8. Juni 2018, 13:15 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine neue WWF-Studie hat die Verschmutzung des Mittelmeers mit Plastikmüll untersucht – mit erschreckenden Ergebnissen. Während der Sommermonate steigt die Belastung um 40 Prozent.
Im Mittelmeer gibt es mehr Mikroplastik als im Müllstrudel im Pazifik – das ergibt eine neue WWF-Studie. Touristen tragen massiv zu der starken Verschmutzung bei.
Am „Tag der Meere“ (8. Juni) stellt die Umweltorganisation World Wide Fund For Nature, kurz WWF, ihren Mittelmeer-Report vor. Das schockierende Ergebnis: Pro Quadratkilometer stellten die Wissenschaftler eine Konzentration bis zu 1,25 Millionen Plastik-Fragmenten fest. Das ist fast vier mal so viel Mikroplastik wie im Plastikstrudel im nördlichen Pazifik.
Der Kunststoff befindet sich auch in der Mägen von 134 verschiedenen Tierarten, darunter Meeresschildkröten, Fischen, Seevögeln und Meeressäugern wie Pottwalen, Finnwalen, Tümmlern oder Delfinen. Sie verwechseln den Müll mit Nahrung und verhungern dann trotz vollem Magen.
Türkei als größter Verschmutzer
An der Spitze der Mittelmeer-Verschmutzer steht die Türkei gefolgt von Spanien, Italien und Ägypten.
Hauptursache für den Müll im Meer sind laut einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Lücken im Abfallmanagement. Vor allem durch ungesicherte Mülldeponien in der Nähe des Meeres oder illegale Abfallentsorgung in Flüssen gelangt der Plastikmüll in die Umwelt. Obwohl das Mittelmeer nur ein Prozent des Wassers auf der Erde enthält, schwimmen darin sieben Prozent des weltweiten Mikroplastiks.
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40 Prozent mehr Abfall durch Touristen im Sommer
Doch auch der Tourismus trägt stark zur Müllflut bei. 320 Millionen Menschen machen pro Jahr in den Anrainerstaaten des Mittelmeers Urlaub. In der Hochsaison im Sommer schwimmen 40 Prozent mehr Müll im Mittelmeer als sonst, vor allem Plastikflaschen, Strohhalme oder Tüten landen dann im Wasser.
„Europa produziert enorme Mengen Plastikmüll und muss seine Struktur für Abfallentsorgung und Recycling verbessern“, sagt Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. „Auch der Tourismussektor ist gefragt und sollte den Ausbau der Infrastruktur in den Destinationen unterstützen. Hotels und Schiffe müssen wirksame interne Abfallsammelsysteme einrichten und den Müll vollständig trennen. Wir können nicht zulassen, dass das Mittelmeer in Plastik ertrinkt.“
Einige Tourismusregionen entwickeln bereits erste Lösungen für die Müllbelastung. So arbeitet Mallorca an einem neuen Abfallgesetz: Plastiktüten sollen bis 2019 verschwinden. Im Folgejahr werden vermutlich auch Einweggeschirr aus Plastik, Wattestäbchen und Lutscherstängel von der Insel verbannt.
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Was können Urlauber tun?
Der WWF gibt ein paar Tipps, wie die Touristen helfen können, damit nicht noch mehr Plastik ins Wasser gelangt. Ganz klar: Auf Einweg-Plastikflaschen verzichten, da lieber zu einer Glasflasche greifen und die immer wieder auffüllen, z.B. im Hotel. Auch die Einweg-Plastiktüten sollte man unbedingt weglassen. Einkäufe sind auch ganz einfach mit einem Beutel oder dem Rucksack zu transportieren. Ganz wichtig: Das gilt auch für Plastiktüten, in denen Obst und Gemüse noch mal extra verpackt werden. Diese im Zweifel komplett weglassen oder das Obst auch einfach in mitgebrachte Beutel packen.
Des Weiteren keine Kosmetik verwenden, in denen Mikroplastik drin ist. Wenn Sie wissen möchten, in welchen Kosmetik-Produkten das verarbeitet wird – HIER gibt es eine Liste vom BUND. Überhaupt gilt: Produkte, die in Plastik eingeschweißt sind, vermeiden, wo es geht. Und: Achten Sie auf sachgerechte Müll-Entsorgung im Hotel. Womöglich retten Sie mit solch kleinen Maßnahmen schon das Leben einiger Tiere im Mittelmeer!