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Auf dem Jumpseat

Der Grund, warum manche Flugbegleiter bei Start und Landung auf ihren Händen sitzen

Flugbegleiterin schnallt sich auf dem Jumpseat an
Nach dem Anschnallen nehmen Flugbegleiter auf dem Jumpseat eine feste Position ein. TRAVELBOOK hat darüber ausführlich mit einem Experten gesprochen. Foto: Creative Credit/Getty Images

12.01.2024, 15:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

So wie Flugbegleiter während des Starts und der Landung auf dem Jumpseat Platz nehmen, ist dies niemals eine zufällige oder gar bequeme Position – sie folgt immer strikten Richtlinien der jeweiligen Fluggesellschaft. In manchen Fällen müssen die Kabinenmitarbeiter sogar auf ihren Händen sitzen. Der Grund dafür? Das hat TRAVELBOOK einen Luftfahrtexperten gefragt.

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Haben Sie jemals jemanden getroffen, der nicht bei einer Fluggesellschaft beschäftigt ist, aber dennoch das Privileg hatte, im Flugzeug auf dem Jumpseat mitzureisen? Falls ja, dann hatte diese Person sicherlich eine besondere Rolle. Denn normalerweise sind die Jumpseats ausschließlich den Crewmitgliedern vorbehalten. TRAVELBOOK hat mit Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt darüber gesprochen, wann etwaige Ausnahmen möglich sind und warum das Flugpersonal mancher Airlines bei Start und Landung auf ihren Händen sitzt.

Flugbegleiterhaltung auf dem Jumpseat dient der Sicherheit

Im Dezember 2023 gingen Berichte zum Tiktok-Video von Flugbegleiterin Henny (auf Tiktok: _hennylim_) durch die Medien. Sie erklärt darin, warum sie und ihre Kollegen der philippinischen Billigfluggesellschaft Cebu Pacific bei Start und Landung auf den Händen sitzen. „Die Position beinhaltet das Festmachen des Sicherheitsgurts, eine aufrechte Sitzhaltung und Sitzen auf den Handflächen“, fasst sie zusammen. Die Daumen zeigen nach oben, die Arme werden locker gelassen und die Füße flach auf den Boden gestellt.

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Hintergrund dieser Haltung sei das Thema Sicherheit. Dabei wird diese doch bestimmt bei allen Airlines großgeschrieben – bei der Lufthansa zum Beispiel sitzen die Flugbegleiter aber nicht auf ihren Händen. „Die genaue Sitzhaltung ist von Airline zu Airline unterschiedlich“, so Heinrich Großbongardt dazu. „Das Ziel aber immer dasselbe: Körperspannung erzeugen.“

Je mehr Körperspannung, desto geringer das Verletzungsrisiko

Ob nun mit den Händen unterm Hintern, auf den Knien oder Oberschenkeln: Die leicht abweichenden Sitzpositionen, die Flugbegleiter verschiedener Airlines auf dem Jumpseat einnehmen sollen, haben die erwähnte Körperspannung stets gemeinsam. Das reduziere laut Experte Großbongardt das Verletzungsrisiko, sollte es zu einem Zwischenfall kommen. Denn wenn beispielsweise das Flugzeug bei der Landung mal besonders heftig aufsetzt, führe es vor allem dann zu Verletzungen, wenn man sich die Arme, Beine oder den Kopf an etwas stößt. In einer fest angespannten Haltung passiere das deutlich seltener.

… und größer die Handlungsfähigkeit

Gleichzeitig diene die Sitzhaltung auf dem Jumpseat der größtmöglichen Handlungsfähigkeit. „Denn das ist die Hauptaufgabe von Flugbegleitern“, erinnert uns Großbongardt: „im Falle eines Falles für die Evakuierung des Flugzeugs sorgen zu können.“

Seine Schilderungen decken sich mit dem, was TRAVELBOOK auf Nachfrage bei einer Flugbegleiterin erfährt. Sie ist bei einer großen deutschen Fluggesellschaft tätig und möchte anonym bleiben. Auf den Händen sitzen müssen sie und ihre Kollegen demnach nicht. Stattdessen laute die Ansage, sich gerade hinzusetzen, die Beine nicht zu überkreuzen und die Hände auf die Oberschenkel zu legen. „Und vor allem sollen wir ‚aware‘ sein“, betont die Flugbegleiterin“, also in die Kabine schauen und „aufmerksam sein, für den Fall, dass etwas passiert.“

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Wer (im Ausnahmefall) auf dem Jumpseat sitzen darf

Nun leuchtet wohl ein, warum auf dem Jumpseat eigentlich nur ausgebildetes Kabinenpersonal zu sitzen hat. Denn neben den klaren Haltungsvorgaben hat man dort einige wichtige Aufgaben und entsprechend Verantwortung. Laut Experte Großbongardt komme es schon mal vor, dass auf dem Jumpseat Mitarbeiter der Airline mitfliegen, die gerade nicht im Dienst sind, sondern etwa auf dem Rückweg von einer Dienst- oder noch seltener einer privaten Reise.

Und manchmal sind es auch Angehörige oder eingetragene Lebenspartner von Flugbegleitern – in der Branche „ID-Gäste“, manchmal auch „PADs“ genannt –, die vergünstigt auf dem Jumpseat mitfliegen dürfen. Voraussetzung dafür ist einerseits natürlich, dass überhaupt einer frei ist, sprich nicht von einem Crew-Mitglied benötigt wird. Andererseits muss der Pilot sein Okay geben.

Beim Vielfliegerforum „Airliner“ schildert ein Insider, worauf sich Laien auf dem Jumpseat einstellen müssen, so: „Du musst die (Cockpit-)Sauerstoffmaske selber aufsetzen können und dich im Falle eines Falles aus dem Cockpit abseilen.“ Das Kabinenpersonal käme dem Jumpseat-Passagier nicht zur Hilfe, auch funktioniere der Gurt dort anders.

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Flugbegleiterin auf dem Jumpseat
So sieht der spezielle Vierpunktgurt auf dem Jumpseat im Flugzeug aus Foto: YakobchukOlena/Getty Images
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Ist der Jumpseat sicherer als die gewöhnlichen Passagiersitze?

Einmal kurz zum angesprochenen Gurt. „Diese sogenannten Vierpunktgurte, die übrigens auch im Cockpit zu finden sind, sorgen dafür, dass das Personal fester angeschnallt ist“, erklärt Luftfahrtexperte Großbongardt. Fester klingt ja erst mal sicherer – warum sind die gewöhnlichen Passagierplätze in der Maschine nicht auch so ausgestattet? „Vor allem aus Komfortgründen“, erfahren wir. „Und für unterwegs ist der gängige Beckengurt vollkommen ausreichend.“

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