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Neues biometrisches Reisedokument

Neuer Journey Pass soll klassische Bordkarten ablösen – und noch viel mehr

Gesichtserkennung am Flughafen, Mann nutzt Journey Pass
Gesichtserkennung statt Bordkarten-Kontrolle – das ermöglicht der neue Journey Pass (Symbolbild) Foto: Getty Images

9. Juli 2025, 8:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wohl viele Reisende empfinden die verschiedenen Stationen, die man vor Abflug noch passieren muss, als das Lästigste an einer Flugreise. Genau diese Menschen dürften jetzt aufhorchen: Mit dem sogenannten Journey Pass könnte sich schon bald vom Einchecken bis zum Boarding alles wie von selbst erledigen. Das Prinzip nutzt eine fortschrittliche Gesichtserkennung.

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Stellen Sie sich vor, Sie müssten vor einer Flugreise (ohne Aufgabegepäck) nicht viel mehr tun, als rechtzeitig am Gate zu erscheinen. Kein Check-in vorab, kein Vorzeigen einer Bordkarte – Sie gehen einfach durch. Eine angenehme Vorstellung, oder? Die könnte bald Realität werden: mit dem sogenannten Journey Pass, einem Bestandteil des Digital Travel Credential (DTC)-Programms der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO). Erfahren Sie mehr darüber bei TRAVELBOOK.

Journey Pass – was hat es damit auf sich?

Der Journey Pass ist, wie der Name andeutet, als digitaler Reiseausweis konzipiert. Er soll den klassischen Check-in-Prozess bereits Stunden vor Abflug ersetzen, wie unter anderem die britische Tageszeitung „The Guardian“ berichtet. Stattdessen laden Passagiere bei der Flugbuchung den Journey Pass auf ihr Smartphone. Dieser enthält die für den Reiseantritt nötigen persönlichen Angaben, Reisedaten – und biometrische Informationen. Letztere sind vielen spätestens seit Einführung der biometrischen Passbilder bekannt. Biometrische Daten gehen darüber hinaus: Sie umfassen individuelle körperliche Merkmale, anhand derer eine Person eindeutig identifiziert werden kann – etwa Fingerabdrücke, Netzhaut, Stimme oder Gesicht. Beim Journey Pass steht die Gesichtserkennung im Vordergrund.

So soll es funktionieren

Um den Journey Pass zu nutzen, müssen Reisende ihre Digital Travel Credentials (DTC) auf dem Smartphone einrichten. Die ICAO beschreibt den Ablauf in einer technischen Präsentation. Demnach werden bei der Installation einerseits biometrische Informationen aus dem Chip des elektronischen Reisepasses (eMRTD) übernommen, insbesondere das dort hinterlegte Passfoto. Parallel dazu nehmen Passagiere idealerweise direkt nach der Buchung über eine App der Airline ein Selfie auf, das ebenfalls gespeichert wird. Beide Bilddaten werden anschließend durch das System miteinander abgeglichen. Am Flughafen selbst erkennen Kameras an verschiedenen Checkpoints das Gesicht des Reisenden und vergleichen es in Echtzeit mit der gespeicherten biometrischen Schablone (Template).

Der Passagier muss sich weder ausweisen noch eine physische Bordkarte vorzeigen – das System identifiziert ihn automatisch. Das spart Zeit. Zusätzlicher Vorteil: Der Journey Pass informiert Reisende über Änderungen am Gate oder der Boarding-Zeit – Aktualisierungen erfolgen automatisch.

Eine Reiserevolution – doch sie stellt vor Aufgaben

In mehreren Ländern ist die biometrische Abfertigung bereits im Einsatz oder in der Testphase. Seit dem 1. Juli 2024 können Reisende ab 16 Jahren am Flughafen Berlin-Brandenburg den Face-Boarding-Service testweise nutzen, wie die Kollegen von TECHBOOK bereits berichteten. Laut dem Portal „Ink Innovation“ plant der Flughafen Changi in Singapur, bis 2026 rund 95 Prozent seiner Passagierprozesse zu automatisieren. Sicherheitskontrollen sollen dort nur noch zehn Sekunden dauern. In Dubai und Doha ersetzt die Gesichtserkennung beim Boarding bereits den Reisepass, und auch Miami setzt biometrische Verfahren bei Ein- und Ausreise ein. Indien hat sein System namens Digi Yatra an 14 Flughäfen eingeführt, 15 weitere sollen folgen.

Im laufenden Jahr soll auch in Europa das Einreise-/Ausreisesystem (EES) greifen. Es verpflichtet Nicht-EU-Reisende zur biometrischen Registrierung – zur Vereinfachung der Grenzkontrollen und zur Vermeidung von Passbetrug.

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Technische Hürden und Datenschutz-Themen

Trotz aller Vorzüge gibt es noch eine Herausforderung. So müssen, damit das System weltweit funktionieren kann, Fluggesellschaften, Flughäfen und Technikdienstleister gemeinsame Standards einhalten. Die Systeme müssen zuverlässig und interoperabel kommunizieren. Klar, dafür sind hohe Investitionen in die IT-Infrastruktur vieler Flughäfen notwendig. Auch das Thema Datenschutz drängt sich auf. Laut ICAO gelten strenge Prinzipien: Es wird nur auf die nötigsten biometrischen Merkmale zugegriffen. Diese werden verschlüsselt übertragen und innerhalb von 15 Sekunden nach dem Abgleich automatisch gelöscht. Darüber hinaus sollen Systeme von Anfang an nach dem Prinzip „Privacy by Design“ entwickelt werden, also mit eingebautem Datenschutz.

Die Richtung ist gesetzt, doch der Weg dorthin – zumindest bis zur weltweiten Implementierung – könnte noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Bis dahin werden die meisten von uns vermutlich noch das eine oder andere Mal eine Bordkarte präsentieren müssen.

Themen Airline

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