibt mich in die Enge

In dem kleinen Örtchen Karlobag schickt mich mein veraltetes Navi umständlich die steilsten Straßen rauf und runter, damit ich irgendwann in einer Sackgasse stecken bleibe. Gestern bin ich auf ähnliche Weise in den Gassen Splits hängen geblieben. Zum Glück ist in dem Kaff hier kein Verkehr. Ich halte am Wegesrand, steige aus und gucke, ob hier nicht irgendwo so ein Schild steht von wegen „Zimmer frei“. Wenn man eins sucht ist natürlich keins da. Ich frage in einem Restaurant nach, ob der Chef weiß, wo ich hier eine Nacht bleiben kann. „Kein Problem“ sagt er in fast akzentfreiem Deutsch. Drei Anrufe später: „Setz dich kurz hin, gleich kommt jemand und holt dich ab. Kostet 40 Euro die Nacht.“ Jemand? Wie viel Sterne hat die Unterkunft? Wie sind die Bewertungen bei Tripadvisor?

Ich komme aber nicht dazu, nachzufragen, weil nur Momente später schon dieser Jemand neben mir steht. Ich vermute, er ist über 60 Jahre alt, er spricht gebrochen Deutsch, ob er Englisch spricht weiß ich nicht, wir versuchen’s mit Deutsch und Zeichensprache. Wir steigen beide in meinen Mietwagen, fahren eine Querstraße weiter den Berg hoch und sind eine Minute später da. Der rüstige Herr zeigt mir seine Frau („Generälin“), die Treppe nach oben und mein Zimmer für diese Nacht. Ich glaub, das ist größer als meine Wohnung in Berlin. Mit Waschmaschine, Küche, Mikrowelle, Sitzecke – und vor allen Dingen: Klimaanlage. Es ist nämlich eine Bullenhitze hier in Kroatien.

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Ich hole meinen Koffer und regel das Geschäftliche mit der „Generälin“, die sich auf Italienisch bedankt. Einen Ausweis will hier keiner sehen, dafür soll ich aber den Hund streicheln. Der Mann macht’s sich währenddessen auf der Terrasse bequem, zieht sein Shirt aus und sinkt mit einem lauten „Aaaahhhh“ in den Stuhl. Zeit für mich, auf mein Zimmer zu gehen.

Keine Ahnung, wie das Paar oder die Unterkunft hier heißt. Aber es gibt Wlan, eine Dusche und eine rosafarbene Tagesdecke aufm Bett – das alles für nur 30 Euro. Allerdings werde ich wohl keine Quittung bekommen – bin gespannt, wie ich das mit meinem Chef abrechnen kann…

Mein Plan für Morgen: Ich bin reif für die Insel und möchte nach Baska auf Krk fahren. Mal gucken, ob diesmal der Plan aufgeht.

Themen Europa Kroatien Kroatien-Roadtrip Sommerziele
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