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CO2-Ausstoß

CO2-Kompensation – was bringen eigentlich die Programme der Airlines?

Flugzeug am Himmel
Mit dem Flugzeug kann man zwar schnell große Distanzen überwinden, allerdings stellt das Fliegen auch eine große Belastung für die Umwelt dar Foto: dpa picture alliance
Larissa Königs
Larissa Königs

17.10.2021, 15:12 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mittlerweile sollte es eigentlich jedem bekannt sein, dass das Fliegen eine Belastung für die Umwelt darstellt. Doch nicht immer kann oder möchte man auf Flüge verzichten. Eine Option sind dann sogenannte Kompensationszahlungen, die einige Airlines bereits bei der Buchung anbieten. TRAVELBOOK hat sich die verschiedenen Optionen von Lufthansa, Eurowings, Ryanair und KLM angeschaut und erklärt, wo das Geld jeweils hinfließt – und wann eine CO2-Kompensation sinnvoll ist.

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Sogenannte Kompensationszahlungen (Ausgleichszahlungen) nach Flügen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Dahinter steckt der Wunsch vieler Flugreisender, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Denn bei jedem Flug fallen Emissionen, unter anderem CO2, an, die für den Klimawandel mitverantwortlich sind. Durch die Ausgleichszahlungen, die wiederum in Projekte zugunsten der Umwelt investiert werden, soll der Schaden in Grenzen gehalten werden. Möglichkeiten gibt es mittlerweile viele, auch direkt bei den Airlines. Doch sollte man bei den Angeboten für CO2-Kompensation auf einiges achten.

Lufthansa und Swiss Airlines

Bei Lufthansa und Swiss Airlines (ebenfalls Lufthansa Group) erfolgt die CO2-Kompensation über den externen Partner Myclimate. Das funktioniert so: Im Anschluss an die Buchung kann jeder Fluggast über einen Emissionsrechner seinen CO2-Ausstoß für die jeweilige Strecke ermitteln. Dafür müssen Start- und Ziel-Flughafen sowie die Buchungsklasse angegeben werden. Der Emissionsrechner gibt dann den Ausstoß in Tonnen an und nennt die Höhe des Ausgleichsbetrags. Beispiel: Für Hin- und Rückflug von Berlin nach New York in der Economy-Class fallen 0,78 Tonnen CO2 pro Passagier an. Das ergibt bei Myclimate einen Betrag von 16 Euro.

Sollte man sich zur Spende entscheiden, fließen laut Lufthansa 100 Prozent an Myclimate. Dort werden etwa 85 Prozent der Spende in unterstütze Klimaschutzprojekte investiert. Hier gibt es einen Überblick über alle Projekte der gemeinnützigen Stiftung. Die restliche Summe geht in die Administration, wie ein Myclimate-Sprecher mitteilte.

Außerdem gibt es bei Lufthansa auch das Projekt Compensaid. Darüber können Nutzer wählen zwischen der Unterstützung eines Aufforstungsprojektes von Myclimate oder dem Ausgleich ihrer CO2-Emissionen über den Einsatz von Sustainable Aviation Fuel (SAF) – ein Treibstoff, der nachhaltiger ist als Kerosin. Lufthansa verwendet auch hier den gesamten gespendeten Betrag für den Kauf von SAF. Das Unternehmen garantiert, dass dieser innerhalb der nächsten sechs Monate in den Flugbetrieb eingespeist wird. Die Nachhaltigkeit von SAF wird unter anderem von der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie für erneuerbare Energien zertifiziert, so die Lufthansa auf Nachfrage von TRAVELBOOK.

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Eurowings

Die Lufthansa-Tochter Eurowings arbeitet ebenfalls mit Partnern wie wie Compensaid und myclimate zusammen.

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KLM

Die niederländische Airline KLM bietet seit 2008 bei jeder Buchung die Option „CO2ZERO“ an. Auch hier wird ein Betrag berechnet, den man spenden kann. Die Höhe des Entschädigungsbetrags richtet sich nach dem Flugzeugtyp, der geflogenen Entfernung und der durchschnittlichen Auslastung auf der betreffenden Strecke in der Vergangenheit. Hier sind alle Strecken von KLM aufgeführt sowie der jeweilige Kompensationspreis.

Achtung: Die Strecken beginnen immer in Amsterdam. Daher muss man zum Beispiel für einen von KLM angebotenen Flug von Berlin nach New York die jeweiligen Werte der Strecken Amsterdam bis Berlin sowie Amsterdam bis New York addieren, wie eine Sprecherin der Fluggesellschaft TRAVELBOOK mitteilte. Konkret fällt in dieser Rechnung für einen Hin- und Rückflug von Berlin nach New York knapp mehr als eine Tonne CO2 pro Passagier an, was bei KLM einen Kompensationsbetrag von 8,52 Euro ergibt. Auffällig: Hier fällt mehr CO2 an, es wird jedoch ein geringerer Betrag veranschlagt. Das Geld wird für Projekte zur CO₂-Reduzierung verwendet, die mit dem „Gold Standard“ für das „Global Goals“-Gütesiegel ausgezeichnet worden sind.

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Ryanair

Ryanair hat 2018 ein Klimaschutzsystem eingeführt, mit dem Kunden die CO2-Kosten ihres Fluges kompensieren können, indem sie am Ende des Buchungsprozesses eine freiwillige Spende von einem Euro leisten. Diese Spende geht dann, wie Ryanair auf seiner Webseite mitteilt, an eine der folgenden Klimaschutzorganisationen: First Climate (Uganda), Renature Monchique (Portugal), Improved Kitchen Regimes (Malawi) und Windkraftwerk Balikesir (Türkei).

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Die Alternativen

Einige Airlines haben kein eigenes System oder keinen Kooperationspartner für die CO2-Kompensation. Wer seinen Flug dennoch kompensieren möchte, kann das auch mit unabhängigen Organisationen tun. Empfehlenswert sind laut einem Testbericht von „Stiftung Warentest“ aus dem 2018 Atmosfair, Klima-Kollekte und Primaklima, die jeweils mit „sehr gut“ abschnitten. Myclimate bekam des Testurteil „gut“. Klimamanu­faktur und Arktik wurden nur als „ausreichend“ bewertet, was jeweils unter anderem an der mangelnden Transparenz lag.

Worauf sollte man bei der CO2-Kompensation achten?

Wichtig ist es bei den CO2-Kompensations-Angeboten zum einen, dass sie ausschließlich Projekte, die mit dem Gold Standard zertifiziert sind (ein Qualitätsstandard für CO2-Kompensationsprojekte), unterstützen.

Außerdem sollte man grundsätzlich darauf achten, dass sie wirklich nachhaltig sind und auch so umgesetzt werden. Besonders wichtig ist das beim Schutz von Wäldern. Bei Aufforstungsprojekten kann es sein, dass durch Monokulturen einheimische Tier- und Pflanzenarten verdrängt werden. Zusätzlich besteht das Risiko der bloßen Verlagerung von Emissionen. So kann ein Projekt zur Wiederaufforstung von Weideland beispielsweise dazu führen, dass lokale Bauern an anderer Stelle Wälder roden, weil sie neue Weideflächen benötigen.

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Achtung: Kompensationen lösen nicht das Problem!

Grundsätzlich sollte man auch bedenken, dass die Kompensation der eigenen Emissionen kein Freifahrtsschein für umweltschädliches Handeln ist. Keine andere Art der Fortbewegung ist so klimaschädlich wie eine Flugreise: Die gesamte Klimawirkung pro Passagier und Kilometer ist sechsmal so hoch wie durch den Fernverkehr der Bahn. Und auch wenn man bei seiner Flugreise kompensiert, wurde vorher bereits CO2 emittiert. Bei unserem Beispielflug von Berlin nach New York waren es je nach Rechnung zwischen 0,78 und 1 Tonne CO2 pro Person. Zum Vergleich: Um eine Tonne CO2 zu speichern, muss eine Buche mehrere Jahrzehnte wachsen.

Das Problem aktuell ist vor allem, dass immer mehr Leute fliegen. „Setzt sich dieses Wachstum fort, kann man davon ausgehen, dass mögliche Klimaschutzerfolge in anderen Bereichen dadurch zunichte gemacht werden. Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass in Zukunft die CO2-Emissionen durch den Flugverkehr sinken“, erklärt Christof Wisniewski vom Umweltbundesamt auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Heißt: weniger fliegen.

Hinzu kommt, dass nicht nur das ausgestoßene CO2 problematisch ist. Denn die Klimawirkung einer Flugreise basiert nicht auf dem reinen CO2-Ausstoß. „Vielmehr beeinflussen weitere Emissionen des Flugverkehrs wie Stickoxide, Rußpartikel und Wasserdampf die Wolkenbildung und tragen zusätzlich zur Veränderung der Atmosphäre bei“, erklärt Wisniewski. Gute Kompensationsdienstleister würden auf genau diesen Fakt hinweisen und dementsprechend auch den Kompensationsebetrag berechnen. Das heißt: Sollte Ihnen bei der CO2-Kompensation ein sehr geringer Betrag vorgeschlagen werden, kann es sein, dass nur das CO2 und nicht die weiteren Emissionen berücksichtigt wurden.

Fazit: Kompensation kann ein sinnvoller eigener Beitrag zu mehr Klimaschutz sein. Entscheidend ist allerdings die Qualität der Projekte und die Notwendigkeit der Reise.

Themen: Nachhaltig reisen Ryanair
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