
1. Juli 2025, 6:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Über der hessischen Kleinstadt Hofgeismar thront seit dem 14. Jahrhundert die mächtige Sababurg. Mitten im Naturpark Reinhardswald gelegen, wird sie immer wieder mit einem der berühmtesten deutschen Märchen in Verbindung gebracht. Denn tatsächlich könnte das alte Gemäuer den Brüdern Grimm die Inspiration zu ihrem Dornröschen geliefert haben. Dafür gibt es sogar, nun ja, stichhaltige Hinweise. TRAVELBOOK hat vor Ort nachgefragt.
In der nordhessischen Kleinstadt Hofgeismar befindet sich einer der märchenhaftesten Orte unseres Landes. Und das ist sprichwörtlich gemeint, denn die fast 700 Jahre alte Sababurg hoch über dem Ort wird immer wieder mit der vielleicht bekanntesten Geschichte der Gebrüder Grimm in Verbindung gebracht. Bereits seit dem 19. Jahrhundert galt die Anlage, die eher ein Schloss ist, nämlich als Inspiration für das legendäre Dornröschen und die Geschichte um ihren hundertjährigen Schlaf. Und tatsächlich gibt es sogar stichhaltige Hinweise, dass an der Mär etwas dran sein könnte.
Laut Website des Naturparks Reinhardswald wurde die Sababurg 1334 zunächst als Schutzort für Pilger gebaut und war damals noch unter dem Namen Zapfenburg bekannt. Im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt, nahm sich ab 1654 ein Landgraf ersten Renovierungsarbeiten an. Diese dauerten bis 1730, doch nur 30 Jahre später fiel die Anlage schon wieder der Zerstörung anheim. Von den Franzosen im Siebenjährigen Krieg besetzt, verfiel das Schloss immer weiter. 1824 bis 1826 wurden West-, Ost- und Südflügel abgerissen. Es muss zu dieser Zeit gewesen sein, als die Sababurg zum ersten Mal mit dem Märchen Dornröschen in Verbindung gebracht wurde.
Inspiration für die Legende?

Denn zum Schloss gehört auch ein seit 1571 nachweislich bestehender Tierpark (Deutschlands ältester Tierpark, die Redaktion) – und dieser war zu jener Zeit eigentlich nichts weiter als eine Waldfläche. Hier hielten sich Adlige unter anderem Ure, weiße Hirsche, Damwild, Gämsen, Elche und Rentiere. Interessant an der Geschichte des Ortes ist aber vor allem, dass er von einer gewaltigen Dornenhecke umrankt worden sein soll – genau wie das Schloss der Prinzessin Dornröschen. In der Geschichte überwindet schließlich ein mutiger Prinz das gefährliche Gestrüpp und erweckt die Schöne aus ihrem hundertjährigen Schlaf. Eine Mitarbeiterin der Touristeninformation Naturpark Reinhardswald mutmaßt auf TRAVELBOOK-Anfrage: „Vielleicht haben aber auch der Baustil des Schlosses und seine märchenhafte Ausstrahlung zu der Legende beigetragen.“
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Fakt ist: Die Brüder Grimm, Jacob und Wilhelm, wurden im hessischen Hanau geboren – damals gerade einmal etwa zwei Tagesreisen entfernt von Hofgeismar und seiner Sababurg. Heute ist die Kleinstadt Teil der Deutschen Märchenstraße – entlang dieser liegen sämtliche Orte, von denen man annimmt, sie könnten die Schriftsteller inspiriert haben. Bereits nach seinem ersten Erscheinen im Jahr 1812 genoss das Märchen von Dornröschen große Popularität, und seitdem bringen die Menschen das Schloss immer wieder damit in Verbindung. Auch heute noch gibt es auf der Anlage einen Rosengarten, den Besucher von Mai bis Oktober jeden Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr sehen können.

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Alles dreht sich um Dornröschen
Dann erzählen auch Schauspieler vom Theater in Kassel das Märchen auf der Sababurg nach. Die erste Vorstellung ist um 14 Uhr. Um 14.30 Uhr gibt es die Geschichte auch noch einmal in englischer Sprache zu hören. Und auch sonst dreht sich in Hofgeismar alles um seine berühmteste „Tochter“. „Jedes Jahr Anfang Mai haben wir hier ein Dörnröschen-Fest. Da kommen dann sogar Märchenfiguren aus anderen Städten, zum Beispiel der Rattenfänger von Hameln. Es gibt Straßenkünstler und einen großen Umzug. Der Dornröschen-Faktor bringt uns sicherlich ein großes Plus an Touristen“, so die Mitarbeiterin der Touristeninformation.
Darunter seien viele, die per Wohnmobil entlang der Deutschen Märchenstraße reisten. Die Sababurg selbst ist aktuell für Besucher leider wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen. Sie gehört dem Land Hessen, ein Termin für eine Wiedereröffnung steht noch nicht fest. Besucher kommen aber auch anderweitig auf Ihre Kosten. „Hier in der Gegend gibt es tolle Rad- und Wanderwege. Dann haben wir noch den Urwald Sababurg. Das ist ein Teil des Naturparks Reinhardswald, in den der Mensch bereits seit 80 Jahren nicht mehr eingreift. Und natürlich gibt es in der Umgebung noch zahlreiche andere Burgen.“ Genug Programm also für einen märchenhaften Ausflug.