
14. Mai 2025, 14:23 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Teneriffa ist natürlich längst kein Geheimtipp mehr. Aber hier gibt’s nicht nur Badespaß, Kultur und Party, sondern gerade im Norden atemberaubende Naturschönheit. Unsere Autorin Doris Tromballa verrät 7 Naturwunder auf Teneriffa, die man bei einem Besuch der Kanareninsel nicht verpassen sollte.
Okay, ich muss zugeben, ich war schon oft in Teneriffa, aber noch nie auf dem Teide. Also dem Gipfel des riesigen Vulkankegels, der so prägend für Teneriffa ist. Denn Seilbahnen gehören nicht zu meinen Lieblingsverkehrsmitteln, und zu Fuß fehlt mir leider die entsprechende Kondition und Bergerfahrung. Macht aber nichts. Denn auch für Menschen mit eher durchschnittlichem Wandereifer (wie mich) bietet Teneriffa atemberaubende Naturwunder, die ganz leicht zu erreichen und zu bestaunen sind. Hier sind meine liebsten 7 Teneriffa-Naturwunder!
1. Montaña Negra: Drei Vulkankegel und ein Weg durch die Urgewalt der Erde

Diese Wanderung muss jedes Mal sein, wenn ich auf der Insel bin! Der schönste Weg geht vom Erholungspark in San José de Los Llanos los und schlängelt sich über Dillwiesen durch Kiefernwälder bis hin zum mächtigen Montaña Negra. Der rötlich-schwarze Vulkankegel entstand bei einem Ausbruch im 18. Jahrhundert und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Montaña Chinyero, dem letzten aktiven Vulkan der Insel, der 1909 ausbrach.
Am Fuße des Kegels sieht man noch erkaltete Lavafelder und bizarre Gesteinsformationen. Und das Beste ist: An klaren Tagen bietet sich ein weiter Blick bis zum Teide. Eine Wanderung – drei Vulkane! Besonders eindrucksvoll finde ich auf dem Weg den Kontrast zwischen schwarzer Vulkanasche und dem frischen Grün der jungen Kiefern, die sich ihren Platz zurückerobert haben. Trotz der abgelegenen Lage ist der Weg gut erschlossen – man kann auch zum Picknickplatz „Arena Negras“ fahren und ist dann in etwa einer halben Stunde am Montaña Negra.
2. Der Riesen-Feigenbaum im Botanischen Garten von Puerto de la Cruz

Der Botanische Garten in Puerto de la Cruz ist einer meiner Lieblingsorte in Teneriffas Norden, wenn ich mich nach Ruhe und Inspiration sehne. Er gehört zu den ältesten seiner Art in Europa. Gegründet im Jahr 1788, dient er bis heute als Akklimatisationsgarten für Pflanzen aus aller Welt. Eine der beeindruckendsten Sehenswürdigkeiten dort ist ein riesiger Feigenbaum der Art Ficus macrophylla f. columnaris. Dieser sieht aus wie nicht von dieser Welt – oder nicht aus dieser Zeit. Und irgendwie stimmt das auch: Der Baum ist etwa 200 Jahre alt und stammt eigentlich von Lord Howe, einer Insel vor Australien.
Die Besonderheit des Feigenbaumes: Er bildet Luftwurzeln, die wie Vorhänge von den mächtigen Ästen hängen. Mit der Zeit werden diese Luftwurzeln knüppeldick, bohren sich in die Erde und wachsen zu eigenen Stämmen heran. Und so stehe ich jedes Mal sprachlos staunend vor diesem Wunderwerk der Natur. Der Garten ist täglich von 9-18 Uhr geöffnet und kostet für Erwachsene 3 Euro, für Kinder unter 14 Jahren ist der Eintritt frei. Und: Der Feigenbaum ist nur eines der vielen Naturwunder, die der Garten zu bieten hat! Man kann Mimosen kitzeln, Orchideen bestaunen oder sich auf die Suche nach dem „Leberwurstbaum“ machen.
3. Das Sonnenobservatorium in Izaña: Ein Blick ins All über den Wolken

Der wichtigste Stern in unserem Universum, das ist für uns hier auf der Erde unbestritten: Die Sonne. Aber es ist gar nicht so leicht, sie anzuschauen, denn wie wir alle spätestens seit den letzten Sonnenfinsternis-Ereignissen wissen, ruiniert man sich die Augen, wenn man ungeschützt in die Sonne blickt. Deswegen ist das Observatorio del Teide in Teneriffa etwas ganz Besonderes: Dort kann man tatsächlich die Sonne betrachten – live und in Farbe! Das Observatorium beherbergt viele Wissenschaftler aus aller Welt mit ihren Forschungen, aber auch Nicht-Astrophysiker können hier, auf über 2400 Metern Höhe, selbst einen Blick auf die Sonne werfen.
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Es gibt täglich Führungen durch das Gelände (an einigen Wochentagen auch auf Deutsch), und zum Schluss darf man durch zwei bereitgestellte Teleskope in den Himmel schauen. Tatsächlich habe ich dort zum ersten Mal „live“ Sonnenflecken und Protuberanzen (also die wilden Materienströme auf der Sonnenoberfläche) gesehen. Der Besuch muss vorab online gebucht werden, der Eintritt kostet 21 Euro. Kinder müssen mindestens acht Jahre sein. Fun-Fact: Queens-Gitarrist Brian May hat ein paar Monate im Observatorium von Teneriffa verbracht und dort einen Teil seiner Astrophysik-Doktorarbeit geschrieben.
4. Die wilde Brandung am Küstenweg von Punta de Teno

Es donnert und rumpelt, dann knallt und zischt es und eine zwanzig Meter hohe Gischtfontäne spritzt zwischen den Felsen in die Luft! Ein Feuerwerk aus Wasser, das ist die wilde Brandung am Küstenweg von Punta de Teno. Der westlichste Punkt Teneriffas ist zugleich einer der dramatischsten Küstenabschnitte der Insel: Schroffe Felsen, meterhohe Wellen und ein Leuchtturm vor der Kulisse der Los Gigantes-Steilwände machen diesen Ort einzigartig. Aber richtig Spaß macht es, wenn man am nördlichen Ufer entlangläuft. Dort hat das Meer unendlich viele Höhlen und Schluchten ins Lavagestein perforiert, und so kracht die Altantik-Brandung mit voller Wucht durch die zerklüfteten Felsen und schießt überall heraus in die Luft. Absolut umwerfend!
Was man wissen sollte: Vorerst ist die Straße zu dem Aussichtspunkt gesperrt, weil sie erneuert wird. Eine Anfahrt ist deshalb nur mit dem Bus möglich (ab Buenavista del Norte). Eigentlich kein Problem – denn der kostet nur einen Euro, fährt jede Stunde und braucht keine 20 Minuten zum Leuchtturm. Aber die Fahrt hat’s in sich! Ich habe mich zuerst freudig ans Fenster gesetzt, um den Blick über die Klippen ins Meer zu genießen, aber die Straße wurde immer enger, steiler und kurviger. Der Bus schlängelte sich souverän dahin, aber mir war der Blick in den Abgrund zu unheimlich – und ich habe mich auf die Bergseite gesetzt und gegen die Felsen gestarrt…
5. Die Masca-Schlucht: Anfahrt in Teneriffas abgelegenstes Bergdorf

Wo wir schon bei spektakulären Autofahrten sind: Wer das mag, kommt bei einem Besuch des abgelegenen Bergdorfes Masca im zerklüfteten Teno-Gebirge voll auf seine Kosten. Das leicht verkitschte Bergdorf selbst ist die Reise eigentlich nicht zwingend wert – aber die Autofahrt dorthin ist es. Denn die Straße nach Masca zählt sicherlich zu den Top 10 der verrücktesten Routen, die ich jemals mit dem Auto gefahren bin. Die Serpentinenstraße windet sich in super-engen Haarnadelkurven durch die Berge, links und rechts fallen die Hänge schroff ins Nichts ab, im Blick die fast senkrechten Festformationen von Masca.
Die massiven Berghänge sind einfach grandios, gerade am frühen Morgen oder im Abendlicht. Und es gibt auch einige Punkte, an denen man stehen bleiben und die Aussicht genießen kann. Oder man bereitet sich dort geistig auf den wahren Nervenkitzel vor: Wenn einem nämlich auf der engen Straße einer der Inselbusse entgegenkommt! Und da liegt der Geheimtipp beim Besuch von Masca: Den Inselbus nehmen und die eigenen Nerven schonen. Dann ist der Trip entlang der Berghänge nämlich ein echtes Wunder.
6. Coral Kingdom im Loro Parque: Eine Unterwasserwelt zum Staunen

Der Zoo „Loro Parque“ Puerto de la Cruz gehört seit über 50 Jahren zu einem der Top-Ausflugsziele in Teneriffa. Der deutsche Unternehmer Wolfgang Kiessling hat ihn ursprünglich nur als Papageienpark angelegt („Loro“ heißt Papagei), inzwischen ist der Park aber einer der modernsten Zoos der Welt. Und das zeigt sich auch in dem jüngsten Neubau des Unternehmens. Das „Coral Kingdom“ ist eine der weltweit größten Nachbildungen eines Korallenriffs (die Korallen sind alle echt!). 2022 wurde das „Coral Kingdom“ eröffnet.
Man stellt sich auf ein „Förderband“ und wird an der Korallenwelt in dem riesigen, U-förmigen Aquarium vorbeigefahren. Das Aquariumfenster ist ganze 40 Meter lang und aus einem Stück! Boden und Decke werden von gigantischen Projektoren mit Meeres-Bildern bestrahlt. Mehr als 8.000 Korallen leben in den gigantischen Becken, dazu paddeln fast 10.000 Fische durch die Meereslandschaft. Wem die Kanaren zu kalt zum Tauchen sind (wie mir), der kann hier die Wunderwelt des Meeres bestaunen, ohne nass zu werden. Der Park ist jeden Tag zwischen 9:30 und 17:30 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 42 Euro für Erwachsene, 30 Euro für Kinder, unter 11 Jahren ist der Eintritt frei.

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7. Der Lorbeerwald im Anaga-Gebirge: Wandern im Märchenwald

Er gilt als Märchenwald – und das zurecht! Der Parque Rural de Anaga im Nordosten Teneriffas beherbergt einen der letzten ursprünglichen Lorbeerwälder Europas. Hier finden die Bäume optimale Bedingungen: Zwischen 500 und 1100 Metern Höhe stoßen die Passatwinde auf das Anaga-Gebirge im Nordosten Teneriffas. Dort stauen sich die Wolken an den Berghängen, was ein feuchtwarmes, fast tropisches Klima entstehen lässt. Die Lorbeerbäume können so bis zu 30 Meter hoch wachsen!
Und durch den Wald zu streifen macht mir jeden Mal Gänsehaut: Von den Ästen hängen geisterhaft Flechten und Efeu, zwischen den Stämmen wabert der Nebel und die Sonne wirft schmale Lichtspalten auf die Moosflecken am Boden. Der Duft feuchter Erde verleiht dem Wald eine beinahe mystische Atmosphäre. Zahlreiche Wanderwege führen durch das grüne Dickicht – von kurzen Spaziergängen bis zu anspruchsvollen Tagesrouten. Besonders lohnenswert ist der Start im Besucherzentrum Cruz del Carmen, das neben Informationen auch eine Aussichtsterrasse mit Blick bis zur Küste bietet. Der Wald gehört zum UNESCO-Biosphärenreservat und ist besonders am Morgen, wenn noch wenig los ist, ein intensives Naturerlebnis.