6. Oktober 2024, 7:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der brandenburgischen Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf steht ein Freilichtmuseum, das einen beeindruckenden Weltrekord verzeichnen kann. Denn mit der F60, oft auch als „liegender Eiffelturm der Lausitz“ bezeichnet, befindet sich hier die größte jemals gebaute Bergbaumaschine. Ihre Dimensionen sind absolut gigantisch –und doch hatte sie in ihrer eigentlichen Funktion nur ein sehr kurzes „Leben“. Heute ist sie einer der wortwörtlich größten Besuchermagneten des gesamten Bundeslandes.
Mal ganz ehrlich: Haben Sie schon jemals von Lichterfeld-Schacksdorf gehört? Nein? Nun gut, es handelt sich dabei um eine Gemeinde im Bundesland Brandenburg, mitten in der Lausitz. Etwa zwei Stunden Fahrzeit von Berlin aus mit dem Auto, gelegen im Herzen des sogenannten Braunkohlereviers.
Größte jemals gebaute Bergbaumaschine
Eigentlich nicht gerade ein Ort, an dem man allzu viele Besucher vermuten würde – und doch kommen sie jedes Jahr zu Zehntausenden. Grund dafür ist ein echter Weltrekordhalter mit gigantischen Dimensionen. Denn mit der F60, liebevoll auch als „liegender Eiffelturm der Lausitz“ bezeichnet, befindet sich hier die größte jemals gebaute Bergbaumaschine. Laut der offiziellen Seite des heutigen Besucherbergwerks F60 handelt es sich bei dem Stahlmonster genau genommen um eine Förderbrücke. Ihre Aufgabe war es, das Erdreich abzutragen, welches über den Braunkohleflözen lagerte.
Ihre beiden Bagger konnten dabei bis zu 60 Meter mächtige Schichten auf einmal bewegen, daher auch ihr Name. Auch die Dimensionen der Mega-Maschine sind absolut beeindruckend: Ihr Arbeitsgewicht betrug unfassbare 13.500 Tonnen, sie ist mehr als 500 Meter lang und über 200 Meter breit. Heute, nach Abrüstung einiger Bau-Elemente, wiegt sie immer noch 11.000 Tonnen. Den echten Eiffelturm in Paris überragt sie übrigens um 182 Meter.
Nur 13 Monate in Betrieb
Dass die F60 heute überhaupt noch existiert, und mit ihren Ausmaßen jährlich unzählige Besucher anlockt, ist der Initiative einiger Lichterfelder Bürger zu verdanken. Denn in Betrieb war der Lausitzer Weltrekordhalter gerade einmal 13 Monate zwischen 1991 und 1992. Danach wurde er aus energiepolitischen Gründen stillgelegt, der Tagebau Klettwitz-Nord, in dem er stand, für immer geschlossen. Schon kurz darauf begann die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (LMBV) mit den Vorbereitungen für die Sprengung des Giganten. Doch glücklicherweise für den Ort kam es dann am Ende anders.
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Denn „eine Gruppe von Enthusiasten“, so heißt es auf der offiziellen Website, erkennt schon damals das touristische Potenzial der F60. Ihr Credo: „Die Brücke steht nicht nur als Symbol für die Industriegeschichte der Region, sondern auch als Zeichen für den Strukturwandel.“ Erst 1998 ist aber klar, dass die Vernichtung des heutigen Industriedenkmals verhindert werden kann. Im selben Jahr wird sie das Vorzeigeobjekt der Internationalen Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“. Die Gemeinde Lichterfeld-Schacksdorf ist seitdem auch Besitzerin des größten jemals gebauten Bergbaugerätes.
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Was Besucher wissen müssen
Ostern 2000 ist die F60 erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich, im Mai 2002 eröffnet dann auch offiziell das heutige Besucherbergwerk. Polit-Prominenz wie der ehemalige Kanzler Gerhard Schröder und der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommen genauso wie Schaulustige in Scharen. Im Oktober 2003 wird das Licht – und Klangkunstwerk „LICHTERfeld F60″ eingeweiht, im August 2004 führt man vor der wahrlich gigantischen Kulisse die Oper Nabucco auf. Bereits 2009 verzeichnet die Anlage ihren 500.000 Besucher.
Heute kann man die F60 das ganze Jahr über besuchen. In der Hauptsaison von 16. März bis 31. Oktober ist das Besucherbergwerk jeweils von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Von Mai bis September gelten jeden Samstag längere Öffnungszeiten bis 20 Uhr. Vom 1. November bis 15. März ist die Attraktion von Mittwoch bis Sonntag im Zeitraum von 10 bis 16 Uhr zugänglich. Ein Besuch ist im Rahmen einer Führung möglich, die für Erwachsene aktuell 16 Euro kostet. Alle Preise und gesonderte Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte der offiziellen Website. Dort finden Sie auch Hinweise auf die zahlreichen Events, die regelmäßig im Besucherbergwerk stattfinden.