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Gut für Geist und Karriere

Wissenschaftlich belegt! Reisen macht glücklicher – und schlauer

Wenig erstaunlich: Wer viel reist, ist glücklicher und ausgeglichener und klüger
Wenig erstaunlich: Wer viel reist, ist glücklicher und ausgeglichener und klüger Foto: Getty Images
Annette Schimanski

27. März 2018, 17:55 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die neuen Eindrücke und Herausforderungen, die eine Reise oder ein Auslandsaufenthalt mit sich bringen können, sind nicht nur eine gute Erfahrung, sondern förderlich für Geist und Gehirn. Die Effekte wurden in unterschiedlichen Studien untersucht und haben wenig erstaunliche Ergebnisse: Reisen haben meist eine positive Auswirkung.

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Strandurlaub, Städtetrip oder Wandertour – dem anstehenden Urlaub begegnet man meist mit großer Vorfreude. Endlich kann man entspannen, die Sorgen vergessen und Energie tanken. Die Auszeit vom Alltag und Job bringt aber noch mehr Vorteile mit sich, als auf den ersten Blick ersichtlich sind.

Ohne Alltagsprobleme, mehr Zufriedenheit

Für eine finnische Studie der Universität Tampere wurden 24 Arbeitstätige über fünf Wochen hinweg begleitet. Es ging darum, wie sie ihre freie Zeit nach Feierabend, am Wochenenden und im Urlaub verbrachten. Ausgewertet wurde anhand des Benehmens, Auffassungsvermögens und Gefühlszustands.

Während einer Reise schliefen die Probanden länger, hatten mehr Bewegung und interagierten mehr mit anderen Menschen. Das allgemeine Wohlbefinden stieg, da sich nicht um Alltagssorgen, Einkäufe und Erledigungen gekümmert werden musste. Eine Distanz zum Zuhause bewirkt offenbar eine positive Grundstimmung, denn die Tätigkeiten, die im heimischen Umfeld als zusätzliche Lasten emfpunden werden, sind im Urlaub annehmbar. Der Unterschied zwischen einer Reise und einem kompletten, freien Wochenende hingegen sind verschwindend gering. Insgesamt machten eine unbekannte Umgebung, neue Erfahrungen und des Fehlen der lästigen Alltagsaufgaben die Studienteilnehmer glücklicher und ausgeglichener.

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Reisen verbessern die Jobchancen

Die Herausforderungen, die eine Reise ins Ausland mit sich bringen kann, fördern die Kreativität und eröffnen neue Denkweisen. Wer sich mit unterschiedlichen Kulturen auseinandersetzt, sieht sich oft damit konfrontiert, seine Meinung ändern zu müssen und lernt dadurch neue Sichtweisen kennen. So entdeckt man weit entfernt von der Heimat häufig ganz neue Lösungsansätze für seine Probleme, da aus der Ferne tatsächlich alles ganz anders aussieht. Das kann auch zu besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt führen. In einer Studie von William Maddux an der „Business School of the World“ wurde die Entwicklung von Master-Studenten, die zehn Monate im Ausland verbrachten, beobachtet. Ihre Fähigkeiten sich anzupassen, neue Denkweisen anzueignen und der multikulturelle Umgang verhalfen ihnen zu mehr Job-Angeboten als Master-Studenten, die ihr Studium in ihrem gewohnten sozialen Umfeld absolvierten.

Laut der Studie sind Menschen, die im Ausland gelebt haben oder sich mit mehr als einer Nationalität identifizieren, besser und kreativer darin, Probleme zu lösen. Außerdem ist es wahrscheinlicher, dass solche Leute ein eigenes Unternehmen gründen, ein Produkt entwickeln oder befördert werden. Gemeinsam mit Adam Galinsky von der Northwestern Kellogg School hat William Maddux mehrere Experimente durchgeführt, um die besseren kognitiven und kreativen Fähigkeiten von Studenten, die im Ausland waren, nachzuweisen.

im Ausland arbeiten
Wer für ein gewisse zeit im Ausland lebt oder arbeitet, hat Studien zufolge später bessere Jobchancen Foto: Getty Images

Reisende sind bessere Manager

In einem Versuch wurden sie mit dem sogenannten Kerzenproblem konfrontiert – man erhält eine Kerze, Streichhölzer und eine Box mit Reißnägeln. Die Aufgabe lautet, die Kerze an einem an der Wand hängenden Brett zu befestigen, ohne dass Wachs auf den darunter liegenden Tisch tropft. Die Lösung besteht darin, die Kerze in die Box zu stellen, mit den Reißnägeln an dem Brett zu fixieren und die Kerze danach zu entzünden. 60 Prozent der Studenten, die im Ausland waren, bewältigten die Aufgabe. Von denjenigen, die noch nie im Ausland gelebt hatten, konnten nur 42 Prozent das Kerzenproblem lösen.

Adam Galinsky und William Maddux schlagen daher vor, Unternehmen sollen ihren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, ins Ausland zu gehen. Die Fähigkeit aus einer anderen Perspektive auf Angelegenheiten blicken zu können, macht Angestellte laut den beiden Forschern zu besseren Managern.

Auslandsaufenthalte fördern die Kreativität

Viele weltbekannte Künstler sind um die Welt gereist, um nach Inspiration für ihre Arbeit zu suchen. Doch war das der Grund für ihre Genialität? Galinsky und Maddux fanden heraus, dass es zumindest einen Zusammenhang zwischen Reisen und Kreativität gibt. Je besser sich die Menschen an ihrem Zielort an die dortigen kulturellen Gegebenheiten anpassen konnten, desto eher konnten sie komplexe Aufgabenstellungen bewältigen. Dass die Kreativität direkt aus den Reisen resultierte, konnten die Wissenschaftler aber nicht beweisen.

In einem weiteren Experiment ließen sie eine Studentengruppe über Erlebnisse im Ausland schreiben, während eine andere Gruppe über ein anderes Thema schreiben musste. Danach mussten die Teilnehmer mehrere Aufgaben lösen. Das Ergebnis: diejenigen, die über ihre Reisen und Auslandsaufenthalte berichtet hatten, waren kreativer und erfolgreicher in dem Test.

Urlaub macht Kinder klüger

Eltern können ihre Kinder offenbar bereits in jungen Jahren fördern, indem sie mit ihnen reisen – und nicht immer mehr Spielzeug für sie kaufen. Der gemeinsame Familienurlaub aktiviert laut dem Neuro-Wissenschaftler Jaan Panksepp zwei Systeme im Gehirn der Kinder, die er Play und Seeking nennt. Play steht für das Spielen, das man mit den Kindern verstärkt im Urlaub unternimmt. Unter Seeking versteht man die neuen Eindrücke, die Kinder durch eine neue Umgebung erhalten.

Kinderpsychologin Margot Sunderland hat auf diesem Konzept basierend erforscht, welchen Einfluss eine Familienreise auf Kinder hat. Reisen hat einen positiven Effekt auf die Entwicklung des Gehirns, da die Play- und Seeking-Systeme zuhause oft nicht ausreichend stimuliert werden. Im Urlaub wird das Hormon Oxytocin, Dopamin und Opiode ausgeschüttet, was zur Reduzierung von Stress führt. Die Frontallappen im Gehrin werden durch die Auszeit angeregt und die sind für kognitive Funktionen und soziale Intelligenz verantwortlich. Kinder sind durch den Urlaub fokussierter und konzentrierter, was sich positiv auf den Schulunterricht auswirken kann.

Mit Kinder reisen
Kinder erhalten in einer neuen Umgebung viele neue Eindrücke Foto: Getty Images

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Intelligente Menschen sollten allein reisen

Wer sich wünscht, allein zu reisen, könnte laut einer Studie der British Psychological Society hochintelligent sein. Die Auswertung der Daten von 15.000 Befragten zwischen 18 und 28 Jahren ergab, dass sich die meisten damit zufrieden geben, in einer nicht all zu großen Stadt zu leben und häufigen Kontakt mit Freunden zu haben. Das galt aber nicht für intelligente Menschen. Die fühlten sich nämlich weniger glücklich und erfüllt, wenn sie zu oft mit Freunden und Bekannten in Kontakt treten mussten. Reisen, die allein unternommen werden, können daher zu mehr Wohlbefinden und Ausgeglichenheit führen. Aber das alternative Szenario zur Reise alleine wäre in dieser Studie die Reise in einer großen Gruppe, was auch nicht dem Normalfall entspricht.

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Wie kann ich Urlaub in den Alltag integrieren?

Wie man die Vorteile einer Reise – neue Eindrücke, Herausforderungen und Entdeckungen – im Alltag aufleben lassen und nutzen kann, hat die Psychologin und Professorin an der Harvard University Ellen Langer in ihrem Buch „Mindfulness“ versucht zu schildern. „Mindfulness“ lässt sich mit Achtsamkeit oder Aufmerksamkeit übersetzen und genau das soll der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit sein, wenn es nach Langer geht. Wenn man es schafft, die Neugierde und das bewusste Erleben von Situationen wie im Urlaub, in das alltägliche Leben zu übertragen, wirkt sich das positiv auf das Gehirn aus und kann die Haltung im sozialen Umfeld und im Job verbessern. Das Konzept der Achtsamkeit stammt aus dem Buddhismus und soll Menschen helfen, nicht in gedankenlose Routinen zu verfallen.

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