Um Prag, die Goldene Stadt an der Moldau, näher kennenzulernen, sollte man sich Zeit nehmen. Denn die tschechische Hauptstadt bietet nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten, sondern lädt auch zum Träumen, Schlendern und Shoppen ein. TRAVELBOOK verrät, was man dort sehen sollte.
Burg, Karlsbrücke, Pulverturm – Prag bietet zahlreiche imposante Sehenswürdigkeiten. TRAVELBOOK zeigt die schönsten und beliebtesten.
Mehr Tipps und Inspirationen rund um Prag gibt Larissa Königs in der folgenden Podcast-Folge von In 5 Minuten um die Welt:
Übersicht
Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Prag
Prager Burg

Die Prager Burg zählt zu den imposantesten Sehenswürdigkeiten in Prag und ist zugleich ein Wahrzeichen der Stadt. Das liegt natürlich auch an der Lage der Burg auf dem Berg Hradschin. Von überall kann man die Bauten des Burg-Komplexes sehen, zu denen neben dem barocken Königspalast der alles überragende Veitsdom, die Heilig-Kreuz-Kapelle und das Goldene Gässchen gehören. Um nur einige der Sehenswürdigkeiten zu nennen. Es braucht Zeit, um die Prager Burg zu besichtigen, denn das Areal gilt mit ungefähr sieben Hektar Fläche und drei Schlosshöfen als größtes Burggebiet der Welt.
Um das Jahr 880 herum entstanden die ersten Gebäude – als ältestes gilt die St.-Marien-Kirche. Seit dem 10. Jahrhundert diente die Prager Burg als Sitz der tschechischen Prinzen und Herrscher und als Amtssitz des Prager Bischofs. In der Zeit wurde die St.-Georgs-Basilika erbaut, danach die St.-Veits-Rotunde, die am Ort des heutigen Veitsdoms stand. Die Mauer um die Prager Burg wurde verstärkt auf bis zu zwölf Meter Breite. Damit aber hörten die Bauarbeiten nicht auf. Neue Herrscher kamen und ließen die Burg in unterschiedlichen Stilen um- und weiterbauen, bis ein Großbrand im Jahre 1303 so ziemlich die gesamte Burg zerstörte.
Unter Karl IV. wurden die Burg ab 1333 wieder aufgebaut und der Königspalast umgestaltet. Er ließ die Türme der Burg vergolden – vielleicht nannte er Prag deshalb auch die „Goldene Stadt“. Allerdings zogen die Herrscher kaum 50 Jahre später in den neuen Königshof in der Altstadt um, wo sie ein Jahrhundert lang blieben. Als sie 1483 wieder zur Burg zurückkehrten, ließen sie die Verteidigungsanlagen verstärken und neue Schutztürme errichten. Wenig später entstand direkt über dem Saal des Königspalastes der berühmte 60 Meter lange und 20 Meter breite Wladislawsaal mit seinem eindrucksvollen Stützgewölbe und Elementen aus Renaissance und Spätgotik.
1918 bekam die Prager Burg eine neue Bedeutung – sie wurde zum Sitz des Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik. Das heißt aber natürlich nicht, dass das Areal heute für Besucher gesperrt wäre. Seit 1989 wurden viele der Gebiete öffentlich zugänglich gemacht. Fast 1,5 Millionen Menschen besuchen (vor Corona-Zeiten) die Prager Burg pro Jahr.
Goldenes Gässchen

Manche sagen, im Goldenen Gässchen (Zlatá ulicka) an der Innenmauer der Prager Burg seien einst Alchemisten damit beschäftigt gewesen, im Auftrag von Kaiser Rudolf II künstliches Gold und den berühmten Stein der Weisen herzustellen. Wie erfolgreich sie waren, ist allerdings nicht bekannt – vergoldet jedenfalls ist das Gässchen trotz seines Namens nicht. Dafür aber so reizvoll, dass es die wohl berühmteste Straße Prags ist. Das liegt an den 16 windschiefen, bunten und winzig kleinen Häusern, die sich an der Kopfsteinpflasterstraße aneinanderreihen. Wer hier entlanggeht, fühlt sich wie in eine Märchenstraße hineinversetzt.
Entstanden sind die Häuschen im 16. Jahrhundert, sie dienten als Wohnhäuser für die königlichen Burgwachen. Später kamen Goldschmiede – sie bescherten der Gasse vermutlich ihren Namen. Prunk aber suchte man hier vergeblich, trotz des Goldes, das im Goldenen Gässchen verarbeitet wurde. Vor allem im 19. Jahrhundert war die Gegend ziemlich heruntergekommen, wer hier wohnte, war arm.
Einen berühmten Bewohner hatte das Goldene Gässchen dennoch – etwas später: 1916 und 1917 wohnte und arbeitete der Schriftsteller Franz Kafka im Haus Nummer 22. In Prag sehr bekannt war auch die Wahrsagerin Madame de Thebes. Ihr Leben nahm ein tragisches Ende: Als sie das Ende der Nazi-Herrschaft vorhersagte, ermordete die Gestapo sie.
Heute ist das Goldene Gässchen eine Touristenattraktion. In den Häusern sind Souvenirläden untergebracht, in denen tschechische Handwerkskunst von der Zinnfigur bis zur Marionette verkauft wird. Andere dienen als Ausstellungsfläche. So wird über die Alchemisten informiert, die hier einst arbeiteten.
Karlsbrücke

Die Karlsbrücke ist mehr als ein Bauwerk über die Moldau – sie ist ein Wahrzeichen, ein Treffpunkt, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Prag und sogar ein Glücksbringer. Die Aussicht auf Prag ist von hier aus fast zu schön, um wahr zu sein. Man schaut auf die Prager Burg und die Altstadt, guckt den Ausflugsschiffen zu und lauscht Musikern, die für Touristen spielen.
Kleiner Tipp: Wer die Karlsbrücke ohne Menschenmassen sehen möchte, sollte früh am Morgen kommen.
Teynkirche
Adam und Eva. So nennen die Prager die beiden Türme der Teynkirche am Altstädter Ring. Adam ist der rechte, etwas kräftigere von beiden. Und er wirft im Sommer Schatten auf Eva, was dazu führt, dass es Eva kühler hat und den Menschen im Mittelalter als Lebensmittellager diente. Ansonsten aber sind die beiden Türme Blickfänge der gotischen Kirche, die offiziell Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn heißt und deren Bau 1365 begann. Vollendet wurde sie allerdings erst im 15. Jahrhundert. In der Zeit entstanden auch die beiden Türme. Am Bau der Teynkirche war auch Peter Parler beteiligt, der in Prag unter anderem auch den Veitsdom und die Karlsbrücke gebaut hat.
Wer das Gotteshaus besucht, sollte unbedingt den barocken Altar ansehen, die Orgel aus dem 17. Jahrhundert, das älteste Prager Taufbecken aus Zinn (erschaffen 1414), die mittelalterlichen Skulpturen und die eindrucksvollen Holzschnitzereien. Und man sollte das Grabmal des 1601 verstorbenen Astronomen Tycho Brahe betrachten. Der wurde berühmt, als er im Jahre 1572 eine Supernova, einen neuen Stern, beobachtete. Weil er am Hofe des böhmischen Königs Rudolf II. gewirkt hatte, ließ man Tycho Brahe in der Teynkirche beerdigen.
Altstädter Ring

Auch der Altstädter Ring, der zentrale Platz selbst, ist sehenswert. Hier stehen neben reizvollen Häusern im Renaissance-, Barock- und Rokokstil das Altstädtische Rathaus mit der Astronomischen Uhr, die Hussitenkirche St. Niklas, das Palais Kinsky, das Haus zur steinernen Glocke und ein Denkmal für den Theologen Jan Hus, nach dem die Bewegung der Hussiten benannt wurde. Hus lebte eine Zeit lang hier.
Das 1755-65 erbaute Palais Kinsky (benannt nach seinem einstigen Eigentümer, dem Fürsten Franz Ulrich Kinsky) beherbergt die graphischen Sammlungen der Nationalgalerie. Gleich nebenan, im Haus zur steinernen Glocke, soll eine Zeitlang Karl IV. gewohnt haben. Im 17. Jahrhundert wurde es im barocken Stil umgebaut, in den 1970er-Jahren bekam es seinen einstigen gotischen Zustand zurück.
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Pulverturm

Wenn man Pulver lagern will, kann man schlichte Silos bauen. Oder aber ein Bauwerk, das zu einer Sehenswürdigkeit wird – die Prager setzten auf die zweite Variante. Und schufen ab 1475 einen Turm der Superlative. Sie haben sich viel Zeit gelassen – 400 Jahre nämlich –, und das sieht man dem Pulverturm an, auch wenn die Bauarbeiten zwischendurch lange unterbrochen waren, unter anderem deshalb, weil König Vladsilav II. seinen Amtssitz von der Altstadt in die Prager Burg verlegte.
Seinen Namen verdankt der Turm dem Schwarzpulver, das man hier bis zum 17. Jahrhundert lagerte. In der Zeit war das Dach des Pulverturms noch ein Provisorium, endgültig fertiggestellt wurde der 65 Meter hohe Turm erst im Jahre 1866. Eine seiner Aufgaben war die Stadtbefestigung, er war eines von einst 13 Toren, die die Altstadt umgaben.
Von hier aus starteten die böhmischen Herrscher früher ihren Krönungsmarsch zur Prager Burg und dem Veitsdom. Heute ist er einer der Orte, die man bei einem Prag-Besuch gesehen haben sollte. Immerhin ist er einer von nur zwei noch bestehenden Bauten der einstigen Originalbefestigungsanlagen. Der zweite ist der Brückenturm.
186 Wendelstreppenstufen führen im Inneren des Pulverturms nach oben. Der Aufstieg ist anstrengend, aber wer oben ist, vergisst angesichts der grandiosen Aussicht auf Prag die Strapazen ganz schnell, und denkt erst einmal auch nicht daran, dass er ja irgendwann wieder heruntersteigen muss. Auch von außen ist der Turm eine Augenweide. Das verdankt er dem Architekten Josef Mockner, der das Bauwerk 1886 im neogotischen Stil umbaute und ihm ein Walmdach aufsetzte. Überall finden sich Verzierungen und Skulpturen.
Bedrich-Smetana-Museum
An Smetana, dessen bekanntestes Werk „Die Moldau“ ist, wird seit 1936 ganz in der Nähe der Karlsbrücke (und der Moldau) erinnert. Das Bedrich-Smetana-Museum ist in einem 1883 erbauten Renaissance-Gebäude untergebracht, das einst den Prager Wasserwerken gehörte. Die heutige Ausstellung wurde 1998 zusammengestellt.
Im Museum, das Teil des Tschechischen Museums der Musik ist und zum Nationalmuseum Prag gehört, sind Originale von Smetanas größten Kompositionen zu sehen, außerdem persönliche Gegenstände, Briefe, Zeitungsartikel und andere Dokumente. Natürlich bekommt der Besucher in der Dauerausstellung auch Musik Smetanas zu hören. Dazu gibt es regelmäßig Sonderausstellungen.
Antonin-Dvorák-Museum
In einem barocken Lustschloss namens Villa Amerika residiert das Antonin-Dvorák-Museum, das ebenfalls Teil des Tschechischen Museums der Musik ist. Und die Villa ist kein zufällig ausgewähltes Gebäude: Der Komponist hatte es von den Honoraren gekauft, die er bei seinem mehrjährigen Amerika-Aufenthalt bekommen hatte. Erbaut wurde die Villa zwischen 1712 und 1720 von Kilian Ignaz Dientzenhofer – einem tschechischen Architekten, der in Prag sehr aktiv war.
Seit 1932 ist das Schloss ein Museum, das an Dvorák erinnert. Einige Räume wurden originalgetreu eingerichtet. Manuskripte sind hier ebenso zu sehen wie Briefe und andere persönliche Dokumente, Fotografien, Konzertprogramme – und Dvoráks Klavier.
Tanzendes Haus

Wer zufällig in der Straße Rašínovo nábřeží landet und ein Haus sieht, das zu schwanken scheint, der sollte das nicht auf das beliebte tschechische Bier schieben. Das Gebäude mit der Hausnummer 6 heißt nämlich „Tanzendes Haus“ und ist das Werk der Architekten Vlado Milunic und Frank Gehry. Absolut sehenswert!
Wenzelsplatz

Eigentlich ist der Wenzelsplatz in Prag eher eine Prachtstraße. Aber wer will sich mit Fachbegriffen aufhalten, wenn er den berühmtesten Platz der tschechischen Hauptstadt betritt? Auf 750 Metern Länge und 60 Metern Breite erstreckt er sich in der Prager Neustadt.
Die Geschichte des nach dem Heiligen Wenzel benannten Platzes ist bewegt, doch die meisten Besucher (und Einheimischen) zieht es in die vielen Geschäfte, vom großen Kaufhaus bis zur kleinen Boutique. Überall locken zudem Cafés und Restaurants, und auch einige luxuriöse Hotels stehen hier. Abends sind die Gaststätten und Nachtklubs am Wenzelsplatz beliebte Treffpunkte der Prager – wenn sie sich nicht gerade in der Altstadt, in einer der berühmten Bierkneipen oder auf der Karlsbrücke treffen.
Wer sich in Ruhe umschaut, entdeckt auf dem Wenzelsplatz, der 1348 als Pferdemarkt angelegt wurde, viele reizvolle Gebäude. Bürgerpaläste wie der Palac Koruna, das Haus Diamant, das Haus Lindt oder das heutige Hotel Europa finden sich überall. Zu den auffälligsten Bauwerken gehört das Nationalmuseum, in dem eine ur- und frühgeschichtliche Sammlung untergebracht ist. Das Museum wurde 1818 gegründet, das Gebäude entstand 1885 bis 1891 im Stil der Neorenaissance.
Pariser Straße
Auch einen Prachtboulevard gibt es in Prag, und der heißt passenderweise Pariser Straße (Pariszka). Auch hier kann man Edelklamotten einkaufen oder den Anblick der Designerstücke im Schaufenster bewundern. Und spaziert danach noch ein Stück zum Altstädter Ring zurück und guckt sich die schönen Bauwerke am Platz an. Der beste Abschluss einer Prag-Reise aber ist ein Abschiedsblick auf die Moldau.
Karte mit Prags Sehenswürdigkeiten
Persönliche Tipps für Prag von TRAVELBOOK-Redakteurin Larissa Königs
Was sollte man auf jeden Fall essen?
Wer Kaffee mag, sollte unbedingt in eins der berühmten Kavárnas gehen, die Kaffeehäuser. Besonders bekannt ist das 1902 eröffnete Café Louvre. Hier haben schon Franz Kafka und Albert Einstein philosophiert und diskutiert. Noch Süßes zum Kaffee gefällig? Wie wäre es mit Trdelník, in Deutschland besser bekannt als Baumstriezel. Das süße Gebäck wird auf einem Stab zubereitet und hat deswegen eine Kuchenkruste und ist in der Mitte hohl. In Prag wird Trdelník traditionell mit einer Kruste aus Zimt und Zucker und oft mit einer Kugel Eis in der Mitte angeboten.
Wie viel Geld sollte man für eine Woche einplanen?
Prag ist im Verhältnis zu anderen europäischen Großstädten wirklich günstig. Ein hübsches und zentrales Airbnb gibt es schon ab 40 Euro pro Nacht und auch für Hotels in Prag gibt es oft tolle Angebote für Wochenendtrips. Außerdem kann man in Prag hervorragend und vor allem günstig essen gehen. Hin kommt man ihr aus vielen deutschen Städten mit dem Fernbus, von Berlin aus braucht man bis Prag damit nur 4 Stunden und zahlt, wenn man früh bucht, nur 10 Euro. Mein Fazit: Für eine Woche reichen 300 Euro pro Person aus.
Was sollte man am besten tun, wenn es regnet?
Es gibt natürlich, wie in jeder großen Stadt, diverse interessante Museen in Prag, etwa das Kafka-Museum. Für alle, die jedoch keine Lust auf Museen haben, gibt es noch eine Alternative: den botanischen Garten der Naturkundlichen Fakultät der Karlsuniversität. Der schöne Garten lohnt sich natürlich auch bei gutem Wetter und ist sogar kostenlos, bei Regen empfehlen sich besonders die Gewächshäuser. Hier kann man sich für zwei Euro Eintritt die Pflanzenwelt der Tropen und Subtropen anschauen und die Wärme genießen, während der Regen aufs Glasdach prasselt.