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1518 Kilometer mit dem Auto

Jessica Schwarz: »So war mein Abenteuer-Trip durch Indien

Jessica Schwarz vorm Taj Mahal
Die Schauspielerin vor dem weltberühmten Taj Mahal Foto: PR
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TRAVELBOOK Redaktion

25.10.2013, 11:50 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Mit dem Auto quer durch Indien – für Jessica Schwarz wurde dieser Traum Wirklichkeit. Die Schauspielerin und ihr Freund, der österreichische Kameramann Markus Selikovsky, nahmen an der Rallye eines britischen Geländewagen-Herstellers teil.

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Zehn Tage lang war Jessica Schwarz mit ihrem Freund in Indien unterwegs – und legten in einem Range Rover von Neu Delhi bis Mumbai 1518 Kilometer zurück. TRAVELBOOK traf die Schauspielerin zum Interview.

TRAVELBOOK: Glückwunsch Frau Schwarz, Sie sind in Mumbai angekommen. Wie war die Reise durch Indien?
Jessica Schwarz:
„Es war ein einzigartiges und unglaubliches Erlebnis. Jeder Mensch trägt eine Sehnsucht nach Abenteuer in sich, aber plötzlich ist man nun selbst in Indien und sitzt am Steuer. Man ist sofort mittendrin. Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die uns mit so großen Augen angesehen haben. Menschen, die mitten auf der Straße angehalten haben und uns Fragen gestellt haben. Es stand immer irgendwo eine Kuh auf der Straße. Und Lämmer und Hunde! Und auch Kinder. Deshalb hieß es immer: Runter vom Gas. Es ist unglaublich, was ich alles gesehen habe: prachtvolle Gebäude, Paläste und wunderbare Hotels. Großstädte, Dörfer, Villages, die trotzdem noch zwei Millionen Einwohner haben. Unglaublich viele Menschen. Aber auch eine unglaubliche Armut. Und einen unglaublichen Verkehr. Ich habe zehn Tage lang die gleiche Kleidung getragen. Man hat uns Sachen gegeben, in denen man nicht schwitzt und auch nicht riecht. Man hätte sie auch nachts tragen können, was wir allerdings nicht getan haben.“

Was war das beeindruckendste Erlebnis der Reise?
„Das Taj Mahal war natürlich beeindruckend. Da man es aber auf Fotos und in Filmen bereits mehrfach gesehen hat, war der Wow-Effekt nicht mehr ganz so groß wie zum Beispiel bei den wahnsinnig beeindruckenden Palästen Red Fort in Agrar oder auch beim Palast in Udaipur. Wir haben in einem großartigen Hotel übernachtet, dem Taj Lake Palace in Udaipur. Dort wurde auch der James Bond-Film ‚Octopussy’ gedreht. Wir sind abends angekommen und die Paläste leuchteten golden und das Hotel weiß. Ich bin bei Sonnenuntergang in den Pool gesprungen. Ich habe mich gefragt: Was kann danach noch kommen – außer dass ich meinen Führerschein verliere? (lacht). In Indien Auto zu fahren, ist in der Tat sehr besonders.“

Kühe, die in Indien heilig sind, begegnen Reisenden überall. Im Auto gilt dann: vorsichtig umfahren
Kühe, die in Indien heilig sind, begegnen Reisenden überall. Im Auto gilt dann: vorsichtig umfahren. Foto: PR Foto: PR

Was hat Sie an der Tour besonders gereizt?
„In erster Linie natürlich Indien! Viele Freunde von mir waren schon dort und sehr begeistert. Normalerweise ist man bei Indien-Reisen mit dem Flugzeug oder mit dem Bus unterwegs. Wenn man sich auf den Bus einlässt, dann kann es sein, dass man zwei, drei Tage wartet, bis der Bus auch wirklich kommt. Das kann sehr anstrengend sein. Insofern war ich Feuer und Flamme für die Idee, Indien mit dem Auto zu entdecken, denn so lernt man das Land am besten kennen.“

Wer saß die meiste Zeit am Steuer – Sie oder Ihr Freund?
„Ich glaube, wir haben uns das gut aufgeteilt. Jeder von uns ist ungefähr eine gleich lange Strecke gefahren. Wir wechseln uns auch im Alltag beim Fahren ab. Nur einmal habe ich ihm das Steuer freiwillig überlassen. Wir sind spät angekommen und mussten um fünf Uhr morgens schon wieder weiter. Da ich nachtblind bin, habe ich ihn die zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang fahren lassen. Es war toll, jemanden neben sich zu haben, den man kennt.“

Wer fährt besser Auto?
„Er behauptet zwar immer, dass ich genauso gut fahre wie er. Aber er fährt definitiv besser als ich. Zumindest ist er in gewissen Situationen mutiger und mir kräftemäßig voraus. Wir hatten ein voll beladenes Auto. Ein Mann hat andere Kräfte, ein Auto zu halten, wenn man zum Beispiel wegen eines Lochs im Asphalt plötzlich ausscheren muss. Wer in Indien Auto fahren kann, der kann überall auf der Welt Auto fahren.“

Sind Sie eine gute Beifahrerin?
„Als Beifahrer schaut man in Indien natürlich immer mit: ‚Pass auf, da ist Gegenverkehr.’ Wir haben einmal einen Dreierkonvoi gebildet: Ich bin 140 km/h gefahren, die Jungs 160. Da hält man sich dann schon mit beiden Armen fest und bremst mit. Auch wenn man mit 130 Sachen durch die Landschaft fährt und eine Straße plötzlich im Nichts endet. Da schluckt man dann schon einmal kurz. Aber wir sind beide gute Autofahrer und hatten es uns fest vorgenommen, den anderen bei dieser Fahrt nicht zu kritisieren. Ich glaube, wir haben gegenseitig noch mehr Vertrauen aufgebaut.“

Manch anderes Paar würde sich bei einer solchen Fahrt in die Haare bekommen.
„Wir haben uns wirklich gut verstanden. Aber natürlich: Wenn man so lange gemeinsam im Auto sitzt, dann kann es schon einmal vorkommen, dass man kurz einen Lagerkoller bekommt. Und man, nur damit einmal etwas anderes passiert, einen kleinen Streit anfängt. Aber nach fünf Minuten war das wieder vorbei und vergessen.“

Wie haben Sie sich als europäische Frau in Indien gefühlt?
„Natürlich geht man mit gemischten Gefühlen heran. Eine der Reiseführerinnen hat erzählt, dass es in Indien über 6000 Kasten gibt, aber nur wenige Kasten, in der Frauen so agieren können wie die Frauen in Europa. Ich war einmal im Kino und habe mir einen Bollywood-Film angesehen. Dort laufen kaum amerikanische Filme. Man hat schon das Gefühl, dass man fremd ist. Man hat blaue Augen und hellere Haare und auch eine hellere Haut. Was mich fasziniert hat, ist, dass es nicht erlaubt ist, dass Männer und Frauen in der Öffentlichkeit Gefühle zeigen: Arm in Arm gehen oder Händchen halten. Aber die Menschen haben natürlich ein Bedürfnis nach Nähe. Und deshalb ist es so, dass die Männer miteinander Händchen halten. Ich habe viele Männer gesehen, erwachsene Männer, die Arm in Arm durch die Straßen gegangen sind und sich an den Händen hielten. Zuerst war ich irritiert und dachte: Die gehen aber gut mit der Sexualität um. Dabei tun sie es aus einem Bedürfnis nach Nähe heraus.“

In der letzten Zeit gab es in Indien eine Welle der Gewalt, mit schlimmen Vergewaltigungen. Hat Sie das beschäftigt?
„Es gab in der letzten Zeit große Aufklärungskampagnen. Es ist vielmehr so, dass wenn einem einer zu nahe kommt, er sofort von einem anderen verscheucht wird. Ich hatte nie das Gefühl, dass jemand zu nah an mir dran war. Es wird viel geschaut und aufgepasst. Es gibt Züge, in denen es nur Frauenabteile gibt, die von der Polizei überwacht werden. Insofern war diese Angst relativ schnell verschwunden.“

Wie geht es jetzt weiter?
„Wir fliegen jetzt erst einmal zehn Tage weiter nach Goa. Ich freue mich darauf, noch einmal zehn Tage lang dem schlechten Wetter in Deutschland zu entfliehen, die Eindrücke der Tour zu verarbeiten und die Gegend dort kennenzulernen. Und auch ein bisschen am Strand zu liegen. Es war ein sehr arbeitsreiches Jahr.“

Was werden Sie von der Reise mit nach Hause nehmen?
„Eine tiefe Bescheidenheit. Zu wissen, wo man geboren wurde, was man alles hat und wie man lebt. Dass man eben nicht zu fünft auf drei Quadratmetern wohnen muss. Dass man genug zu essen hat. Die Kühe, die in Indien leben, essen den ganzen Tag Plastik. Auch die Menschen ernähren sich von dem, was sie gerade bekommen. Sie sind in ganz andere Lebensumstände hineingeboren worden. ‚Es geht um die Liebe – und um sonst nichts‘, das hat mir ein Inder mit einem roten Punkt auf der Stirn und langen weißen Haaren gesagt. Aus seinem Mund klang es alles andere als klischeehaft. Zu schätzen wissen, dass man sich und seine Lieben hat.“

Haben Sie für sich und Ihre Lieben Souvenirs eingekauft?
„Ich habe leider meinen goldenen Anhänger, den ich im letzten Jahr aus Sardinen mitgebracht habe, verloren: Man hatte mir eine Trommel umgehängt, auf der ich auch wild getrommelt habe. Zum Glück habe ich vor zwei Tagen einen wunderschönen Anhänger geschenkt bekommen, den ich jetzt stattdessen trage. Mein Freund hat mir ein silbernes Armband geschenkt, er trägt das gleiche. Und für unsere Freunde haben wir Gewürze mitgebracht, Ingwer und Kardamon. Es sind Gewürze, die die Männlichkeit stärken. Ich fand das lustig.“

War die Reise auch kulinarisch ein Erlebnis?
„Wir hatten wunderbare Hotels mit tollen Restaurants. Ich habe aber auch Dinge außerhalb der Hotels probiert, als ich gemerkt habe, dass mein Magen gut reagiert. Bis auf eine Ausnahme: Ich hatte gedacht, ich würde eine grüne Bohne essen, dabei war es grüner Chili. Man hat mir schnell Zucker und Eis gebracht, aber es hat eine halbe Stunde gedauert, bis ich mich wieder einigermaßen artikulieren konnte. Jetzt freue ich mich auf ein schönes Schnitzel oder ein ganz normales Steak. In Indien gibt es viele kleine Stücke Fleisch mit viel Soße. Ich mag das indische Essen gerne, in Wien und Berlin gehe ich aber nur selten indisch essen. Mein Bedarf daran ist erst einmal gedeckt.“

Auf ihrer Reise ist Jessica Schwarz vielen Menschen begegnet. Einer sagte ihr: „Es geht um die Liebe – und um sonst nichts“
Auf ihrer Reise ist Jessica Schwarz vielen Menschen begegnet. Einer sagte ihr: „Es geht um die Liebe – und um sonst nichts“. Foto: Craig Pusey Foto: Craig Pusey
Themen Indien
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