
11. Juli 2025, 15:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Prag gehört zu den beliebtesten Städtezielen Europas – zurecht, aber nicht ohne Nebenwirkungen. Wer sich nach barocker Pracht, mittelalterlichen Gassen und echtem Tschechien-Flair sehnt, dabei aber auf überlaufene Plätze und steigende Preise verzichten möchte, sollte einen Blick auf Olmütz (tschechisch: Olomouc) werfen.
Die tschechische Hauptstadt zieht mit der Karlsbrücke, der Prager Burg und ihrem Altstadtflair jedes Jahr Millionen Besucher an. Doch mit dem Ruhm kamen auch die negativen Seiten: überfüllte Gassen, teure Hotels, gestiegene Eintrittspreise. Wer Tschechiens Geschichte, Kultur und Gastronomie abseits des Massentourismus erleben will, ist in Olmütz besser aufgehoben – einer Stadt, die vieles ähnlich macht wie Prag, aber deutlich entspannter wirkt. Kurz gesagt: Olmütz ist eine heimliche Perle für alle, die sich in Tschechien nicht wie ein Tourist fühlen wollen.
Wo liegt eigentlich Olmütz?
Olmütz liegt im Osten Tschechiens, mitten im Herzen der historischen Region Mähren – einer der drei Landesteile des Landes neben Böhmen und Schlesien. Die Stadt befindet sich rund 250 Kilometer östlich von Prag, etwa auf halber Strecke zwischen Brünn und Ostrava, und liegt am Fluss March (Morava). Sie gilt als das kulturelle und geistliche Zentrum Mährens – ähnlich wie Prag für Böhmen.
Mit knapp 106.000 Einwohnern ist Olmütz zwar deutlich kleiner als die Hauptstadt, aber dennoch eine bedeutende Universitätsstadt mit reicher Geschichte. Ihre Lage abseits der touristischen Hauptachsen macht sie zu einem echten Geheimtipp für alle, die das „andere Tschechien“ entdecken wollen.
Was macht Olmütz zur Prag-Alternative?
Auf den ersten Blick mag Olmütz kleiner und unbekannter wirken, doch wer sich darauf einlässt, wird schnell merken: Die Stadt bietet vieles, was Reisende auch an Prag lieben, nur ohne die Menschenmassen. Die barocke Altstadt zählt zu den schönsten Tschechiens, mit imposanten Kirchen, schmucken Plätzen und der Dreifaltigkeitssäule, die sogar zum UNESCO-Welterbe gehört. Wer durch die Gassen schlendert, entdeckt prachtvolle Bürgerhäuser, versteckte Cafés und eine lebendige Kulturszene – ganz ohne Gedränge.
Auch historisch muss sich Olmütz nicht verstecken. Die Stadt war über Jahrhunderte ein religiöses und politisches Zentrum, sogar ein Sitz des Habsburger Militärs. Ihre Universität gehört zu den ältesten im Land, was sich auch im studentischen Flair und dem jungen, internationalen Publikum widerspiegelt. Das macht die Stadt gleichzeitig traditionsreich und lebendig.
Hinzu kommt: In Olmütz ist vieles deutlich günstiger als in Prag – Hotels, Restaurants, Eintritte. Statt Schlangen an der Prager Burg gibt es hier barocke Pracht in Ruhe. Statt Touristenströmen auf der Karlsbrücke genießt man ein Glas mährischen Wein mit Blick auf den ruhigeren Marktplatz.
Sehenswürdigkeiten in Olmütz
Dreifaltigkeitssäule (UNESCO-Welterbe)
Mit über 30 Metern Höhe ragt die barocke Säule auf dem Hauptplatz in den Himmel. Sie gilt als eines der bedeutendsten Beispiele mährischer Barockkunst und wurde 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Ein echtes Wahrzeichen – und ganz ohne Selfie-Touristen drumherum.

Hauptplatz (Horní náměstí)
Der zentrale Platz von Olmütz zählt zu den schönsten in Tschechien. Umrahmt von historischen Fassaden, Cafés und Brunnen, lädt er zum Verweilen ein. Besonders auffällig: das prächtige Rathaus mit seiner astronomischen Uhr – eine sozialistische Neuinterpretation der berühmten Prager Uhr.

Wenzelsdom (Katedrála svatého Václava)
Diese imposante gotische Kathedrale erhebt sich etwas außerhalb der Altstadt und ist ein eindrucksvolles Zeugnis der religiösen Bedeutung Olmütz’. Der Turm ist mit 100 Metern einer der höchsten in Tschechien.

Erzbischöflicher Palast
Ein barockes Prunkstück, das heute noch als Sitz des Erzbischofs dient. Das Gebäude ist nicht nur architektonisch spannend, sondern spielte auch politisch eine Rolle: Hier wurde 1848 Kaiser Franz Joseph I. zum österreichischen Kaiser ausgerufen.
Festung Olmütz
Einst eine der wichtigsten Festungsstädte der Habsburger Monarchie. Reste der gewaltigen Befestigungsanlagen und Bastionen sind noch heute zu sehen – ein spannender Kontrast zur feinen Altstadt.
Botanischer Garten und Parkanlagen
Die Stadt ist erstaunlich grün. Besonders schön: der Botanische Garten mit Rosengarten und Aussichtspunkten sowie der weitläufige Smetana-Park rund um die Altstadt.
Anreise nach Olmütz
Olmütz ist gut erreichbar, vor allem mit dem Zug. Von Prag aus fahren mehrmals täglich Direktzüge, die etwa zwei bis zweieinhalb Stunden benötigen. Auch aus Brünn, Ostrava oder Wien gibt es regelmäßige Verbindungen. Wer mit dem Auto anreist, ist ähnlich lang unterwegs, sollte aber die Parkplatzsituation in der Altstadt beachten. Günstige Fernbusse sind eine Alternative, brauchen jedoch mehr Zeit. Internationale Reisende kommen am besten über die Flughäfen in Prag, Brünn oder Wien – von dort geht es bequem mit dem Zug weiter.
Olmütz auf der Karte

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Deshalb Olmütz statt Prag
„Wer das authentische Tschechien erleben will, sollte Olmütz eine Chance geben. Die Stadt im Osten des Landes steht oft im Schatten von Prag – zu Unrecht. Während Prag mit seiner Schönheit und Geschichte glänzt, ist Olmütz ruhiger, kleiner und deutlich weniger überlaufen. Genau das macht den Charme aus: Statt sich mit Touristenmassen durch die Altstadt zu schieben, kann man hier ganz entspannt durch barocke Gassen schlendern, auf dem Hauptplatz einen Kaffee trinken oder die beeindruckende Dreifaltigkeitssäule bewundern – ein UNESCO-Weltkulturerbe wie die Prager Burg.
Für mich war Olmütz eine echte Überraschung: kulturell lebendig, architektonisch beeindruckend und wunderbar entschleunigt. Wer Städte liebt, die etwas intimer und persönlicher wirken, wird hier garantiert glücklich.“