25. August 2016, 10:18 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eigentlich dienen Apps wie Tinder, OkCupid oder Grindr vorrangig einem Zweck: dass Menschen sich näher und manchmal auch sehr nah kommen. Entsprechend gern werden sie auch im Urlaub genutzt. Doch Dating-Apps bieten auf Reisen außer der Chance auf ein kurzes Abenteuer oder gar die große Liebe noch mehr: echte Local-Tipps und authentische Erlebnisse vor Ort. TRAVELBOOK verrät, wie das funktioniert und worauf man achten sollte.
Wer nicht gerade Couchsurfing nutzt oder zu den besonders kontaktfreudigen Menschen gehört, lernt an einem fremden Urlaubsort nur selten Einheimische kennen. Dabei könnten gerade die einem die besten Tipps für Restaurants, Cafés und sonstige Hotspots geben. Ein ungewöhnlicher, aber relativ unkomplizierter Weg, um authentische Urlaubserlebnisse und Kontakt zu Locals zu bekommen, sind Dating-Apps – sofern man einige Dinge beachtet.
Inzwischen verwenden immer mehr Menschen Tinder & Co. sogar gezielt fürs Reisen. Auch Evelyn Narciso vom Reiseblog „Landmeedchen“ nutzt Tinder unterwegs, um an außergewöhnliche Restaurant-Empfehlungen und Insider-Tipps zu kommen. Als sie die Dating-App in Berlin ausprobierte, entdeckte sie sogar schon eine Art Gegentrend: „Ein paar Herren haben direkt im Profil stehen ‚Ich bin kein Reiseführer‘.“
Was man beachten sollte
- Wer wirklich nur Freundschaft bzw. eine Begleitung für einen Stadtbummel oder zum Ausgehen sucht, sollte das auch klar kommunizieren. Viele Dating-Apps bieten es ihren Nutzern an, in den Einstellungen oder im Profiltext entsprechende Angaben zu machen. Spätestens im Chat sollte das vorab geklärt werden, unter Umständen auch, dass man sich auf diese Weise erhofft, den jeweiligen Ort besser kennenzulernen. Ein gutes Erwartungsmanagement erspart Enttäuschungen am Ende.
- Die Bilderauswahl sollte überlegt sein. „Wer viel Dekolleté zeigt, zieht Idioten an!“, warnt Bloggerin Marieke.
- Tillmann empfiehlt „eine Weile zu schreiben, bevor man sich trifft.“ Auf diese Weise bekommt man ein besseres Gefühl für die Person. Einige Apps bieten auch die Möglichkeit, sich vorab im Zielland einzuloggen, teilweise allerdings nur mit kostenpflichtigen Premium-Abos.
- Wer nicht eine Person allein treffen will, kann sich etwa bei Tinder auch mit mehreren Leuten zum Ausgehen treffen.
- Das erste Treffen sollte an einem öffentlichen Ort stattfinden. Gut frequentierte Cafés und Restaurants eignen sich hierfür am besten – und man entdeckt bestenfalls schon eine nette Location, die man als normaler Touri kaum besucht hätte. Man sollte jedoch bei der Wahl des Ortes darauf achten, dass man eigenständig wieder nach Hause kommt.
- Nicht alle Reiseländer eignen sich gleich gut fürs Online-Dating. Hier sollten stets neben der aktuellen Sicherheitslage auch die örtlichen Gesetze und Gepflogenheiten in Betracht gezogen werden.
- In größeren Städten Südamerikas und Südostasiens werden Dating-Apps auch sehr stark als Marktplatz für Prostituierte benutzt.
Mit Tinder eine Fremdsprache geübt
Für den US-Amerikaner Schawn ist Tinder eine unverzichtbare Reise-App geworden, wie er auf dem Blog „Tortugabackpacks“ berichtet. Auf seiner sechswöchigen Kolumbienreise hatte er ein klares Ziel: Er wollte sein Spanisch verbessern, also schrieb er in sein Profil, dass er einen Sprachaustausch für Englisch und Spanisch sucht. Er erinnert sich: „Ein paar Stunden nach der Landung hatte ich ein halbes Dutzend Gespräche am Laufen – auf Spanisch – und sogar schon Pläne, Leute für einen Kaffee zu treffen. Das war unglaublich!“ Dass viele der Partnerinnen für sein Sprachtandem attraktive Frauen waren, leugnet er dabei nicht.
Per Dating-App auf eine einzigartige Party
Die deutsche Reisebloggerin Marieke von „Flashpackcitygirl“ nutzte die Dating-App Plenty of Fish, um sich in Australien einen Reisefreund zu angeln. Der Australier, den sie dort kennenlernte, lud sie kurzerhand auf seine Insektenfarm ein, um mit ihm seinen Geburtstag zu feiern. Mitten im australischen Dschungel. „Es war ganz freundschaftlich“ erzählt sie TRAVELBOOK, „er meinte, wenn du möchtest, kannst du auch kommen. Und bring Freunde mit.“ Gesagt getan. Ihre Adresse würde sie zur Sicherheit aber doch bei einem Bekannten im Hostel hinterlassen. Schließlich weiß man nie, wen man dort wirklich antrifft. Am Ende war es ein wunderbares Erlebnis.
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Dank Grindr aus einer brenzligen Situation gerettet
Der Berliner Tillmann wurde von einer Bekanntschaft, die er via Grindr kennengelernt hatte, aus einer brenzligen Situation gerettet. Er besuchte Kairo ein Jahr nach dem arabischen Frühling und probierte vor Ort die schwule Dating-App. Auf mehr als Freundschaft war er aber von vornherein nicht aus. Er wollte schlichtweg Kairo bei Nacht kennenlernen, statt den Abend allein im Hotelzimmer zu verbringen. „Innerhalb von einer Minute hatte ich 30 Nachrichten“, so Tillmann zu TRAVELBOOK. Doch nur wenige zeigten in der App ihr Gesicht, sein späterer Retter war einer davon. Nach zwei Tagen netten Schreibens kam es zum Treffen. Tillmann wollte den Tahir-Platz sehen, obwohl ihn sein Date davor warnte. Dort angekommen wurden sie von einer Gruppe Jugendlicher mit einem Messer bedroht. „Wäre er nicht gewesen, wäre das nicht gut ausgegangen.“ Den restlichen Abend ließen sie dann ruhiger in einem Restaurant mit Wasserpfeife ausklingen.