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Île du Diable

Die brutale Geschichte der „Teufelsinsel“

Île du Diable - Devil‘s Island
Tausende Männer starben auf der Teufelsinsel einen grausamen Tod. Nur wenigen Gefangenen der Strafkolonie gelang die Flucht. Foto: picture alliance / Ken Gillham/robertharding | Ken Gillham
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TRAVELBOOK Redaktion

01.07.2023, 13:07 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Von 1852 bis 1946 war die Paradiesinsel Île du Diable vor der Küste Französisch-Guayanas ein Vorhof zur Hölle: Unter der Herrschaft des grausamen Neffens von Napoleon Bonaparte wurden Verbrecher und politische Rebellen hier gefoltert und gezwungen unter den menschenunwürdigsten Bedingungen zu arbeiten. Innerhalb des ersten Jahres der Gefangenschaft starb fast die Hälfte der Sträflinge.

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Das kleine Eiland gehört zu Französisch-Guayana, ein Überseedepartement Frankreichs. Von 1852 bis 1946 mussten die Gefangenen dort aneinander gefesselt Zwangsarbeit verrichten.

Rund 80.000 Gefangene lebten auf der Insel

Kaiser Napoleon III., der Neffe Napoleon Bonapartes, hatte im Jahr der Gründung der Strafkolonie die Kaiserherrschaft gewaltsam mit einem Staatsstreich an sich gerissen. Viele Republikaner und Intellektuelle mussten das Land verlassen. Diejenigen, die das nicht rechtzeitig schafften, wurden unter Anklage des Landesverrates nach „Devil’s Island“ verbannt, wie die Insel im Englischen bezeichnet wird.

Neben den Mördern und Vergewaltigern, die in den Baracken der Kolonie lebten, befanden sich also auch unschuldige Männer, die nichts anderes getan hatten, als für die politischen Überzeugungen der Französischen Revolution einzustehen. Etwa 80.000 Gefangene brachte man auf die „Île du Diable“, wovon ein großer Teil auf der Insel umkam.

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Leben wie ein Sklave

Auf der Teufelsinsel erwartete die Gefangenen ein Leben ohne wirklichen Schlaf, ohne richtiges Essen, ein Leben in Fesseln und ständiger Erniedrigung. Sobald ein Häftling das Ufer der Teufelsinsel betrat, wurde ihm sein Name weggenommen, stattdessen erhielt er eine Nummer. Für die Wärter war er nur noch ein seelenloser Zwangsarbeiter. Jeder Inhaftierte musste pro Tag 10 bis 12 Stunden in Ketten gelegt arbeiten. Fast wie zum Spott erhielt er dafür einen Lohn von 10 bis 15 Centimes. Die wiederum musste er bezahlen, um sich verdorbenes Essen und ein Glas billigen Wein zu kaufen.

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Die extrem harte Arbeit, das schlechte Essen, tropische Krankheiten und die ständige Misshandlung durch die Wärter brachten schon im ersten Jahr der Strafkolonie fast die Hälfte der Gefangenen um. 40 Prozent sollen an den Folgen von Hunger, Überanstrengung und unbehandelten Krankheiten gestorben sein. Die wenigen, die eine Flucht von der Île du Diable wagten und es durch den dichten Urwald an die Küste schafften, ertranken beim Versuch, die Strafkolonie schwimmend zu verlassen, oder fielen den Haien zum Opfer, die zu großer Anzahl vor der Teufelsinsel schwammen.

Grausame Strafen

Ironischerweise gehörte die Teufelsinsel zur Inselgruppe Îles du Salut, was auf Deutsch so viel wie die „Inseln des Heils“ bedeutet. Auf dem Nachbareiland von Devil’s Island, der Île Saint-Joseph, wurden Gefangene nach gescheiterten Fluchtversuchen oder Widerstand gegen die Wärter zur Strafe in Isolationshaft gesperrt. Dort hielt man sie manchmal sechs Monate am Stück in einer winzigen Zelle ohne Licht gefangen.

In der Nationalbibliothek von Australien gibt es Zeitungsartikel aus dem 19. und 20. Jahrhundert, in denen Überlebende auch von anderen grausamen Strafen berichten. Wer sich wiederholt den Wärtern widersetzt habe, ist zu lesen, der sei im Dschungel an einen Baum festgebunden worden. Dort sei der Wehrlose meist qualvoll verdurstet und den Angriffen der Tiere und Insekten des Urwalds ausgesetzt gewesen.

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Auflösung der Strafkolonie

Erst durch die sogenannte Dreyfus-Affäre Ende des 19. Jahrhunderts wurden nach und nach die unmenschlichen Bedingungen auf der Teufelsinsel bekannt. Alfred Dreyfus, ein Artillerie-General, war nach falschen Anschuldigungen auf die Teufelsinsel verbannt worden.

Erst durch den Widerstand und die Aufdeckungen des berühmten französischen Schriftstellers und Journalisten Émile Zola endete seine Haft. Dreyfus und andere Zeugen berichteten von den Grausamkeiten der Strafkolonie. Aufgelöst wurde sie dennoch erst 1946, kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Schockierende an dem Fall war, dass Dreyfus sich nicht etwa eines Verbrechens schuldig gemacht hatte. Er wurde allein seines jüdischen Glaubens wegen inhaftiert. Vordergründig gab man als Begründung für seine Strafe an, er habe Militärgeheimnisse verraten.

Heute gehören die Inseln des Heils und Französisch-Guayana immer noch zum Staatsgebiet von Frankreich. Die Ruinen der Strafkolonie sind für Touristen zugänglich.

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