
11. Juli 2025, 7:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Während viele Deutsche in den Ferien den Süden ansteuern, entdecken immer mehr Menschen aus dem Ausland unsere Heimat für Städtereisen oder auch ausgedehnte Urlaube. Laut Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstands der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), spielt Deutschland als Reiseziel gar „in der Champions League“. Mit TRAVELBOOK spricht die Expertin ausführlicher darüber, was sie in ihrer rund 20-jährigen Tätigkeit über die Außenwahrnehmung von Deutschland gelernt hat. Und: Wie kommen wir selbst eigentlich im Ausland an?
Das Netzwerk Internations hat ausgewertet, welche Städte weltweit von dort lebenden Expats als besonders freundlich empfunden werden. Deutschland konnte in diesem Ranking leider alles andere als glänzen: Mit München, Hamburg, Berlin und Frankfurt bilden gleich vier deutsche Metropolen die Schlusslichter des Rankings: TRAVELBOOK berichtete. Was jedoch den Tourismus betrifft, so ist Deutschland offenbar umso beliebter. „Tatsächlich spielt Deutschland als Reiseziel in der Champions League“, erklärt die Vorsitzende des Vorstands der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) Petra Hedorfer. „Nach jüngsten Untersuchungen der Welttourismusorganisation (UN Tourism) standen wir 2024 bei den internationalen Ankünften auf Platz 7 der beliebtesten Reiseziele weltweit.“ Bei Europäern sei Deutschland außerdem das beliebteste Ziel für Städte- und Kulturreisen sowie das zweitbeliebteste Naturreiseziel.
Übersicht
Wo die meisten Deutschlandbesucher herkommen
Drei Viertel der internationalen Besucher kommen laut Hedorfer aus Europa nach Deutschland, vor allem aus den Niederlanden, der Schweiz, Polen, Großbritannien und Österreich. Unter den Überseemärkten dominieren die USA. Doch die Bedeutung asiatischer Länder nehme spürbar zu. „Wir haben sehr hohe Wachstumsraten aus China und Indien. Auch andere asiatisch-pazifische Märkte sowie Lateinamerika werden in den kommenden Jahren weiter zulegen.“
Besonders gefragt: Kultur, Natur und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. „Viele Urlauber sind überrascht, welch vielfältige und intakte Natur bei uns zu finden ist“, so Hedorfer. Ein Drittel der deutschen Festlandsfläche steht unter besonderem Schutz, darunter 16 Nationalparks, 18 Biosphärenreservate und über 100 Naturparks.

Deutschland gilt als serviceorientiertes Reiseziel – und herzlich!
Das Image Deutschlands ist laut Hedorfer im Ausland sehr gut. Im renommierten Nation Brands Index (NBI) belegte das Land 2024 Platz 2 unter den 50 führenden Wirtschaftsnationen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in puncto Kultur, Menschen und Tourismus. Dabei schätzen Gäste nicht nur Sehenswürdigkeiten oder Museen, sondern auch den Service. „Die Wahrnehmung der Servicequalität in Deutschland ist oft viel besser, als wir denken“, sagt Hedorfer. Der Qualitätsmonitor der DZT weist eine Durchschnittsnote von 1,9 auf – bei einer Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend).
Und wie war das noch mal mit unserer angeblichen Unfreundlichkeit? Laut Expertin Herdorfer kann sich Deutschland nicht bloß als serviceorientiertes, sondern auch durchaus als gastfreundliches und herzliches Land vermarkten. Gute Anhaltspunkte dafür sind internationale Sportereignisse, bei denen die Welt auf Deutschland schaut – zuletzt bei der Fußball-Europameisterschaft 2024. Die am häufigsten genannten Eindrücke internationaler Besucher waren laut Nation Brands Index: ideale Gastgeber, großartige Atmosphäre, herzliche Willkommenskultur, sichere und nachhaltige Veranstaltung. Na also!
Infokasten DZT
Die DZT wirbt im Auftrag der Bundesregierung weltweit für das Reiseland Deutschland – über 19 Auslandsbüros und mit gezielten Marketingstrategien. Auf Basis umfassender Marktforschung vernetzt sie deutsche Tourismusakteure mit der internationalen Reisebranche und unterstützt Regionen sowie mittelständische Anbieter bei der Vermarktung im Ausland. Ziel ist es, die wirtschaftliche Wertschöpfung durch internationale Gäste zu stärken. Das Leitmotiv: „Germany – Simply Inspiring.“

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Wo das Land großen Nachholbedarf hat
Einen wunden Punkt jedoch sieht Hedorfer in der Digitalisierung des Tourismussektors. „Gerade Reisende aus Asien oder Amerika sind viel ‚digitaler‘ unterwegs als wir“, sagt sie. Gemeint ist der gesamte Reiseverlauf – von der Inspiration über die Buchung bis hin zu mobilen Bezahlmöglichkeiten. „Diesen Komfort erwarten Gäste inzwischen auch bei uns.“
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In puncto technischer Fortschritt sollte Deutschland dringend nachjustieren, immerhin ist der Incoming-Tourismus für das Land von wirtschaftlicher Bedeutung. 2023 wurden laut DZT 85 Millionen Übernachtungen internationaler Gäste gezählt – 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt gaben sie 77,7 Milliarden Euro aus. Davon profitierten besonders Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Dienstleister. „Das stärkt unsere Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze.“