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Nix da Machu Picchu

Titicacasee – die wahre Perle Südamerikas

Der Titicacasee inmitten der Anden wird als Sehenswürdigkeit oft unterschätzt – für Globetrotter Torsten Johannknecht ist der See gar die wahre Top-Attraktion Südamerikas
Der Titicacasee inmitten der Anden wird als Sehenswürdigkeit oft unterschätzt – für Globetrotter Torsten Johannknecht ist der See gar die wahre Top-Attraktion Südamerikas Foto: Getty Images
Torsten Johannknecht

09.12.2016, 13:33 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Torsten Johannknecht hat einen Traum gehabt – und ihn sich erfüllt: Er ist auf Weltreise und kam in Peru zur Erkenntnis: Nicht Machu Picchu ist die Perle Südamerikas, sondern der Titicacasee.

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Mein aufregendes Anden-Abenteuer beginnt in Cusco. Die Stadt in den Anden Perus liegt auf 3400 Metern Höhe. Überall ist zu lesen, dass das vielen Menschen – speziell wohl Touristen – zu schaffen mache. Pöh! Glaube ich nicht. Schließlich würde ich mich als halbwegs sportlich bezeichnen, was soll mir da das bisschen Höhe schon anhaben? Eine Menge, wie sich herausstellen sollte.

Denn als mein Flieger aus Lima, das etwa 100 Meter über dem Meeresspiegel liegt, in Cusco landet und ich aussteige, spüre ich, wie mir ein wenig die Luft wegbleibt. Einbildung, denke ich. Doch das ist erst der Anfang!

Treppensteigen für Fortgeschrittene

Abends zieht es mich doch mal auf die Straßen der von Cusco. Eine traumhaft schöne Stadt, die besonders für uns Touris ordentlich rausgeputzt ist. Denn von hier aus starten die meisten Ausflüge nach Machu Picchu. Die Inkastadt ist neben der Christusstatue in Rio de Janeiro die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Südamerikas. Aber für den ganzen Krempel hab ich jetzt echt keinen Kopf. Oder Luft. Denn ich versuche gerade, eine Treppe zu besteigen.

Nach zehn Stufen brauche ich eine Pause, wünsche mir ein Sauerstoff-Zelt herbei. Was ist denn jetzt bitte los? Vor wenigen Wochen noch den Halbmarathon in Potsdam geschafft und jetzt hier in Cusco gehe ich wegen einer stinknormalen Dorftreppe in die Knie? Genau so sieht es aus! Der Spaziergang macht mich fertig.

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Das ist das Ziel: Macchu Picchu
Das ist das Ziel: Macchu Picchu. Foto: Torsten Johannknecht Foto: Torsten Johannknecht

Coca gegen die Höhenkrankheit

Als ich später wieder in meinem Hostel ankomme, das natürlich auf einem Hügel liegt, brauche ich erst mal knapp vier, fünf Minuten, bis ich unter Kopfschmerzen mit der Empfangsdame reden kann. Die lacht sich zwar kaputt, kennt das Problem aber. Sie rät mir zu Kokain. So habe ich das zumindest verstanden. Was sie meint, sind aber Coca-Blätter – oder eben den Coca-Tee. Also kein Kokain. Der Wirkstoff in den Blättern soll gegen die Höhenkrankheit helfen. Krankheit? Ich bin doch nur ein paar Stufen gekraxelt.

Wie meine Recherche ergibt, leiden noch weitere Erstankömmlinge hier im Hostel unter der Höhe. Außerdem lese ich im schlauen Internet, dass unter dieser sogenannten Höhenkrankheit wahllos Leute leiden. Untrainierte, Trainierte, Alte, Junge, Große, Kleine, Männlein, Weiblein. Jeden Dritten trifft’s. Das beruhigt mich ein wenig. Nach zwei Tagen in Cusco hat sich mein Körper einigermaßen akklimatisiert. Die Kopfschmerzen sind weg, und ich schaffe jetzt sogar 25 Treppenstufen am Stück. Das ist auch gut so.

Auf zur berühmten Inka-Ruine

Nach der abenteuerlichen, aber total schönen Anreise mit Bus, Taxi und zu Fuß (über zwei Tage verteilt), stehe ich unten am Fuße des Berges, auf dem die Inka damals Machu Picchu hingezaubert haben. Mitte des 15. Jahrhunderts. Auf 2360 Meter Höhe. Warum noch mal? Selbst die Experten sind sich heutzutage nicht sicher, wozu Machu Picchu da oben auf dem Bergkamm diente. Ich aber entscheide mich dafür, bequem mit dem Bus hochzufahren. Zu Fuß ginge auch – passt mir aber zeitlich nicht so.

Alle Touristen werden da hochgekarrt. Einige wenige laufen. Zugegeben, das Inka-Dörfchen auf den verschiedenen Hügeln ist schon interessant. Auch der Fakt, dass die Baukosten für das Dorf heute angeblich bei 760 Millionen Euro liegen würden. Keine Ahnung, wie die Inka das damals dahin gebastelt haben.

Der Weltenbummler in der Inka-Dorfruine
Der Weltenbummler in der Inka-Dorfruine. Foto: Torsten Johannknecht Foto: Torsten Johannknecht

Also habe ich jetzt auch Machu Picchu gesehen – check! Aber: Ich bin der Meinung, dass dieser Ort nicht DIE Sehenswürdigkeit Südamerikas ist, sondern der Titicacasee. Jawohl! Ein geiles Teil! Und echt riesig, angeblich fast 16-mal so groß wie der Bodensee. Mit dem Bus geht’s von Cusco nach Puno, dort eine Nacht Zwischenstation. Direkt am höchsten beschiffbaren See der Welt. Auf 3800 Metern Höhe. Puh!

Von Perus Copacabana nach Bolivien

Dann heißt es aber: Bye-bye Peru. Denn am nächsten Tag fahre ich mit dem Bus nach Copacabana – in Bolivien. Nix da Rio – das kleine Städtchen Copacabana hat zwar keinen weltberühmten Strand, bietet aber trotzdem einiges. Vor allem den Ausblick vom „berühmten“ Hügel Cerro Calvario. Der Wahnsinn. Die Stadt und der See zu Füßen, in der Ferne die Spitzen der 6000 Meter hohen Anden. Atemberaubend! Aber es kommt noch besser.

Denn am nächsten Tag fahre ich zwei Stunden mit einem Tucker-Boot auf die Isla del Sol, die Sonneninsel. Es regnet dort nachts zwar fast genauso viel, wie tagsüber die Sonne scheint – aber besser so als andersrum! Und diese Insel ist DAS Highlight für mich. Auch die Isla del Sol könnte die Top-Sehenswürdigkeit Südamerikas sein. Dann allerdings würde die Einsamkeit flöten gehen. Denn auf dem kleinen Eiland gibt es keine Autos, nur ein paar Menschen, Esel, Hunde, Schafe, Katzen und Lamas. Und eben Touristen. Nicht in Massen, aber die Insel lebt natürlich davon. Und ich vergaß: Es gibt auch viele Hügel.

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Wenig Luft, dafür umso mehr Ausblick

Viele Menschen kommen zum Wandern auf die Isla del Sol. Für mich heißt das: 25 Treppenstufen hochsteigen und dann hoffen, dass niemand in der Nähe ist, der mich dann so dringend nach Luft schnappen sieht. Hecheln wie bekloppt. Der Puls rast. Der See ist bereits 3800 Meter hoch – die höchsten Hügel der Insel haben somit mehr als 4000 Meter. Und dementsprechend habe ich zwar wenig Luft, aber: Ausblick!

Torsten Johannknecht am Titicacasee
Torsten Johannknecht am Titicacasee. Foto: Torsten Johannknecht Foto: Torsten Johannknecht

Von meinem Hostel-Bettchen aus habe ich den Gänsehaut-Blick auf den See und die schneebedeckten Gipfel der Anden-Giganten. Dazu die glasklare Luft; die Ruhe wird nur hin und wieder von einem Esel oder einem Schaf angenehm durchbrochen. Was will man mehr? Einziger Nachteil: Obwohl die Sonne ziemlich knallt, ist es recht frisch. Besonders nachts im nicht isolierten Zimmer kann die Kälte gut klirren. Dennoch: Der Titicacasee mit seiner Sonneninsel gehört für mich ins Pflichtprogramm einer jeden Südamerika-Tour. Was für eine Perle!

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Danach hat es mich wieder in die Großstadt verschlagen: La Paz – mit bis zu 4100 Meter höchster Regierungssitz der Welt. Höchste Hauptstadt der Welt ist übrigens Quito in Ecuador auf 2850 Metern. Das Gehupe, die Abgase, der Lärm und die vielen Menschen sind gewöhnungsbedürftig. Ein Moloch mit Ausblick: Die gigantischen Anden-Gipfel überragen die Stadt. Und auch hier gilt für mich noch immer die 25-Treppenstufen-Regel. Wird das eigentlich irgendwann besser oder komme ich mir überall in den Anden vor wie ein Biggest-Loser-Kandidat bei der Tour de France? Ganz schön schlau von mir, dass für die nächsten Tage eine Downhill-Abfahrt auf der gefährlichsten Straße der Welt auf meinem Programm steht.

Themen Bolivien Peru Südamerika
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