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Krönungskirche von Englands Monarchen

Die 1000-jährige Geschichte der Westminster Abbey in London

Westminster Abbey
Sie ist die berühmteste Kathedrale Englands: Die Westminster Abbey ist ein geschichtsträchtiger Ort, an dem seit 1066 die englischen Königinnen und Könige gekrönt werden Foto: Getty Images
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

05.05.2024, 14:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Seit dem Jahr 1066 ist die Westminster Abbey in London die Kirche, in der Englands Königinnen und Könige gekrönt werden. Zudem ist sie eines der beeindruckendsten Zeugnisse gotischer Baukunst auf der Welt. Doch nur die wenigsten dürften wissen, dass man den Prachtbau streng genommen auch als eine Art Massengrab betrachten könnte.

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Zuletzt waren vor einem Jahr, am 6. Mai 2023, die Augen der ganzen Welt auf eine ganz besondere Kirche in London gerichtet. An diesem Tag wurde in der altehrwürdigen Westminster Abbey König Charles III. offiziell gekrönt. Es ist eine der ältesten Traditionen in Großbritannien, denn bereits seit 1066 lassen sich Englands Herrscherinnen und Herrscher hier offiziell in ihrem „Amt“ bestätigen. Doch nicht nur das, zahlreiche von ihnen fanden hier auch ihre letzte Ruhestätte – gemeinsam mit einer erstaunlich hohen Anzahl anderer berühmter Persönlichkeiten, aber auch Normalsterblicher. TRAVELBOOK erzählt die Geschichte der vielleicht berühmtesten Kathedrale der Welt.

Es ist der 28. Dezember 1065, als am Flussufer der Themse eine ganz besondere Kirche eingeweiht wird: die Westminster Abbey. Bereits seit etwa 960 hatte sich laut der offiziellen Seite der Kirche an der Stelle ein Benediktiner-Kloster befunden, das König Edward hatte vergrößern und neu ausstatten lassen. Nur ein paar Tage nach der Einweihung stirbt Edward, und damit „eröffnet“ quasi das bekannteste Massengrab Englands. Denn der Monarch wird in seiner Kirche vor dem Hochaltar begraben, so wie viele spätere Herrscherinnen und Herrscher des Landes nach ihm. Doch heutzutage ist die Westminster Abbey vor allem als das Gotteshaus, wo Englands Königinnen und Könige gekrönt werden.

Eine Kirche für die Ewigkeit

Westminster Abbey
An der Westminster Abbey, wie wir sie heute kennen, bauten zahlreiche Herrscher insgesamt 500 Jahre lang

1066 ist es Wilhelm der Eroberer, der sich am Weihnachtstag als erster in der Westminster Abbey zum neuen König von England krönen lässt. Damit legt er den Grundstein für eine Tradition, die bis heute fortbesteht. Tatsächlich hat sich seitdem bis auf zwei Ausnahmen jeder englische Monarch an diesem besonderen Ort seine offiziellen Würden verleihen lassen. Der Name des Gotteshauses steht übrigens ursprünglich für eine Ortsbezeichnung, bedeutet übersetzt soviel wie „westliches Münster“. Münster wiederum ist einfach ein anderes, altes Wort für Kirche. Die Westminster Abbey, wie wir sie heute kennen, entstand tatsächlich erst rund 200 Jahre später.

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Etwa um die Mitte des 13. Jahrhunderts herum werden überall in Europa mächtige Kathedralen gebaut, vor allem in Frankreich und England. Und so entschließt sich König Heinrich III., die Westminster Abbey nach seinen Vorstellung und den Richtlinien der gotischen Architektur ab 1245 neu errichten zu lassen. Am 13. Oktober 1269 feiert die imposante Kirche dann ihre Eröffnung. Noch bis 1272 wird laut „Historic UK“ an ihrer Fertigstellung gebaut, doch Heinrich stirbt bereits vorher. Wahrscheinlich hätte er sich aber auch zu Lebzeiten niemals träumen lassen, dass „seine“ Kathedrale auch fast 800 Jahre später noch stehen würde.

Etwa 3300 Menschen sind hier beerdigt

Die Westminster Abbey erhält irgendwann im Laufe ihrer Geschichte den Beinamen „Haus der Könige“. Dieser bezieht sich auf die Tatsache, dass bis zum Jahr 1760 tatsächlich zahlreiche verstorbene Monarchen des Landes hier ihre letzte Ruhe fanden. Insgesamt sind bis heute 30 Herrscherinnen und Herrscher hier beerdigt. Mit den Jahrhunderten gesellen sich zu ihnen auch viele andere berühmte Köpfe des Landes. Darunter befinden sich etwa die Wissenschaftler Sir Isaac Newton und Ernest Rutherford. Aber auch weltbekannte Autoren wie Charles Dickens, Rudyard Kipling und Alfred Lord Tennyson ruhen hier. Doch es ist ein anderes Grab, das bei Weitem die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht.

So pilgern bereits seit 1920 Staatsoberhäupter wie Touristen aus aller Welt zum Grab des Unbekannten Soldaten. Das Grabmal ist eine spezielle Ausprägung eines Kriegerdenkmals, das den nicht identifizierten Soldaten gedenkt, die in einem bestimmten Krieg oder generell in allen Kriegen gefallen sind. Insgesamt wurden in der Westminster Abbey im Laufe der Jahrhunderte etwa 3300 Menschen beerdigt wurde. 600 dieser Gräber kann man heute laut offizieller Seite noch in der Kathedrale sehen. Erst 1745, nach 500 Jahren Bauzeit, vollendet der Architekt Nicholas Hawksmoor die beiden Türme der Kathedrale, wie wir sie heute kennen.

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So zahlen Sie keinen Eintritt

Westminster Abbey
Heilige Hallen: In der Westminster Abbey finden immer noch täglich Gottesdienste statt Foto: Getty Images

In all den Jahren seit ihrer Entstehung war die Westminster Abbey trotz ihrer bewegten Geschichte vor allem eine Kirche, in der bis heute täglich Gottesdienste stattfinden. Wer Europas wohl bekannteste Kathedrale einmal besuchen möchte, kann das Montag bis Freitag in der Zeit von 9.30 bis 15.30 Uhr tun. Samstags öffnet sie ihre Tore von 9 bis 15 Uhr für Besucher, sonntags ist sie vollständig für Gottesdienste reserviert. Ein touristischer Besuch ist allerdings mit 27 Pfund (gut 30 Euro) für einen Erwachsenen nicht eben günstig. Wer eine geführte Tour möchte, muss auf den Eintrittspreis noch einmal 10 Pfund (gut 11 Euro) drauflegen.

Wer sich das nicht leisten möchte oder kann, hat die Möglichkeit, auf der offiziellen Webseite zumindest eine virtuelle Tour durch die Westminster Abbey zu unternehmen. Allerdings gibt es auch noch eine andere Möglichkeit, in die Kirche zu gelangen, ohne Eintritt zu zahlen. Wer an einem der zahlreichen Gottesdienste teilnimmt, wird dafür nicht zu Kasse gebeten. Die Zeiten der täglichen Messen finden Sie hier. Sollten Sie diese Option wählen, möchte TRAVELBOOK Sie zu besonders respektvollem Verhalten anhalten. Natürlich werden Sie die Kirche auf diese Weise nicht wie ein Tourist erleben und begehen können. Aber Sie haben die Möglichkeit, eine der altehrwürdigsten Kathedralen der Welt quasi in ihrem Naturzustand zu erleben.

Themen England London
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