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Berühmter Zentralfriedhof der Stadt

Kölner Melaten – die „Stadt der Toten“ in Köln

Kölner Melaten
Der Kölner Melaten ist seit mehr als 200 Jahren der Zentralfriedhof der Stadt. Er ist nicht nur ein Ort der letzten Ruhe, sondern auch ein beliebter Landschaftspark und Ziel für Touristen auf der Suche nach Promi-Gräbern Foto: picture alliance/dpa
Robin Hartmann Autorenkopf
Freier Autor

13.04.2024, 15:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Von einem Refugium für Leprakranke über eine Hinrichtungsstätte bis hin zum größten Friedhof der Stadt hat der Kölner Melaten eine lange Entwicklung hinter sich. Heute findet man hier etwa 55.000 Gräber in einer parkähnlichen Anlage, die längst eine Touristenattraktion ist. Das liegt auch an der Vielzahl der Prominenten, die hier bestattet sind. Und an einem Ort namens „Millionenallee“.

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Im Stadtteil Lindenthal liegt links vom Rhein einer der bekanntesten Orte in Köln. Vor über 200 Jahren entstanden als Zentralfriedhof der Stadt, ist der Kölner Melaten heute längst mehr als das. Park, Naherholungsgebiet, nicht zuletzt eine Touristenattraktion. Das liegt mitunter daran, dass man auf einer Fläche von 435.000 Quadratmetern hier auch die Gräber vieler berühmter Söhne und Töchter der Metropole findet. Und einem Ort, den der Volksmund ehrfurchtsvoll als „Millionenallee“ bezeichnet.

Schon lange bevor der Kölner Melaten sich zum wichtigsten und größten Friedhof der Stadt entwickelte, spielte der Ort im Leben (und vor allem Sterben) der City eine wichtige Rolle. Laut der offiziellen Seite stand an seiner Stelle bereits seit dem 12. Jahrhundert ein Heim für Leprakranke. Der Name Melaten leitete sich ab von dem französischen Wort „malade“, also krank. Das Heim lag zu damaliger Zeit noch vor den Stadttoren, da die Erkrankten als Aussätzige galten. Nur an bestimmten Feiertagen durften sie ihr Refugium zum betteln verlassen, immer begleitet von einem sogenannten „Schellenknecht“. Dieser warnte dann die gesunden Bürger der Stadt vor den nahenden Kranken.

Öffentliche Hinrichtungen

Kölner Melaten
Der Kölner Melaten ist letzte Ruhe für zahlreiche Prominenz der Stadt. Hier im Bild die Grabstätte der Familie Früh, auf die das Bier „Früh Kölsch“ zurück geht. Foto: picture alliance/dpa

Nachdem das Lepraheim 1767 seine Pforten schloss, fungierte der Ort bis 1801 als „Zucht- und Arbeitshaus“ für Waisen. Das Gelände des Kölner Melaten diente aber seit dem Mittelalter auch schon einer sehr viel grausigeren Funktion, nämlich als Schauplatz für öffentliche Hinrichtungen. Diese fanden nicht selten als soziale Großereignisse ein immenses Publikum. Zu den wohl „berühmtesten“ Exekutionen zählt unter anderem die Verbrennung der beiden Protestanten Peter Fliesteden und Adolf Clarenbach wegen ihres Glaubens. Als zu Beginn des 17. Jahrhunderts der Hexenwahn auch in Köln wütete, tötete man hier mehr als 30 Frauen und Mädchen.

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Dass der Kölner Melaten dann 1810 als Friedhof nach dem Vorbild des Pariser Père Lachaise eingeweiht wurde, ist einem berühmten Franzosen zu verdanken. Feldherr Napoleon Bonaparte höchstpersönlich erließ nämlich bereits im Jahr 1794 das „Kaiserliche Dekret über die Begräbnisse“. Dieses besagte unter anderem, dass Tote nicht mehr innerhalb der Grenzen von Städten und Dörfern sowie in geschlossenen Gebäuden beerdigt werden durften. Eine Entscheidung übrigens, die die Kölner Bürger zunächst aufs Äußerste entrüstete. Vorher war es vor allem bei wohlhabenden bzw. bedeutenden Bürgern beliebt gewesen, sich direkt in Kirchen oder auf Kirchhöfen bestatten zu lassen, um so ihre Nähe zu Gotte zu sichern.

Die „Millionenallee“

Die Stadt erwarb nun ein Grundstück auf dem ehemaligen Gelände für Leprakranke. Als dann 1810 der Kölner Melaten nach langer Verzögerung eröffnen konnte, schloss man gleichzeitig alle anderen Friedhöfe der Stadt. Was jedoch nicht hieß, dass die neue „Stadt der Toten“ von Anfang an auch Jedem offenstand. So durften hier bis 1829 nur Katholiken beerdigt werden. Erst 1899 entstand in unmittelbarer Nähe ein jüdischer Friedhof in Köln-Deutz. Und natürlich war der Melaten von Anfang an ein letzter Ort, an dem vor allem reiche Menschen ihren privilegierten Stand im Leben auch im Tod zur Schau stellen wollten.

Davon zeugt heute noch die sogenannte „Millionenallee“. Hier befinden sich die größten, prunkvollsten und somit natürlich teuersten Gräber auf dem Kölner Melaten. Der Schauspieler Willi Millowitsch und seine Familie liegen hier genauso bestattet wie der Erfinder des „Eau de Cologne“. Bekannt und bei Besuchern beliebt ist aber auch die sogenannte Karnevalsecke, wo laut „Aachener Zeitung“ zahlreiche Größen der Kölner Tradition wie Jupp Schlösser und Toni Steingass beerdigt sind.

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Ein Friedhof als Landschaftsschutzgebiet

Überhaupt strotzt der Kölner Melaten geradezu von jenseitiger Prominenz. So findet man hier unter anderem auch Nicolaus August Otto, den Erfinder des Viertaktmotors. Ebenso liegt auf dem Kölner Melaten Maria Clementine Martin, die die Marke „Klosterfrau Melissengeist“ berühmt machte. Auch Schauspieler und Comedian Dirk Bach fand hier seine letzte Ruhe. Zwischen den Gräbern sowie zahlreichen Denkmälern ist der Friedhof aber auch ein Ort des Lebens. In dem ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiet sind mehr als 40 Vogelarten zuhause, auch Eichhörnchen und Fledermäuse leben hier zwischen mächtigen alten Bäumen.

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Auf der offiziellen Webseite kann man sich noch umfassender über den Kölner Melaten informieren. Für Besucher ist er vom 01.04.-02.11. von 7-20 Uhr geöffnet. Ab dem 3.11-31.03. kann man ihn zwischen 8-17 Uhr betreten. Wer möchte, kann hier sogar eine Gräber-Patenschaft übernehmen. Auch über die zahlreichen bekannten und berühmten „Gäste“ des Friedhofs informiert die Webseite.

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