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Fotograf Michael Martin hat fast alle Wüsten der Welt bereist

Die krassesten Landschaften der Welt

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Sira Huwiler

16. November 2015, 11:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Die Erde ist für Profi-Fotograf Michael Martin ein Wüsten-Planet – von plus 50 Grad bis minus 50 Grad hat er in rund 40 Reisen fast alle Trockengebiete durchquert. Ob wegen Erfrierungen, Begegnungen mit Polarbären oder Rebellen – immer wieder geriet Martin in Lebensgefahr. Alles für das perfekte Bild aus den extremsten Gegenden der Welt.

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TRAVELBOOK: Herr Martin, Ihr neuestes Projekt „Planet Wüste“ trägt den Untertitel „Abenteuer in Hitze und Eis“, Sie haben alle Wüsten der Welt bereist, das hört sich aufregend an. Was reizt Sie so an den extremsten Gegenden der Erde?
Michael Martin:
„Die Kontraste zu unserem Leben hier in Mitteleuropa. Von minus 50 bis plus 50 Grad, von tiefblauen Gletschern bis zu hohen Sanddünen habe ich alles hautnah erlebt. Der Mensch ist nicht für die Wüste gemacht. Aber: Ich liebe diese extreme Natur.“

Schon mit 17 Jahren sind Sie gemeinsam mit einem Kumpel zum ersten Mal mit dem Motorrad in die marokkanische Sahara gefahren – wie kam es dazu?
„Wir waren Hobby-Astronomen, wollten unbedingt den Südsternhimmel sehen und sind mit Fernrohren im Gepäck losgefahren. Diese Wüste war einmalig, wir kannten diese Art von Landschaft ja nur von Bildern vom Mars. Es hat sich angefühlt, als stünden wir auf einem anderen Planeten – ab diesem Zeitpunkt war mein Wüsten-Feuer entfacht.“

Über 40 Reisen in Trocken- und Eiswüsten haben Sie seither unternommen. Die Zivilisation ist in diesen Gegenden oft weit weg. Was machen Sie, wenn Sie Hilfe brauchen?
„Das stimmt. Am Südpol ist die nächste Siedlung über 4000 Kilometer weit weg gewesen. Da bringt einem das Satelliten-Telefon auch nicht viel. Manchmal wird einem schon anders, wenn man daran denkt, dass man zum Beispiel ins Eis einbrechen könnte und niemals gefunden werden würde. Aber das ist für mich auch ein faszinierendes Freiheitsgefühl.“

Wie kommen Sie an diese abgelegenen Orte?
„Ich war für das Projekt auf Kamelen, mit Eisbrechern, Hundeschlitten, Skiern und Helikopter unterwegs. Aber auf keinem Fortbewegungsmittel fühle ich mich der Wüste so nah wie auf dem Motorrad. Es ist einfach das perfekte Fahrzeug für die Wüste.“

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Michael Martin ist in den Trockenwüsten der Welt am liebsten mit dem Motorrad unterwegs. Foto: Michael Martin

Da bleiben Verletzungen sicher nicht aus…
„In Island hat mich eine Sturmböe umgehauen, dabei habe ich mir vier Wirbel schwer verletzt, in Australien habe ich mir den Knöchel verstaucht und Jahre danach immer wieder Probleme mit dem Fuß gehabt, und die Erfrierungen an der Nase bleiben bei minus 50 Grad auch nicht aus. Aber das muss man dann eben aushalten.“

Hatten Sie nie Angst um Ihr Leben?
„Doch, klar. Auf Baffin Island (Kanada) bin ich bei einem Affentempo mal vom Jet-Ski-Schlitten gefallen, und der Fahrer hat es nicht bemerkt. Dort sind ringsherum so viele Polarbären – da bekommt man schon Panik! Nach 30 Minuten hat er mich wieder aufgelesen. Das sind schon potenziell lebensfeindliche Gegenden.“

Ist es in Trockenwüsten wie der Sahara ungefährlicher?
„Früher schon. Heute sind Begegnungen mit Gruppierungen wie al-Qaida oder Boko Haram die größte Gefahr. Ich bin auch schon irakischen Drogenhändlern und einzelnen Rebellen-Gruppen begegnet, hatte große Angst um mein Leben. Zum Glück bin ich immer irgendwie wieder da rausgekommen. Ich hatte so viel Glück!“

Was haben Sie als Notfall-Equipment immer dabei?
„Bewaffnet bin ich nie. Reiseziel und Jahreszeit bestimmen eher die Ausrüstung. In der Hocharktis kann schon ein verlorener Handschuh zu lebensbedrohlichen Erfrierungen führen, deshalb ist Ersatz wichtig, und ein Frostschutz für die Nase. Bei minus 40 Grad greife ich in die Trickkiste von Motorradausstattern, trage beheizte Unterwäsche, beheizte Handschuhe und beheizte Schuhsohlen. Zelt, Schlafsack und Gaskocher habe ich fast immer dabei.“

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Bei minus 30 Grad gucken bei Michael Martin nur die die Augen raus. Foto: Michael Martin

Sie kommen aber auch immer wieder bei Einheimischen unter?
„Ja, das sind unvergessliche Erlebnisse. Ob Inuit, Nomaden in Afrika oder der Mongolei – die Einheimischen sind voller Gastfreundschaft und Neugierde und laden mich in ihre Jurten, Iglus, Zelte ein. In Peru habe ich Meerschweinchenwurst gegessen, im Ewigen Eis Wal und Robbe – ist nicht mein Ding, wie eine Mischung aus Fisch und Wild.“ (lacht)

Was waren Ihre schwierigsten Touren?
„Zehn Tage auf einem Snowmobil bei minus 30 Grad in Nordrussland auf dem Weg zu den letzten Rentier-Nomaden und die Wüste Gobi bei minus 48 Grad auf einem Motorrad durchqueren – das waren die heftigsten Expeditionen. Aber ich bereue nichts.“

Was sind Ihre Top 3 der extremsten Erfahrungen?
„Am Südpol zu stehen und die Formationen der Eislandschaft zu bestaunen, die totale Sonnenfinsternis in Spitzbergen zu erleben, die Sahara mit dem Motorrad über unzählige tieforangene Dünen zu durchqueren und am Ende die grüne Oase am Nil zu erreichen – über 30 Jahre Reisen bringen unzählige tolle Erlebnisse!“

Machen Sie neben all den Wüsten-Trips auch einfach mal gerne Strandurlaub?
„Ja, sogar sehr gerne. Am liebsten einfach campen, baden und entspannen in Italien. Ohne Motorrad, Kamera und Wüste – nur mit Buch und einem leckeren Cappuccino.“

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