21. Oktober 2014, 17:14 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Von Januar bis Ende Februar verwandelt sich die Lieblingsinsel der Deutschen für gewöhnlich in eine weißrosa Traumlandschaft: Die Mandelblüte auf Malle zieht jedes Jahr Tausende Touristen an. Doch mit dieser Pracht, die Mallorca einen zusätzlichen Besucher-Peak in der Nebensaison beschert, könnte es schon sehr bald vorbei sein. Denn die Mandelbäume sterben.
„Heilung gibt es nicht“, sagt Andreu Juan vom Agrarministerium der Balearen und bringt mit diesen vier Wörtern die ganze Dramatik der Situation auf den Punkt. Dass Mallorcas Mandelbäume von einem aggressiven Holzpilz bedroht sind, weiß man zwar schon länger, bereits 2008 trat der Pilz zum ersten Mal auf. Doch die Situation hat sich seitdem dramatisch verschlechtert.
Rund sieben Millionen Mandelbäume wachsen auf Mallorca, verteilt auf einer Anbaufläche von insgesamt 24.400 Hektar Land – und immer mehr davon sind von den Pilzen betroffen. Auf manchen Plantagen sind mittlerweile sogar bis zu 50 Prozent der Bäume von den Parasiten befallen. Die Pilze blockieren den Transport von Wasser und Nährsalzen, die Äste vertrocknen – und der Baum stirbt.
Schuld ist der Weinbau
Dem lokalen Mallorca Magazin sagte Agrar-Experte Andreu Jua, dass der Pilz seinen Ursprung in den Weinreben der Insel habe. Der Weinanbau auf Mallorca hat in den vergangenen Jahren zugenommen – und dadurch haben sich offenbar auch die Holzpilze vermehrt, welche nach und nach auf die Mandelbäume übergriffen.
Man dürfe aber nicht allein dem Weinanbau die Schuld für die Pilzplage geben, betont Jua. Auch in einer mangelnden Pflege der Mandelbäume durch die Bauern liege eine wesentliche Ursache. Um zu sparen, beschnitten die Bauern ihre Bäume nicht mehr wie üblich jedes Jahr, sondern nur noch alle zwei bis drei Jahre. Und dann würden die Schnitte an den Bäumen wesentlich stärker ausfallen. „Je größer die Schnittwunden, desto wahrscheinlicher die Krankheit“, sagt der Agrar-Experte im Mallorca Magazin. Der Grund: Die Pilze befallen die Bäume an offenen Stellen.
Pflegetipps für Bauern
Begünstigt wird der Pilzbefall dem Experten zufolge auch dadurch, dass die meisten Mandelbäume auf Mallorca sehr alt seien. Durch heiße und trockene Sommer in den vergangenen Jahren seien die Bäume außerdem ausgetrocknet und dadurch weniger widerstandsfähig. Die Regierung der Balearen ruft die Bauern laut Mallorca-Magazin mit Informations-Broschüren zur besseren Pflege der Mandelbäume auf. Dazu gehörten regelmäßiges Beschneiden, Düngen und Bewässern im Sommer.
Das Agrarministerium der Balearen unterstützt inzwischen ein Anbau-Projekt, bei dem neue Sorten erprobt werden. „Wir wollen sehen, wie sie sich an die Bedingungen auf Mallorca anpassen, wie produktiv sie sind und wie empfindlich für Krankheiten und Plagen“, sagt Agrar-Experte Andreu Jua.
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Verschiebt sich die Mandelblüte?
Wenn sich die neuen Sorten auf den Plantagen durchsetzen, hätte das auch Folgen für den Tourismus auch Mallorca: Die neuen Sorten blühen vier Wochen später als die alten. Damit würde sich vermutlich die Wintersaison, in der kaum Urlauber auf der Balearen-Insel sind, verlängern – was wiederum Einbußen für die Tourismusbranche bedeuten könnte.
Komplett aussterben werden die jetzigen Mandelsorten jedenfalls nicht. Das Landwirtschaftsministerium der Balearen hat bei Can Picafort eine Art „Samenbank“ erschaffen, in der laut Mallorca Magazin bereits 68 unterschiedliche Mandelarten wachsen. 380 sollen es werden – so viele Sorten sind auf Mallorca registriert. Die Plantage auf der Finca Son Real ist öffentlich zugänglich. Zumindest hier können Besucher Mallorcas typische Mandelbäume auch in Zukunft ab Ende Januar bewundern.