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„Die Welt von oben“

So fühlt sich eine Weltreise mit 2,05 Meter an – ein Interview auf Augenhöhe

Macau, Torsten Johannknecht
Die Fußgängerzone von Macau ist schon recht voll. Genau wie der Bart von Torsten Johannknecht. Foto: Torsten Johannknecht
Torsten Johannknecht

12.04.2018, 16:01 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Im Mai kommt das Buch „Die Welt von oben“ auf den Markt, das erste Werk von Torsten Johannknecht. Doch worum geht’s da? Und was steht drin? TRAVELBOOK wollte dann doch mehr wissen. Also stellt TRAVELBOOK-Redakteur Torsten Johannknecht (2,05 Meter groß) dem Reisebuch-Autoren Torsten Johannknecht (2,05 Meter groß) ein paar Fragen. Auf Augenhöhe eben.

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TRAVELBOOK: Was ist denn das jetzt? Ein Buch?
Johannknecht: „Ja, sicher. Geil, oder?“

Ich stell hier die Fragen. Aber erzähl mal, wie kam es zu dem Schmöker?
„Na, ich hab da mal diese Weltreise gemacht. 2014/2015. Da ist eine Menge passiert, weißte selbst. Also habe ich mir, als ich wieder in Deutschland war, gedacht: Warum nicht darüber schreiben? Schließlich hatte ich mir unterwegs schon ein paar Notizen gemacht, und diese habe ich jetzt einfach mal ausformuliert.“

Offensichtlich hat dich niemand daran gehindert. Erzähl mal ein bisschen von der Reise …
„Sieben Monate, drei Kontinente – steht so aber in dem Buch. Zusammen mit Bärbel, mit der ich den Großteil der Weltreise unterwegs war. Angefangen hat alles in Südamerika. Kolumbien, Peru, Bolivien, Argentinien und Chile. Anschließend rüber nach Neuseeland, dann…“

… lass mich raten: Australien, Fidschi, Hongkong, Indonesien, Bangkok und wieder zurück nach Deutschland?
„Witzbold. Ja, das war unsere genaue Route. Zwischendrin ist natürlich viel passiert – und die ein oder andere Geschichte steht eben in dem Buch drin.“

Uyuni, Salzwüste, Bolivien
Der Klassiker: In der Salzwüste Uyuni macht jeder unglaublich lustige Fotos wie dieses… Foto: Torsten Johannknecht

Haste ein Beispiel?
„In Buenos Aires wollten wir in aller Frühe unser Hostel Richtung Flughafen verlassen, als wir feststellten, dass wir eingeschlossen waren. Das war in dem Moment weniger witzig, weil wir unbedingt unseren Flieger kriegen mussten.“

Ihr hattet am Abend zuvor ordentlich gezecht, richtig?
„Tatsächlich hatten Bärbel und ich noch einen kleinen Schwipps, als wir verzweifelt versucht haben, aus dem Hostel zu kommen. Aber eine Angestellte hatte allen Ernstes mit besoffenem Kopf abgeschlossen, wir bekamen die Tür nicht auf. Ich will jetzt mal nicht verraten, wie das Drama ausging – steht aber natürlich im Buch.“

Ihr habt eine versteckte Tür gefunden und es noch rechtzeitig in den Flieger geschafft …
„Danke.“

Stimmt doch, oder?
„Sehr witzig.“

Matamata, Neuseeland, Hobbiton
In Neuseeland kann man heute immer noch eine Kulisse der „Herr der Ringe“-Filme besuchen – nämlich das Dorf, in dem die kleinen Hobbits wohnen… Foto: Torsten Johannknecht

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Gab’s eigentlich mal einen Punkt, an dem ihr alles hinwerfen und wieder zurück nach Deutschland wolltet?
„Nee, das war wirklich zu keiner Zeit Thema. Ein bisschen Heimweh hatten wir allerdings an Weihnachten und Silvester. Vor allem Heiligabend haben wir doch bisher ein Leben lang immer im Kreise der Familie gefeiert. Während der Reise waren wir am 24. Dezember aber am anderen Ende der Welt, in Neuseeland. Das war schon ein bisschen komisch. Vor allem Silvester. Da waren wir um Mitternacht die einzigen Besucher auf einem Campingplatz eines 240-Seelen-Dorfs. Es war dunkel, einsam und seeehr ruhig – das hatte schon was Skurriles.“

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Habt ihr sonst noch was schätzen gelernt an Deutschland?
„Das ist tatsächlich ein schönes Phänomen. Wenn man mal so lange Zeit die Heimat verlässt, muss man doch ein bisschen schmunzeln, wenn man wiederkommt. Wie viel hierzulande gemeckert und auch gemotzt wird, über was für Probleme sich die Menschen – mich mit eingeschlossen – so alles aufregen, das löst jetzt hin und wieder Kopfschütteln aus.

Warum hat das Buch den Titel „Die Welt von oben“?
„Mit 2,05 Metern ist es, wie du weißt, nicht immer und überall einfach. Klar ist es grundsätzlich kein Problem, so zu reisen, aber hier und da kommt es manchmal eben doch zu lustigen, manchmal zu schmerzhaften Situationen …“

Was meinst du?
„Na, grundsätzlich ist es nicht so entspannt, sich im Flieger in eine normale Sitzreihe zu klemmen. Das Platzangebot für die Beine endet deutlich vor meinem Knie. Nicht unbedingt viel anders ist es in Bussen. Wenn dann auch noch der Vordermann seine Lehne genüsslich in meinen Schoß sinken lässt, hält sich der Spaß für mich in Grenzen. Witzig kann es auch in asiatischen oder südamerikanischen Ländern werden. Dort sind die Menschen im Durchschnitt nicht sooooo groß – daher ist ein 2,05-Meter-Mann dann hin und wieder doch mal eine Attraktion. In El Alto bei La Paz in Bolivien musste ich mich in einem Wrestling-Ring vor eine kleine Wrestlerin knien – und war immer noch größer als sie. Fand das Publikum witzig. Ich auch.“

La Paz Wrestling Kuss
Doch, ganz ehrlich: Bei dem Cholitas-Wrestling in El Alto gab es Publikum! Ein bisschen. Foto: Torsten Johannknecht

Klingt aber auch so, als ob das Buch ein einziges Rumgeheule ist, wie schmerzhaft und schlimm das Reisen für dich ist.
„Natürlich nicht. Ich versuche einfach, auf den paar Seiten ein bisschen Fernweh zu erzeugen. Dass Menschen, die das lesen, Bock haben, sich auch mal außerhalb ihrer Komfortzone zu bewegen. Da passieren dann nämlich solche Momente, mit denen man eben ein ganzes Buch füllen kann. Ein Wrestler-Ring vor den Toren von La Paz ist garantiert nicht meine Komfort-Zone – und schwupps entstand dort eine Anekdote. Reisen eben.“

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Jetzt muss ich aber doch die Klassiker abfragen: Welches war dein Lieblingsland, was das schönste Erlebnis, und wie viel hat die ganze Reise gekostet?
„Mensch, was für einfallsreiche Fragen … Der Ort, der mich am meisten überrascht hat, war der Titicacasee. Aus dem einfachen Grund, dass ich mir darunter gar nix vorstellen konnte. Ich dachte vorher, das sei einfach nur ein See, der eben sehr weit oben liegt. Auf mehr als 3800 Metern Höhe. Was Bärbel und mich dann dort aber erwartet hat, hat uns umgehauen. Das war echt Wahnsinn. Der glitzernde See vor dem Panorama der 6000er-Berge der Anden…“

Nach der größten Überraschung hatte ich zwar nicht gefragt, aber okay. Zurück zu dem schönsten Land.
„Ach so. Ja. Das ist nicht so leicht zu beantworten, denn …“

 Patagonien ist schon echt eine großartige Hausnummer. Wer die Natur mag, muss sich das einmal selbst angucken. Dieses Foto entstand am Rande des Nationalparks Los Glaciares in Argentinien.
Patagonien ist schon echt eine großartige Hausnummer. Wer die Natur mag, muss sich das einmal selbst angucken. Dieses Foto entstand am Rande des Nationalparks Los Glaciares in Argentinien. Foto: Torsten Johannknecht

Versuch’s!
„Patagonien, das Gebiet da in Argentinien und Chile. Und Neuseeland. Beides hat eine Gemeinsamkeit: krasse Natur! Wer Wandern und Outdoor und so’n Zeug mag, für den ist Patagonien Pflichtprogramm. Wer noch ein bisschen weiter weg möchte, sollte sich Neuseeland gönnen. Wirklich atemberaubend, was die Natur da so zu bieten hat. Und sehr, sehr nette Menschen.“

Wie viel hat der ganze Spaß gekostet?
„Im Buch nenne ich eine ungefähre Zahl – ein Kleinwagen ging dafür schon drauf.“

Diesel?
„Was?“

Lass gut sein. Willste noch was zum Buch loswerden, sonst können wir das hier jetzt auch beenden?
„Klar! ‚Die Welt von oben‘ kommt am 21. Mai in die Buchläden, und ich würde mich sehr freuen, wenn es den ein oder anderen Menschen anregen würde zu reisen. Lasst es mich wissen, wie euch das Buch gefällt – ich bin bei Twitter und Instagram.“

Das musstest du natürlich noch erwähnen.
„Profi eben.“

Jetzt ist aber gut. Tschüss.
„Tschüss. Danke fürs Interview.“

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