16. Oktober 2024, 10:44 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In der kleinen Stadt Tonnerre in der französischen Region Bourgogne-Franche-Comté gibt es eine besondere Sehenswürdigkeit: ein kreisrundes Wasserbecken, das den Bewohnern einst als Waschplatz diente. Bei der sogenannten Fosse Dionne handelt es sich um eine Karstquelle, die von einem unterirdischen Fluss gespeist wird. Wie groß das System aus unterirdischen Höhlen wirklich ist, weiß allerdings niemand genau. Denn mehrere Tauch-Expeditionen, bei denen man nach dem Ursprung der Quelle suchte, endeten tödlich…
Je nach Jahreszeit und Lichteinfall schimmert das Wasser der Fosse Dionne mal mehr grünlich, mal eher blau, manchmal auch türkis. Man erkennt unter der Wasseroberfläche gut die Felswände, die in einem Schlund in die Tiefe führen. Aber was genau sich dort unten befindet, ist bis heute nur teilweise erforscht.
„Die Fosse Dionne hat, geologisch gesehen, die Form einer Verwerfung, die vom Boden aus perfekt zu sehen ist. Dieser Abgrund ist etwa dreißig Meter tief“, sagt Magali Villetard, Kulturbeauftragte der Stadt Tonnerre, auf TRAVELBOOK-Nachfrage. Gespeist werde die Quelle zum großen Teil vom unterirdischen Wasser des Kalksteinplateaus, das die Stadt umgibt. „Aber es wurde auch nachgewiesen, dass der Abgrund mit dem Fluss Laigne, der mehr als 40 Kilometer von Tonnerre entfernt liegt, in Verbindung steht!“
Mehrere Taucher verloren in der Fosse Dionne ihr Leben
Das bedeutet, dass sich unter der Fosse Dionne ein weit verzweigtes System aus Höhlen und Kanälen verbergen muss. Doch vollkommen erforscht wurde die Quelle nie – und das, obwohl schon mehrfach Taucher versuchten, ihre Tiefen zu ergründen. Bis in die 1960er-Jahre gelang es mit den damaligen Tauchausrüstungen zunächst nur, das Eingangsbecken bis zum Grund zu erforschen. 1962 starben dann zwei Taucher bei dem Versuch, weiter in das enge Höhlensystem vorzudringen. „Die Aufregung damals war riesig und jede weitere Erkundung wurde verboten“, berichtet Magali Villetard. Erst Ende der 1970er Jahre seien wieder einige wenige Sondergenehmigungen an Taucher erteilt worden. „Aber leider kehrte niemand lebend zurück. Die Fosse Dionne verzeiht keine Fehler.“
Im Jahr 2019 wagte der französische Profi-Taucher Pierre-Eric Desseigne dann einen erneuten Versuch und tauchte in die Karstquelle hinab. Tatsächlich gelang es ihm, so weit wie niemand zuvor in das Gängesystem hineinzutauchen. „Er war bei 370 Meter unter der Erde, vom Eingang des Beckens aus gemessen. Das ist Rekord“, sagt Magali Villetard. Schließlich musste Desseigne seinen Tauchgang aber wegen instabiler Wände, starker Strömungen und der Enge abbrechen. Was er bis zu diesem Punkt in der Fosse Dionne zu sehen bekommen hat, kann man sich in einem Video auf Youtube ansehen, denn Desseigne war bei seinem Tauchgang mit einer Helmkamera ausgestattet:
Stadt verdankt der Fosse Dionne ihre Existenz
Magali Villetard ist sicher, dass die Stadt Tonnerre der geheimnisvollen Karstquelle ihre Existenz verdankt: „Sie ermöglichte den Bewohnern den Zugang zu reinem und unerschöpflichem Wasser, auch in Zeiten der Trockenheit.“ Im Laufe der Jahrhunderte sei der Ort zu einer Art Begegnungsstätte ausgebaut worden, an dem regelmäßig Waschtage stattfanden. Davon zeugt heute noch das halbkreisförmige Gebäude, das 1758 als Waschhaus errichtet wurde. „Heute wird die Fosse Dionne vor allem für die wechselnde Farbe ihres Wassers, für die Schönheit der Architektur und für die Aura des Geheimnisvollen, die sie umgibt, bewundert.“
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Weitere Sehenswürdigkeiten in Tonnerre
Ein Besuch in Tonnerre lohnt sich übrigens nicht nur wegen der Fosse Dionne. Die Stadt verfügt über beeindruckende Architektur aus dem Mittelalter, unter anderem ein riesiges Krankenhausgebäude aus dem 13. Jahrhundert, in dem heute Ausstellungen stattfinden. Zudem ist die Region für ihre schöne Landschaft, gutes Essen und ebenso guten Wein bekannt.