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Stein für Stein aus Spanien importiert

Darum steht dieses mittelalterliche Kloster in Miami

Kloster Miami
Dieses Kloster wurde im 12.Jahrhundert in Spanien erbaut, steht heute aber in der US-Stadt Miami. Doch wie kam es dorthin? Wikimedia/Rolf Müller / CC0 1.0 Universal
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

18. Mai 2025, 7:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

In der amerikanischen Stadt Miami steht ein echtes europäisches Kloster aus dem 12. Jahrhundert. Heute eine der ungewöhnlichsten Touristenattraktionen der Stadt, brachte es einst ein mächtiger Medienmogul Stein für Stein aus Spanien in seine Heimat. TRAVELBOOK erzählt die Geschichte dieses abenteuerlichen Unternehmens und verrät, warum ein Besuch hier richtig teuer werden kann.

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Mitten in der amerikanischen Großstadt Miami findet sich, unweit der Traumfabrik Hollywood, ein Ort, den wohl nicht Wenige auf den ersten Blick ebenfalls für eine sehr lebensechte Filmkulisse halten würden. Die Rede ist von einem alten Kloster, welches seit mehr als 70 Jahren an Ort und Stelle steht. Doch die Geschichte dieses Gebäudes reicht zurück bis ins Mittelalter und beginnt auf einem anderen Kontinent. Sie erzählt von einem reichen, aber glücklosen Medientycoon, einer spektakulären Reise und schließlich dem triumphalen Wiederaufbau. TRAVELBOOK nimmt sie mit auf ein irres Abenteuer.

Wie überquert ein Gebäude einen Ozean?

Unsere Erzählung beginnt im Jahr 1133, und zwar in der Alten Welt, genauer gesagt in Spanien. Laut der offiziellen Seite des Klosters wurde damals in Sacramenia nahe der Stadt Segovia mit dem Bau des Klosters begonnen. Die Errichtung des Gotteshauses dauerte acht Jahre, und so wurde es 1141 als „Kloster unserer Jungfrau, der Königin der Engel“ geweiht. 1174 erhielt es den Namen des Zisterzienser-Mönches Bernard de Clairvaux, der in diesem Jahr heiliggesprochen wurde. Und so diente es in der Folge fast 700 Jahre lang diesem Orden als Unterkunft und Heimat. Aber wie gelangte das Kloster schließlich nach Miami?

Vielleicht ist es dem Größenwahn eines Mannes zu verdanken, auf jeden Fall aber seinem immensen Reichtum. Denn 1925 kaufte der US-Medienmogul William Randolph Hearst das alte Zisterzienser-Kloster. Sein Plan: Es wieder aufbauen zu lassen, und zwar nicht irgendwo, sondern in Miami. Doch wie sollte das mächtige Gebäude nun dorthin gelangen? Nun, Hearst ließ es tatsächlich Stein für Stein in mit Heu wattierten Kisten verpacken und verschiffen. Mehr als 11.000 dieser Kisten waren nötig, um den alten Bau auf hohe See Richtung seiner neuen Heimat zu schicken. Doch das Unterfangen stand von Anfang an unter keinem guten Stern.

11.000 Kisten mit Steinen

Denn wie das Tourismusbüro von Miami berichtet, brach noch während der Einschiffung in Spanien die Maul- und Klauenseuche aus. Das US-Landwirtschaftsministerium war in der Folge besorgt, das Heu könne den Erreger der Krankheit enthalten. Deshalb stellte man diese direkt nach der Ankunft in Amerika unter besondere Quarantäne. 23 Männer waren drei Monate lang damit beschäftigt, sämtliche 11.000 Boxen zu öffnen. Sodann verbrannten sie das verdächtige Heu und verpackten die Steine anschließend neu. Dabei gingen leider viele von ihnen verloren, weil sie bei der erneuten Lagerung in falsch nummerierten Kisten landeten.

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Doch es sollte noch schlimmer für Hearst kommen. Der ehemalige Tycoon befand sich schon bald in finanziellen Schwierigkeiten. Diese wuchsen ihm derart über den Kopf, dass er schließlich gezwungen war, das Kloster bei einer Auktion zu verkaufen. Die Überreste fristeten anschließend 26 Jahre in einem Lagerhaus ein unwürdiges Schattendasein. Im Jahr 1952 kauften die beiden Geschäftsmänner William Edgemon und Raymond Moss dann schließlich das jahrhundertealte Monument. Sie verfolgten den Plan, es in eine Touristenattraktion umzuwandeln, und ließen es dafür tatsächlich an heutiger Stelle wieder neu aufbauen.

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„Das größte Puzzle aller Zeiten“

Das renommierte Time Magazine nannte die beispiellose Aktion 1953 in einem Artikel ehrfürchtig „das größte Puzzle aller Zeiten“. Die Bauarbeiten dauerten 19 Monate und verschlangen die utopische Summe von heute 20 Millionen Dollar (gut 17 Millionen Euro). Doch bereits 1964 verkauften Edgemon und Moss ihr Kloster dann schon wieder an den Bankier und Multimillionär Colonel Robert Pentland Jr. Dieser schenkte das Gotteshaus großzügig dem Bischof von Florida. Heute ist es im Besitz der Episkopalen Diözese von Südost-Florida. Und eine der ungewöhnlichsten und vielleicht größten Touristenattraktionen in Miami.

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Wer das Kloster einmal besuchen möchte, hat dazu von Montag bis Freitag im Zeitraum von 10 bis 16 Uhr Gelegenheit. Der Eintritt kostet rund 10 Dollar (knapp 9 Euro), ermäßigt fünf Dollar (knapp 4,50 Euro). Während dieser Zeit gibt es auch geführte Touren über das Gelände. Das altehrwürdige Gebäude ist außerdem auch beliebt als ungewöhnliche Location für Hochzeiten, Abschlussbälle und Kommunionen. Sonntags finden hier immer noch Messen auf Englisch und Spanisch statt.

Themen Nordamerika USA

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