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Quadratisch, praktisch, gut

Sind das die Hotelzimmer der Zukunft?

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Julia Bläsius TRAVELBOOK-Redaktion

18. September 2014, 10:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Platzsparend, kostengünstig, komfortabel sollen sie sein: die Schlafröhren, mit denen eine britische Firma das Hotelbusiness revolutionieren möchte. Zumindest beim Komfort sind durchaus Zweifel angebracht. Schließlich sind die „Sleeping Pods“, wie die Röhren genannt werden, durchaus klein und eng.

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Jeder, der schon einmal in den Genuss eines Mehrbettzimmers im Hostel gekommen ist, wird die Idee des „Sleeping Pod“ (wörtlich Schlafhülse) wahrscheinlich gar nicht schlecht finden. Hier wird nicht geschnarcht, niemand macht mitten in der Nacht das Licht an, es werden keine Türen zugeschlagen, und vor allem muss man sich nicht um sein persönliches Hab und Gut fürchten. Denn die Schlafröhren bieten jedem Gast einen eigenen kleinen, jedoch privaten Raum.

Woher stammt die Idee?

Es verwundert kaum, dass die Idee der platzsparenden und zugleich günstigen Übernachtungsmöglichkeit ursprünglich aus Japan stammt, wo die Raumknappheit in den Großstädten allgegenwärtig ist. Deshalb werden immer wieder neue Konzepte entwickelt, die diesem Phänomen entgegenwirken. So öffnete in der japanischen Stadt Osaka bereits im Jahr 1979 das erste Kapselhotel („Podtel“).

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Die japanische Variante der „Podtels“ – Schlafen auf engstem Raum. Foto: getty images

Im „Capsule Inn Osaka“ herrscht eine für westeuropäische Verhältnisse gewöhnungsbedürftige Kleiderordnung. Nachdem man den Schlüssel zu seiner Kapsel erhalten hat, begibt man sich in die Umkleide, wo man den hausüblichen Dress anzuziehen hat. Auch für die Sauna und das Spa erhält man eine spezielle Bekleidung. In einem Youtube-Video berichtet ein Gast von seiner Übernachtung in einem Kapselhotel und vergleicht die Unterkunft aufgrund der allesamt einheitlich gekleideten Gäste mit einem Krankenhaus oder eine psychiatrischen Klinik.

die hotelbetten der zukunft?

Nun hat die britische Firma Podtime die Idee aufgegriffen und möchte mit ihren „Sleeping Pods“ die Reisebranche erobern. In Moskau hat dies bereits sehr gut funktioniert: Nahe des Kremls steht das erste mit Schlafkaspeln von Podtime ausgestattete „Podtel“. Die Lage des Antihostel Cosmic jedenfalls ist unschlagbar, doch kommen die ungewohnten Kapseln bei den Gästen überhaupt an? Offenbar schon: Bei Tripadvisor erzielt das Antihostel Cosmic 4,5 von 5 möglichen Punkten.

Was sind die Vorteile der Schlafkapseln?

Zum einen benötigen die Kapseln aufgrund ihrer geringen Größe nicht viel Platz, sind mobil und überall einfach zu installieren. Auch das Putzen der „Sleeping Pods“ dürfte nicht allzu schwierig sein – im Vergleich zu einem „normalen“ Hotelzimmer muss hier viel weniger Fläche gereinigt werden. Zudem können sie mit sämtlichem technologischen Schnickschnack ausgestattet werden, je nachdem was der Kunde wünscht.

Ein weiterer Vorteil: Mit den Schlafkapseln kann überall dort ein privater Raum geschaffen werden, wo Rückzugsmöglichkeiten knapp sind, etwa in Unternehmen. Einige multinationale Konzerne wie Facebook oder Nestlé stellen ihren Mitarbeitern die Schlafröhren bereits zur Verfügung – als kurze Flucht aus dem Arbeitsalltag, zum Erholen und Wiederaufladen der Batterie. Die Hoffnung ist wohl, dass die Mitarbeiter nach einer kurzen Auszeit mit neuem Elan an die Arbeit gehen. Doch der wohl größte Vorteil der Podtels ist der Übernachtungspreis, wie Podtime-Geschäftsführer Paul Grindrod gegenüber TRAVELBOOK betont: „In vielen Städten kann man beispielsweise anstatt einer Nacht in einem 3-Sterne-Hotel ganze fünf Nächte in einem ‚Podtel‘ schlafen.“ Aber möchte man das wirklich? Schließlich bieten Hotels weit mehr als nur ein Bett zum Schlafen. Zumindest kann man in einem Hotelzimmer stehen und sich bewegen. Das alles ist in der Enge eines Pods nicht möglich.

Gibt es „Podtels“ auch in Deutschland?

Ganze Hotels mit Schlafkapseln gibt es zurzeit noch nicht in Deutschland. Am Münchner Flughafen haben Passagiere aber die Möglichkeit, auf ein ähnliches Konzept zurückzugreifen. Hier handelt es sich jedoch nicht um Schlafröhren, sondern etwas großzügigere Schlafkabinen.

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Die „NapCabs“ am Münchner Flughafen sind momentan die einzigen Schlafboxen in Deutschland. Foto: napcabs

In der sogenannten „NapCab“ gibt es ein Multimedia-Gerät mit TV und Musikstation sowie einen interaktiven Wecker, der einen mit Klingeln und hellem Licht weckt. Die Kabinen stehen direkt am Terminal 2 und sind somit für Passagiere, die auf ihren Weiterflug warten, einfach zu erreichen. Auch das Ein- und Auschecken ist leicht, bezahlt wird mit Kreditkarte. Das einzige Manko sind die happigen Preise: Tagsüber zahlt man 15 Euro die Stunde, ab 22 Uhr „nur noch“ 10 Euro für 60 Minuten. Wer eine ganze Nacht darin schlafen möchte, kommt locker auf mehr als 100 Euro. Hotelpreise für ein Platzangst-Gefühl – wer möchte das?

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Wie geht’s jetzt weiter?

Das Ziel von Podtime ist es, die Schlafröhren im Alltag zu etablieren, wie Grindrod erklärt. Der Podtime-Chef bestätigte TRAVELBOOK zudem, dass neue Podtels in Helsinki und Tel Aviv eröffnen werden, jedoch nicht vor Jahresende. Vor allem der ostasiatische Markt sei aufgrund der Bevölkerungsgröße und den sozioökonomischen Faktoren für Podtime von besonderem Interesse. Des Weiteren ist Grindrod überzeugt davon, dass die Schlafkapseln bald auf der ganzen Welt anzutreffen sind: „Früher oder später wird jede Stadt und jeder Flughafen über ein Kapselhotel verfügen.“

Anderer Meinung hingegen ist Stefan Dinnendahl, der Geschäftsführer des Hotelverbands Deutschlands (IHA): „Der Hotelverband Deutschland sieht auf dem deutschen Markt für das Konzept der Kapselhotels nur ein geringes Potenzial. Die Bedürfnisse und Anforderungen, die europäische Gäste an eine Schlafstätte stellen, sind einfach nicht mit denen asiatischer Gäste vergleichbar.“ Einzig an Flughäfen seien diese Minizimmer sinnvoll, da sie eine kosten- und zeitsparende Alternative für einen Zwischenstopp oder bei einer Durchreise darstellten. „Für einen längeren Aufenthalt eignen sich die Schlafkapseln wohl nicht“, so Dinnendahl.

Für alle, die sich die „Sleeping Pods“ noch einmal genauer anschauen möchten:

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