Er sieht aus wie ein farbenfroher Alien. Doch bei aller Begeisterung wegen seiner außergewöhnlichen Erscheinung sollte man Abstand halten. Denn der „Blaue Drache“, wie der „Glaucus atlanticus“ wegen seines auffälligen Äußeren auch genannt wird, trägt mitunter das Gift von verspeisten Tieren in sich. Wo das Seetier zu finden ist und wie gefährlich es für Menschen ist – TRAVELBOOK erklärt es.
Einen seltenen Fund machte ein Badegast erst im August in der Stadt Torrevieja an der Costa Blanca in der spanischen Provinz Alicante. Am Strand La Mata entdeckte er nämlich einen noch lebenden „Blauen Drachen“ im Sand, wie das Portal „Costa Nachrichten“ berichtete. Eine kleine Sensation, verkündeten Wissenschaftler doch erst kürzlich, dass das wie ein Fabelwesen aussehende Meerestier bis vor kurzer Zeit über 300 Jahre lang nicht im Mittelmeer gesichtet worden war. Da der Badegast den „Blauen Drachen“ umgehend an Rettungsschwimmer übergeben hatte, kann das seltene und mysteriöse Meerestier nun von Biologen in der Universität von Murcia untersucht werden. Leider verstarb der „Blaue Drache“ kurz nach dem Fund.
„Blauer Drache“ lebt in großen Schwärmen
Ein strahlend blauer Körper, eine auffällige Zeichnung und Flossen, die wie Flügel wirken: Der „Glaucus atlanticus“ sieht aus wie ein Fabelwesen. Die meiste Zeit treibt das etwa drei bis fünf Zentimeter große Tier in großen Schwärmen seiner Art unter der Wasseroberfläche, was auch seine Färbung erklärt: Die obere Körperhälfte ist blau-weiß, als Tarnung für Raubvögel, die untere Körperhälfte ist grau-weiß, sodass Jäger im Wasser sie kaum vom Himmel unterscheiden können.
Normalerweise lebt die Seeschnecke in warmen Gewässern an der Ost- und Südküste Südafrikas und an der Ostküste Australiens. Doch neuerdings findet sich der „Blaue Drache“ scheinbar auch immer öfter an einem deutlich näheren Urlaubsziel: Spanien!
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„Blauer Drache“ bereits mehrfach in Spanien gesichtet
Medienberichten zufolge wurden auch schon vor dem aktuellen Fund mehrfach Exemplare an den Stränden der Costa Blanca gesichtet. Unter anderem, schreiben die lokalen „Costa Nachrichten“, habe es Exemplare an den Stränden im Raum Torrevieja gegeben, anderen Berichten zufolge seien auch Tiere in der Bucht Las Estacas in Orihuela entdeckt worden. Die ersten Sichtungen gab es bereits im Sommer 2021. Seitdem seien die Tiere, zumindest laut „Costa Nachrichten“, „mehrmals von Badegästen in Buchten oder am Strand gesichtet“ worden.
Das ist auch deshalb außergewöhnlich, als bis 2021 der „Blaue Drache“ seit 300 Jahren nicht mehr im Mittelmeer anzutreffen war. Im Jahr 1705 hatte der Wissenschaftler Johann Philip Breyn von der Royal Society aus London zuletzt ein Exemplar in den Gewässern von Ibiza dokumentiert. Seitdem war vom „Glaucus atlanticus“ im Mittelmeer lange keine Spur mehr zu sehen. Wissenschaftler vermuten, dass es sich dabei um „ein zufälliges Vorkommen“ handelt, wie die Biologen Juan A. Pujol, Raquel López-Esclapez und Nicolas Ubero-Pascal schon im vergangenen Jahr in der Abhandlung „New records of rare species in the Mediterranean Sea“ erläuterten. Allerdings schreiben sie weiter auch, dass es angesichts der Erwärmung der Meere „nicht verwunderlich“ sei, wenn „bald neue Exemplare gesichtet werden“.
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Warum der „Glaucus atlanticus“ giftig sein kann

Badegäste in Spanien sollten daher vorsichtig sein. Denn eine Begegnung mit dem „Blauen Drachen“ kann unangenehm werden. Der kleine Glaucus kann nämlich giftig sein – was auf seine unkonventionelle Ernährung zurückzuführen ist. Er ernährt sich nämlich mitunter von hochgiftigen Quallen, darunter auch die Portugiesische Galeere. Wissenschaftler vermuten, dass ein zufälliger Kontakt mit einem „Blauen Drachen“ bei Menschen einen ähnlichen Stich verursachen könnte. Das Gift einer Portugiesische Galeere führt bei Kontakt zu roten, schmerzenden Striemen auf der Haut. Im schlimmsten Fall kann es zu einem allergischen Schock kommen. Bislang sind allerdings keine Fälle bekannt, in denen der Kontakt mit dem „Blauen Seedrachen“ ähnliche Folgen bei Menschen hatte. Panik ist also unangebracht.
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Dennoch: Urlauber sollten kein Risiko eingehen, wenn Sie zufällig eine der Seeschnecken am Strand entdecken. Lassen Sie das Tier in Ruhe, fassen Sie es nicht an und informieren Sie, wenn möglich, Bademeister vor Ort.