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Was er anfasst, wird zu Gold

Warum dieser Deutsche der „König der Kanaren“ ist

Was passiert auf einer Urlaubsinsel, auf der es nichts als Sonne, Sand und Meer gibt, eigentlich an bewölkten Tagen?
Was passiert auf einer Urlaubsinsel, auf der es nichts als Sonne, Sand und Meer gibt, eigentlich an bewölkten Tagen? Foto: Getty Images
Angelika Pickardt
Redaktionsleiterin

28. August 2015, 11:30 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Anfang der 70er kam Wolfgang Kiessling mit einem Plan nach Teneriffa, den die meisten für völlig verrückt hielten: Er wollte auf der Insel einen Tierpark eröffnen. Inzwischen gilt sein „Loro Parque“ als der beste Zoo Europas – und der 2008 eröffnete Nachfolger „Siam Park“ als der beste Wasserfreizeitpark der Welt. TRAVELBOOK sprach mit Wolfgang Kiesslings Sohn Christoph, der gerade auf Gran Canaria zwei neue Mega-Parks plant, über die unglaubliche Erfolgsgeschichte seiner Familie.

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Was passiert auf einer Urlaubsinsel, auf der es nichts als Sonne, Sand und Meer gibt, eigentlich an bewölkten Tagen? Was tun die vielen Hotelgäste, wenn sie nicht am Pool oder Strand liegen können? Dieser Gedanke war es, der den Kölner Wolfgang Kiessling vor mehr als 40 Jahren bei einem seiner ersten Besuche auf Teneriffa umtrieb.

Kiessling war damals Manager bei einer Frankfurter Charterfluggesellschaft, die auch Teneriffa regelmäßig anflog, und er spielte mit dem Gedanken, auf die schöne Kanareninsel mit ihrem wunderbar milden Klima auszuwandern. Zu dieser Zeit wurden auf den Kanaren viele neue Hotels gebaut, nur Freizeitmöglichkeiten gab es, abgesehen von Wandern oder Wassersport, kaum.

Kiesslings Idee: ein Safaripark mit Elefanten, Tigern und weiteren Tieren aus aller Welt müsste her, in dem die Urlauber an nicht so schönen Tagen ihre Zeit verbringen könnten. Natürlich bräuchten all diese Tiere eigene Gehege und ziemlich viel Futter. Weil Wolfgang Kiessling als damals junger Kerl von 33 Jahren für ein so großes Projekt nicht das Geld hatte, ging er zu seinem Vater. Der sagte zu ihm: „Junge, warum versuchst du es nicht mit Papageien. Die leben lang und fressen nur eine Handvoll Körner.“ Und so war die Idee geboren, auf Teneriffa einen Papageienpark zu eröffnen.

Der Anfang war schwer

Anfangs wurde der junge Deutsche für seinen Plan, Papageien als Touristenattraktion zu präsentieren, von vielen belächelt. Kaum jemand glaubte an einen Erfolg. Doch Kiessling arbeitete hart für seinen Traum, besuchte den Parrot Jungle in Miami, der damals noch ein rein papageienorientierter Themenpark war, und trainierte lange zuhause mit einem Kakadu, um die Vögel besser zu verstehen. Schließlich fand er im Norden von Teneriffa bei Puerto de la Cruz ein 13.000 Quadratmeter großes Grundstück, das er mit Finanzhilfen von seinem Vater und einem zweiten Investor auf Leihrente kaufte.

Am 17. Dezember 1972 war es soweit: Mit einem Bestand von 150 Papageien wurde der Loro Parque („Loro“ ist das spanische Wort für „Papagei“) offiziell eröffnet. Doch der Anfang stand unter keinem guten Stern. Am Eröffnungstag fing es an zu regnen. Drei Tage lang regnete es durch, viele der mühsam im Park gesetzten Pflanzen wurden zerstört oder weggeschwemmt. Wolfgang Kiessling gab nicht auf, schuftete Tag und Nacht – bis es schließlich endlich aufwärts ging. Immer mehr Menschen kamen, um seine Papageien zu sehen.

Christoph Kiessling erzählt diese Anfänge der Erfolgsgeschichte seines Vaters, von der er inzwischen auch Teil geworden ist, nicht ohne Stolz. „Mein Vater hatte immer das Ziel vor Augen, irgendwann die größte Papageien-Population der Welt auf Teneriffa zu haben. Darauf arbeitete er hin.“ Dieses Ziel hat Wolfgang Kiessling erreicht – und noch viel mehr.

Inzwischen ist der Loro Parque auf eine Fläche von 135.000 Quadratmeter angewachsen und damit mehr als zehnmal so groß wie am Anfang. 350 Papageienarten mit mehr als 4000 Tieren leben heute hier, auch eine riesige Aufzuchtstation gehört zum Park. 1994 gründete Wolfgang Kiessling die Loro Parque Fundación, eine Stiftung, die es es sich zur Aufgabe gemacht hat, bedrohte Papageienarten und deren Lebensräume zu schützen, sie zu vermehren und wieder auszuwildern.

Vom Vogelpark zum Zoo

Schon lange ist der Loro Parque kein reiner Vogelpark mehr. Nach und nach sind weiße Tiger, Gorillas, Alligatoren, Seehunde, Seelöwen, Pinguine und Affen dazugekommen, außerdem ein Aquarium mit einem Tunnel, von dem aus man Haie und andere Fische beobachten kann. 1992 wurde im Park das bis heute größte Thai-Dorf außerhalb Thailands eingeweiht, zu dessen Eröffnung reiste sogar die thailändische Prinzessin Galyani Vadhana eigens nach Teneriffa an.

Die größte Investition im Loro Parque erfolgte im Jahr 2006 mit dem Bau eines Stadions für Orca-Shows. Vier Orcas aus einer Zucht des Meeres-Themenparks SeaWorld in San Diego (Kalifornien) sind dafür nach Teneriffa umgezogen. Vom Publikum werden die Orca-Shows mit Begeisterung angenommen – bei Tierschützern stoßen sie, wie auch die Delfin-Shows im Park, auf Kritik.

Im Loro Parque versucht man, die Tiere rund um die Uhr zu beschäftigen und ihnen auch Rückzugsmöglichkeiten vor dem Touristentrubel zu bieten, die Areale und Becken sind relativ groß. „Wir sehen hier auch eine kulturelle und erzieherische Aufgabe“, sagt Christoph Kiessling zu TRAVELBOOK. „Kinder können die Tiere ansehen, sie kennen und respektieren lernen. Denn wenn wir sie kennen, sind wir viel offener, um Aktionen für ihren Schutz anzustoßen.“ Unter anderem setzt sich die Loro-Parque-Stiftung für den Schutz von Orcas in freier Wildbahn und ihren Lebensräumen ein.

Im Süden fehlte etwas

Mit dem Loro Parque hat Teneriffa nun schon seit Jahrzehnten eine Attraktion, die bei Touristen äußerst beliebt ist und für viele zum festen Bestandteil ihres Kanaren-Urlaubs gehört. Bei den Traveller’s Choice Awards von Tripadvisor wurde der Tierpark dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge zum besten Zoo Europas gewählt, im weltweiten Ranking landete er auf Platz 2 – gleich nach dem beliebten Zoo in San Diego.

Aber, wie so oft bei erfolgreichen Unternehmern, die schon einmal aufs richtige Pferd gesetzt haben, war die Idee für ein neues Projekt bereits da, als der Loro Parque noch mitten in seiner Erweiterungsphase war. Dieses Mal im Fokus der Familie Kiessling: der Süden Teneriffas. Als 1978 hier der Flughafen Reina Sofía eröffnete und den Nordflughafen nach und nach als Internationalen Verkehrsflughafen der Insel ablöste, gingen immer mehr Investitionen in Richtung Süden, neue Hotels und Ferienanlagen entstanden dort.

„Wenn die Nachfrage im Tourismus am anderen Ende der Insel steigt, müsste man auch dort einen Freizeitpark bauen“, sagt Christoph Kiessling über die damaligen Überlegungen. „Die Idee war dann, einen thematisierten Wasserpark zu errichten. Im Norden der Loro Parque mit Tieren, im Süden der Wasserpark.“

Auch ein Hotel gehört dazu

Um es kurz zu machen: Am 17. September 2008 eröffnete der Siam Park in Costa Adeje seine Pforten – und ist mit seinen Abenteuerrutschen und vielen weiteren Attraktionen heute der beliebteste Wasserfreizeitpark nicht nur Europas, sondern weltweit. Urlauber haben die Möglichkeit, ein vergünstigtes Twin-Ticket für Loro Parque und Siam Park zu kaufen, zwischen beiden Attraktionen fährt ein Shuttle.

Neben den beiden Parks gehört der Familie Kiessling auf Teneriffa auch eine Luxusherberge, das Fünf-Sterne-Hotel Botanico & The Oriental Spa Garden in Puerto de la Cruz. Auch dieses ist bei den Gästen äußerst beliebt, zählt bei den Traveller’s Choice Awards von Tripadvisor zu den Top-25-Hotels in Spanien und hat dank besonders umweltfreundlicher Geschäftspraktiken zudem den Silber-Status als Öko-Spitzenreiter inne.

Mehr als 1000 Menschen sind in den drei Einrichtungen der Kiesslings beschäftigt. Damit zählt die deutsche Einwanderer-Familie zu den größten privaten Arbeitgebern auf Teneriffa. Wolfgang Kiessling wurde bereits mehrfach zum „Unternehmer des Jahres“ in Spanien gekürt, erhielt den angesehenen „Prinz-Felipe-Preis“ für herausragende unternehmerische Leistungen im Bereich Touristik sowie weitere Auszeichnungen für sein Umwelt- und Artenschutz-Engagement. Zudem ist Kiessling auf Teneriffa Generalkonsul des Königreichs Thailand, ein Amt, das aufgrund der Verbundenheit des Loro Parques und später auch des Siam Parks mit Thailand zustande kam.

Wie kann man sich den großen Erfolg der Kiesslings auf Teneriffa erklären? „Es gibt so viele Leute, die etwas aufbauen möchten, die es aber nicht mit vollem Herzen tun“, sagt Christoph Kiessling, „es sind die Liebe fürs Detail, das Vorort-Sein, die Anstrengung, seinen Gästen das Beste zu geben, und das an sieben Tagen die Woche, was den Erfolg bringt.“ Noch heute ist Wolfgang Kiessling, inzwischen 78 Jahre alt, fast täglich im Loro Parque unterwegs, schaut, ob alles in Ordnung ist und was man noch besser machen könnte.

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Expansion nach Gran Canaria

Zwei extrem beliebte Freizeitparks, ein angesehenes Luxushotel und zahlreiche Preise – man könnte meinen, die Kiesslings hätten alles erreicht, was man sich nur wünschen kann. Aber Stillstand kommt nicht in Frage: Christoph Kiessling, Besitzer des Siam Parks und seit nunmehr 20 Jahren Vize-Präsident des Familienimperiums, plant gerade auf der Nachbarinsel Gran Canaria zwei weitere Mega-Attraktionen. Zum einen soll auch dort ein riesiger Wasserfreizeitpark entstehen, der Siam Park 2. Man wolle den ersten Siam Park dabei jedoch nicht einfach klonen, betont Christoph Kiessling: „Die Attraktionen werden viel aktueller, es wird sich nichts wiederholen.“

Das zweite auf Gran Canaria geplante Großprojekt: das Aquarium „Poema del Mar“, das nach seiner für das Frühjahr 2017 anvisierten Fertigstellung das zweitgrößte der Welt sein soll. Hunderte Fischarten und andere Meerestiere werden auf dem 8500 Quadratmeter großen Areal zu bestaunen sei, außerdem Vögel, Amphibien und Reptilien. Auch einen Flusslauf mit Piranhas soll es geben, sowie ein sechs Meter hohes, künstlich angelegtes tropisches Atoll.

Wie auch auf Teneriffa ist der Bau der beiden Attraktionen an zwei unterschiedlichen Punkten der Insel geplant: Der Siam Park 2 soll in der Nähe von Playa del Inglés im Süden Gran Canarias entstehen, das Aquarium im Norden im Hafen der Inselhauptstadt Las Palmas. Nach ihrer Fertigstellung soll es eine Art Kombi-Pass geben, mit dem Urlauber beide Attraktionen zu einem vergünstigten Preis besuchen können. Wie auf der größeren Nachbarinsel soll es auch auf Gran Canaria einen Shuttle zwischen beiden Parks geben. Dieses Konzept hat sich schließlich auch auf Teneriffa für Loro Parque und Siam Park bereits bewährt.

Themen Europa Kanaren Spanien Teneriffa
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