29. März 2017, 11:36 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Im Westen Kanadas, vor der Küste Vancouver Islands, hat sich ein Künstlerpaar den Traum von einer eigenen Insel erfüllt. Catherine und Wayne leben autark in Kanadas friedlicher Natur und wollen auch nicht mehr zurück in die Zivilisation. TRAVELBOOK hat mit Catherine gesprochen und erfahren, warum dieses Leben sie so glücklich macht.
Seit 25 Jahren leben Catherine King und Wayne Adams fernab von jeder Stadthektik und überfüllten Straßen auf einer Insel. Es handelt sich dabei nicht um irgendeine Insel, sondern um eine, die sich das Paar selbst gebaut hat. Freedom Cove haben haben Catherine und Wayne sie genannt: Freiheitsbucht. Sie liegt an Kanadas Westküste, genauer gesagt auf Vancouver Island in British Columbia.
Hier für den TRAVELBOOK-Newsletter anmelden!
Bevor sie sich ihr Leben auf der Insel aufbaute, war Catherine Künstlerin und lebte vom Tanzen. Heute arbeitet sie im Garten, schreibt, schnitzt und bietet ihre Dienste als Heilerin an. Sie tanzt noch immer, aber eben auf einem schwimmenden Dancefloor und nur noch zum Spaß.
Wayne war vor seinem Leben auf der Insel in der Forstwirtschaft tätig – inzwischen bezeichne er sich als Künstler und habe „natürliche Ingenieursfähigkeiten“, wie Catherine es beschreibt.
Beide hatten den großen Wunsch, ein naturverbundeneres Leben zu führen. „Wir beide haben immer davon geträumt, in der Natur zu leben, von der wir inspiriert werden“, erklärt sie TRAVELBOOK. 1992 begannen sie damit, ihren Traum zu verwirklichen.
Ein Sturm war der Anfang der Insel
Mit dem Bau der Insel hat das Paar begonnen, als ein Sturm einige Bäume in Cypress Bay, unweit des Ortes Tofino (Kanada) umriss.
Der Besitzer wusste nichts mit dem Holz anzufangen und überließ es Wayne. Der nutzte die Gelegenheit und fing an, in der besagten Bucht ein kleines Wohnhaus auf dem Meer zu bauen, welches später zum Insel-Haupthaus werden sollte.
Über die Jahre wurde die Insel zunehmend erweitert. Aus einem schwimmenden Gewächshaus wurden schnell vier, inzwischen sind ein Leuchtturm, eine Galerie und zwei Bootshäuser Teil von Catherines und Waynes Zuhause. Eine Werkstatt darf natürlich auch nicht fehlen, immerhin gibt es auf der Insel immer was zu reparieren – oder zu erschaffen, je nachdem, wie man es sieht.
Jeder Sturm stärkt das System
Denn durch die anfallenden Reparaturen verändert sich das kleine Paradies ständig: Gerade im Winter zerstören Stürme oft Teile der Insel, die daraufhin neu, und auch anders, wieder erbaut werden. „Wir lernen von jedem Sturm, wie wir das gesamte System stärker machen.“ Dabei legen sie aber auch viel Wert auf Ästhetik, betont Catherine: „Als Künstler ist uns auch die Schönheit wichtig. Die Farben, die wir wählten, das Design und der Garten an sich sind also nicht nur praktisch, sondern auch sinnlich. Schön. Es reflektiert die wundervolle Wildnis, die uns umgibt“, erklärt sie TRAVELBOOK.
Auch interessant: ReGen Villages – Gemeinsam autark leben
Die Farben symbolisieren „Wiedergeburt und Regeneration“
Dabei wählte das Paar die Farben nicht zufällig: „Wir haben die Insel magenta und grün gestrichen, wie das Weidenröschen, welches nach Waldbränden erblüht. Das Weidenröschen symbolisiert für uns Wiedergeburt und Regeneration.“ Die ganze Insel ist aus recycelten Materialien, das Metallkonstrukt, das die Gärten stützt, ist zum Beispiel von einer alten Fischfarm.
Am meisten an ihrem Lebensstil liebe Catherine die Harmonie: „Das Schönste an unserer Freedom Cove ist die Ruhe. Es ist leise, friedvoll und beruhigend. Die Luft ist wundervoll.“ Diese Art zu leben erlaube es ihnen, respektvoll gegenüber dem Planeten Erde und allen Wesen, die auf ihm leben, zu sein.
Was man nicht selbst anbaut, wird getauscht
Auf ihrer Freedom Cove lebt das Paar autark und versorgt sich zum größten Teil selbst. Was sie nicht selbst anbauen, tauschen sie meist. Manchmal wird der Vorrat mit gekauften Alltäglichkeiten aufgestockt, doch auch ohne die gelegentlichen Einkäufe könnten sie auf der Insel überleben. Catherine lebt vegetarisch, aber wenn Wayne Lust auf Fleisch bekommt, tauscht er einfach das selbst angebaute Gartengemüse gegen Wild. Fische angelt er selbst, fast von seinem Wohnzimmer aus.
Einen Kühlschrank haben Catherine und Wayne nicht, alles kommt frisch auf den Tisch. Ein Luxus, von dem immer mehr Stadtbewohner träumen. Im Winter wird mit Feuerholz geheizt, und den Strom, den das Paar benötigt, bekommt es über einen Generator und Solaranlagen. Auch einen eigenen Frischwasser-Zugang haben sich Catherine und Wayne ins Haus verlegt – von einem nicht weit entfernten Wasserfall haben sie sich Leitungen bis ins Haus gebaut.
Freiwilliges Abenteuer Wie dieses deutsche Paar auf einer einsamen Südseeinsel ums Überleben kämpfte
Touristen-Attraktion in Peru Die einzigartigen schwimmenden Inseln im Titicacasee
7 Tage bis ins nächste Dorf Dieser Deutsche lebt seit mehr als 30 Jahren allein in Kanadas Wildnis
Lieber das eigene Tempo als die Schnelllebigkeit der Stadt
Wünschen sie sich nicht trotzdem manchmal zurück in die Stadt? „Momentan gibt es nichts, was ich daran vermisse, in einer Stadt zu leben“, antwortet Catherine TRAVELBOOK. „Wenn wir in die Stadt fahren, genießen wir die Kultur, aber wir können nicht zu lange bleiben. Die Schnelllebigkeit, der Lärm und die Verschmutzung wirken zu schwer auf uns.“
Auch interessant: Joyxsee Island – die Insel, die ein Mann komplett aus Müll erbaute
Mit ihrer Entscheidung, anders zu leben als die meisten Menschen, sind die beiden glücklich: „Wir haben die Freiheit, unser Leben in unserem eigenen Tempo zu leben“, sagt Catherine und verweist auf die Natur, die Ruhe, den Platz. „So zu leben erlaubt es uns zu sein, wer wir sind. Verbunden mit unserer Seele und unserem Herz. Verbunden mit der Natur und der Erde.“
Interessierte Besucher können Catherine und Wayne auf ihrem zusammengenagelten Paradies besuchen und sich durch das schwimmende Anwesen führen lassen. Vorausgesetzt natürlich, das Paar ist nicht gerade mit Neubauten oder Repartauren beschäftigt.